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Ein perfektes Leben

Ein perfektes Leben

Titel: Ein perfektes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonardo Padura
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nach einem Kamm.
    »Das ist er«, bestätigte El Conde, und der Gerichtsarzt bedeckte das Gesicht wieder mit dem Laken. Wie der Vorhang, der nach dem letzten Akt eines langweiligen, gefühlsarmen Stückes fällt, dachte Mario.
    »Ach, da ist ja mein Freund Conde«, rief der Mann, der das Büro betrat. Und Mario dachte: Der ist ja schwärzer als die Sünde.
    Teniente Raúl Booz grinste, und seine weißen Pferdezähne brachten ein wenig Licht in das blauschwarze Gesicht. Niemand hätte behaupten können, er wäre größer als zwei Meter oder schwerer als dreihundert Pfund, aber El Conde wurde schon bei seinem bloßen Anblick nervös. Wie kann er nur so groß und so schwarz sein, fragte er sich und stand auf, um Teniente Booz die Hand zu drücken.
    »Sargento Palacios kennst du ja bereits, oder?«
    »Ja, ja«, bestätigte Booz und schenkte auch Manolo sein breites Grinsen. Dann machte er es sich auf dem Sofa bequem, das die gesamte Wand des Büros einnahm. »Du warst es also, der diesen Rodríguez gesucht hat?«, fragte er Mario.
    El Conde nickte und erzählte ihm die Geschichte von Rafael Moríns Verschwinden.
    »Hier hast du ihn, Bruder, sauber verpackt. Wird wohl der schwerste Fall deines Lebens. Hier«, und er reichte seinem Kollegen die Akte, die er neben sich aufs Sofa gelegt hatte. »Unter seinen Fingernägeln haben wir ein Haar gefunden, mit etwas Kopfhaut. Vermutlich von dem Mann, der ihn ermordet hat.«
    »Und was sagt die Autopsie, Teniente?«
    »Klar wie Quellwasser. Er starb am Abend des Ersten oder in der Nacht zum Zweiten. Der Arzt ist sich nicht ganz sicher, die Kälte hat die Leiche gut konserviert. Deshalb hat man sie auch nicht gleich gefunden. Der zweite und der dritte Halswirbel sind gebrochen, und das Knochenmark ist beschädigt, was zum Tod geführt hat. Es wurde auch eine Hirnquetschung festgestellt, aber das war nicht die Todesursache.«
    »Aber wie kann das passiert sein, Teniente?«, fragte Manolo dazwischen, ohne einen Blick auf die Akte zu werfen, die Mario Conde ihm hinhielt.
    Teniente Booz, Chef der Kripo von La Habana del Este, betrachtete seine Fingernägel, bevor er antwortete: »Gestern Abend gegen zehn Uhr hat eine Frau auf dem Kommissariat in Guanabo angerufen und gesagt, aus einem leer stehenden Haus in Brisas del Mar komme ein seltsamer Geruch und das Schloss an der Hintertür sei aufgebrochen. Da draußen gibt es nur zwei Häuser, das von der Frau und ein anderes, zwanzig Meter weiter, das im Winter leer steht. Die Kollegen von Guanabo sind hingefahren und haben die Leiche im Bad gefunden. Alles deutet darauf hin, dass der Mann mit dem Kopf auf den Badewannenrand gefallen ist, aber der Schlag war so heftig, dass man ein bloßes Ausrutschen ausschließen kann, Palacios. Er wurde gestoßen, und vorher hat es einen Kampf gegeben, vielleicht nur einen sehr kurzen, bei dem das Opfer den Mörder gekratzt und ihm das Haar samt Kopfhaut ausgerissen hat. Es stammt von einem Weißen, etwa vierzig Jahre alt, zwischen 1,65 und 1,70 groß, schwarzes Haar übrigens … Das muss euch für den Anfang reichen.«
    »Besser gesagt, fürs Ende, Teniente«, sagte Mario.
    »Da gibt es aber noch ein Problem. Auch wenn der Mord nicht geplant war, hinterher ist etwas sehr Merkwürdiges passiert. Der Mörder hat das Opfer entkleidet und dann die Kleider mitgenommen. Und da ist da noch die Sache mit dem Köfferchen oder einer Ledertasche. Auch die ist nicht gefunden worden, aber der Tote hat Spuren von Leder an beiden Händen, also hatte er kurz vor dem Kampf so was bei sich. Die Tasche muss ziemlich schwer gewesen sein, denn er hat sie abwechselnd in beiden Händen getragen.«
    »Und gibts noch weitere Spuren? Von Autos oder so?«
    »Nichts. Die Fingerabdrücke stammen von dem Toten, und zwar an der aufgebrochenen Tür, in der Küche, an einem Sessel im Salon und im Bad. Sieht so aus, als hätte er auf jemanden gewartet, höchstwahrscheinlich auf seinen Mörder. Wir haben die nähere Umgebung durchkämmt, aber weder die Tasche noch die Kleidung des Toten wurde gefunden. Ist der Fall ein Dreikönigsgeschenk, ja oder nein?«
    »Und wie fändest du das, Booz, wenn ich dich in zwei Stunden anrufe, um dir mitzuteilen, dass der Mörder René Maciques heißt?«, entgegnete El Conde. Er stand auf und steckte die Pistole, die sich unbedingt befreien wollte, in den Gürtel zurück.
     
    Mario Conde dachte daran, sich eine Zigarette anzuzünden, tat es dann aber nicht. Stattdessen nahm er seinen Kugelschreiber und

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