Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein perfekter Freund

Ein perfekter Freund

Titel: Ein perfekter Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
Vom Netzwerk:
kaufte seine Hemden bei BOX!. Der vergessene Fabio war ein kleiner Möchtegern. Wir haben alle applaudiert, als Norina dich rauswarf.«
    Fabio blieb still. Sarah bot ihm eine Zigarette an. »Der vergessene Fabio rauchte.«
    »Ich weiß«, erwiderte Fabio und nahm keine.
    Sarah zündete sich eine an. »Sorry. Du wolltest die Wahrheit wissen.«
    »Das war, bevor ich sie kannte.« Er versuchte zu lächeln.
    »Und du weißt bis heute nicht, was die große Sache war?«
    »Niemand weiß es.«
    »Außer Rufer.«
    »Auch er nicht. Deswegen hat er dich ja rausgeschmissen.«
    »Er hat mich nicht rausgeschmissen. Ich habe gekündigt. Er hat mir den Brief gezeigt.«
    »Es war gegenseitiges Einvernehmen.«
    Fabio schüttelte den Kopf. Er war an einer großen Sache gewesen und hatte nicht einmal seinen Chefredakteur eingeweiht. »Und Lucas? Dem hätte ich es doch gesagt.«
    »Lucas sagte, nein. Aber du kennst ja Lucas, der würde dich nicht verraten.«
    Fabio setzte sein spöttischstes Lächeln auf.
    »Ach, komm, Fabio. Lucas hat dich nicht verraten.« Fabio ging nicht darauf ein.
    »Falls dir einer helfen kann, dann er.«
    »Frag ihn doch«, schlug Fabio vor.
    »Das habe ich schon getan. Er sagte, es habe keine große Sache gegeben.«
    Fabio spürte, wie die Wut in ihm aufstieg. »Will er behaupten, ich hätte sie vorgetäuscht?«
    »Er war nicht der einzige, der das sagte, Fabio. Aber vielleicht der einzige, der es aus Loyalität tat.«
    »Ha!« stieß Fabio aus. So laut, daß der Kellner glaubte, er habe ihn gerufen.
    »Und du? Was glaubst du? Gab es die große Sache?« Sarah zuckte die Schultern.
    »Komm, sag schon.«
    Sie strich sich mit der flachen Hand über das widerspenstige, blondgefärbte Haar und zog an ihrer Zigarette. »Ich glaube, daß es die große Sache gab. Aber dann…« Sie machte eine vage Handbewegung.
    »Dann?«
    »Hat sie sich zerschlagen, in Luft aufgelöst, was weiß ich. Auf jeden Fall hast du am Anfang daran geglaubt. Das hab ich dir angesehen. So gut hab ich den alten Fabio gekannt.«
    »Wann war ›am Anfang‹?«
    Sarah wühlte in ihrer Tasche und brachte ihre Agenda zum Vorschein. Ein kleines Ringbuch aus speckigem Leder, das von einem Gummiband zusammengehalten wurde.
    »So gegen Ende der Lokführergeschichte. So Mitte Mai.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja. Ich dachte damals nämlich, die neue Sache hänge damit zusammen.«
    Fabio stellte die leeren Teller zusammen, schob sie zur Seite, legte sein Ringbuch auf den Tisch und notierte sich alle Termine ihrer Agenda, die mit ihm zu tun hatten. Die Schlußredaktion seiner letzten Reportage, die Redaktionskonferenzen, die er geschwänzt hatte, die Themensitzungen, an denen er nicht aufgetaucht war. Kurz vor zwei bestellte er die Rechnung. Sarah mußte zurück in die Redaktion.
    Während sie auf das Wechselgeld warteten, fragte Fabio:
    »Hast du eine Ahnung, weshalb ich einen Lebensmittelingenieur von LEMIEUX interviewen wollte?«
    »Weil du die Blonde vo n der LEMIEUX-Presseabteilung beeindrucken wolltest - wie heißt sie?«
    (Unter der Laterne - wie einst Lili…) »Marlen«, antwortete Fabio, »war die Folge meiner Lebensmittelrecherchen, nicht die Ursache. Ich kannte sie vorher nicht.«
    »Lucas kannte sie. Du hast sie mit ihm zusammen gesehen. Daraufhin hast du ihm die Einladung für das Pressefrühstück abgeschwatzt.«
    »Erzählt er das?«
    »Stimmt es nicht?«
    »Woher soll ich das denn wissen«, antwortete Fabio gereizt.
    »Entschuldige.«
    Der Kellner brachte das Wechselgeld. Sarah steckte sich eine Zigarette für den Weg an.
    Fabio schob sein Fahrrad neben ihr her. Ein artiger Sohn, der seine Mutter begleitete. An der Bushaltestelle fragte er: »Und das mit Norina und Lucas, wann hat das angefangen?«
    Sarah winkte ab. »Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es überhaupt angefangen hat.«
    Kaum war der Bus außer Sichtweite, begann sein Handy Marlens Bolero zu spielen. Fabio nahm sich vor, noch am selben Abend die Gebrauchsanweisung zu suchen.
    Marlen sagte, sie habe Dr. Mark um einen Termin für Fabio gebeten. Zur Überprüfung einiger Fakten zum gleichen Thema wie beim letzten Mal. »Er hat gefragt, ob es dringend sei und, als ich ja gesagt habe, seinen frühesten Termin genannt. Dienstag in zwei Wochen.«
    »Und das Thema?« wollte Fabio wissen. »Hast du darüber etwas herausgefunden?«
    »Nein«, sagte Marlen, »aber ihn scheint es nicht sonderlich zu interessieren.«
    »Hast du seine Durchwahl?«
    Marlen gab ihm die Nummer. »Aber von mir

Weitere Kostenlose Bücher