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Ein paar Tage Licht

Ein paar Tage Licht

Titel: Ein paar Tage Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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passierten Phil und die beiden Bodyguards den Kontrollpunkt. Ein brauner Porsche Cayenne, sicherlich der einzige, der im Augenblick auf einer algerischen Autobahn fuhr.
    Der Cayenne beschleunigte.
    Im Schritttempo näherte Eley sich der Absperrung. Ein Pick-up wurde herausgewunken. Ein Motorradfahrer. Dann kam der weiße Honda mit Soudanis Beschattern. Eley sah eine Hand aus dem Fahrerfenster ragen, etwas blitzte im Sonnenlicht auf, Metall oder Plastik, ein Dienstausweis. Mehrere Polizisten salutierten. Der Honda schoss davon.
    Es war Eley nicht schwergefallen, sie in Algier zu identifizieren. Zwei Männer in einem geparkten Auto nahe dem Sofitel, mit Funkgerät und Telefon beschäftigt. Hatten dem Cayenne ein paar Meter gelassen, dann waren sie losgefahren.
    Er atmete tief ein. Bislang hatte er bei den Kontrollen Glück gehabt, war wegen oder trotz des grünen Diplomatenkennzeichens nicht angehalten worden. Falls Soudani ahnte oder wusste, dass er Phil folgte, wäre es an einer der barrages ein Leichtes, ihn auszuschalten. Er hatte die Fahrt nicht angemeldet und weder eine Genehmigung, den Bezirk Algier zu verlassen, noch eine Polizeieskorte. Die Beamten könnten darauf bestehen, dass er wartete, bis Begleitschutz nachkam, was dauern würde. Hinterher könnten ihm die Behörden in Algier, wenn sie wollten, die Hölle heiß machen.
    Doch auch diesmal ließ man ihn nach einem Blick auf sein Gesicht passieren.
    Nach Issers weitete sich das Tal, ein paar karge Ortschaften, Felder, auf beiden Seiten bräunliche Erhebungen. Eley hatte den weißen Honda im Blick, sah den Cayenne weiter vorn immer dann, wenn die Nationalstraße einen Bogen beschrieb.
    Zwanzig Kilometer bis Tizi Ouzou.
    Er dachte an das Gespräch mit Toumi im Jardin d’essai. Ein paar merkwürdige Minuten, zwei Männer, eine Frau, hatten dicht beieinander gestanden, mit gedämpften Stimmen gesprochen. Amel hatte nicht mehr viel gesagt, mit gerunzelter Stirn zugehört, die Sonnenbrille hatte ihre Gedanken verborgen. Toumi hatte wie ein Verzweifelter gewirkt, der sich die Verzweiflung unter keinen Umständen anmerken lassen durfte. Hatte zu viele Fragen gestellt, um Eleys Unbehagen zerstreuen zu können. Wie sind Sie auf Monsieur Stewens gestoßen? Wonach haben Sie in seinem Zimmer gesucht? Haben Sie etwas gefunden? Namen, die uns weiterhelfen? Steht Monsieur Stewens auf irgendeine Weise mit der Entführung von Monsieur Richter in Verbindung?
    Eley hatte ihn auflaufen lassen.
    Zufall, Toumi.
    Keine Ahnung, Toumi.
    Schmutzwäsche, Toumi.
    Er fand es nicht auffällig, dass Soudani Toumi ganz offensichtlich nicht auf dem Laufenden hielt. Ein Dienst im Dienst, der vielleicht direkt Mohamed Mediène, dem mächtigen DRS -Chef, unterstellt war – warum nicht? Irritierend war, dass Toumi sich nicht damit abfand, sondern versuchte, auf anderen Wegen an die Informationen zu kommen.
    Der General sei auf den Kampf gegen den Terror konzentriert, hatte Toumi gesagt, Richter habe keine Priorität für ihn. Deshalb ist es so wichtig … für Monsieur Richter so wichtig, dass Sie mit mir zusammenarbeiten. Dass Sie mir sagen, was Monsieur Stewens … Ob Sie auf Namen gestoßen sind …
    Zufall, Toumi. Keine Ahnung, Toumi. Schmutzwäsche.
    Eley lächelte grimmig. Sie hatten sich im Kreis gedreht. Bis er sich am Ende Gewissheit verschafft hatte. Demokratie, Toumi, wäre das nicht was für Algerien? Eine neue Volksbewegung, die die Macht übernimmt und die Demokratie installiert.
    An Toumis überraschtem, fiebrigem Blick hatte er erkannt, dass seine Vermutung wohl zutraf. Djamel Benmedi, Sadek Madjer, Abderrahmane Toumi.
    Er hatte ihm die Zigarettenschachtel hingehalten, Feuer gegeben. Schweigend hatte Toumi den Kopf zur Seite gewandt, die Anspannung war plötzlich von ihm abgefallen, das Gesicht leer, erschöpft. Aber wir leben in einer Demokratie, Monsieur Eley.
    Natürlich konnte er Eley gegenüber nicht offen sprechen. Seine Leute hatten Richter entführt und Toni ermordet.
    Und immer wieder das Telefon. Eley hatte es leise gestellt, sah die Anrufer auf dem Display, ging nicht dran. Der Botschafter, mehrfach. Zweimal Carola Liebig. Einmal Simon, wohl aus dem Flugzeug, kurz vor dem Start. Ein Dutzend Mal Harry Landrich. War hartnäckig, der Chef. Erbost. Hinterließ atemlos Nachrichten.
    Ralf, geh dran, du gehst jetzt endlich dran, hörst du?
    Ralf, der Botschafter ist sauer … Er sagt, wo steckt Eley, ich sage, Herr Botschafter, vertrauen Sie ihm, er weiß, was er tut, er

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