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Ein perfektes Leben

Ein perfektes Leben

Titel: Ein perfektes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonardo Padura
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so. Los, fang an, wir sehen uns in einer Stunde.«
    »In einer Stunde … In einer Stunde? Hör mal, du verbreitest hier die totale Hektik, aber bis jetzt hast du mir noch nicht mal erzählt, was du über den Spanier rausgefunden hast.«
    »Nichts. Hab mit dem Sicherheitschef des Ministeriums gesprochen, der Spanier ist anscheinend so rein wie die Jungfrau Maria. Läuft ganz gerne den Mädels hinterher, ist aber ziemlich knickrig. Ansonsten ist er ein Freund Kubas, hat mir der Sicherheitschef gesagt. Macht prima Geschäfte mit uns. Alles ganz normal.«
    »Und? Willst du mit ihm sprechen?«
    »Wollen tät ich schon gerne, kannst du dir ja denken. Aber ich glaub nicht, dass der Alte uns zum Cayo Largo fliegen lässt. Seit dem Ersten hält der Spanier sich nämlich auf der Insel auf. Sieht so aus, als hätte sich alle Welt am Ersten aus dem Staub gemacht.«
    »Ich glaube, wir sollten mit ihm reden. Nach dem, was Maciques über ihn gesagt hat … «
    »Vor Montag kommt er nicht zurück, wir müssen warten. Also dann, mein Lieber, in einer Stunde, hier.«
    Manolo stand auf und gähnte, riss den Mund auf, so weit er konnte, und ließ einen jammernden Klagelaut hören. »Wo ich doch so müde bin nach dem Essen … «
    »Hör mal, willst du wissen, was mich jetzt gleich erwartet?«
    Mario Conde trat nah an den Sargento heran, und nach einer kleinen Pause fuhr er fort: »Ich muss zum Alten und ihm mitteilen, dass wir keinen blassen Schimmer haben. Willst du mit mir tauschen?«
    Grinsend trat Manolo den Rückzug an. »Nein, dafür bist du zuständig. Schließlich verdienst du ja fast fünfzig Pesos mehr als ich. In einer Stunde, hast du gesagt, ja?« Damit erklärte er sich mit der Dienstanweisung einverstanden, und er verließ das kleine Büro, ohne das »Genau!« zu hören, mit dem ihn der Teniente verabschiedete.
    Mario Conde sah ihn die Tür hinter sich schließen und gähnte nun ebenfalls. Er dachte daran, dass er um diese Zeit einen ausgiebigen Mittagsschlaf hätte halten können, zusammengekauert und gut zugedeckt, nachdem er sich mit Joses Essen den Bauch voll geschlagen hätte. Oder er hätte ins Kino gehen können. Er liebte es, am helllichten Tag in einem dunklen Kinosaal zu sitzen und sich anspruchslose und rührselige Filmchen anzusehen, wie zum Beispiel Die Geliebte des französischen Leutnants oder Leute wie wir oder Wir haben uns so sehr geliebt. Es gibt keine Gerechtigkeit auf Erden, dachte er und widmete sich wieder der Akte und seinem zerfledderten Notizbuch. Hätte er an Gott geglaubt, dann hätte er sich Gott anbefohlen, bevor er sich mit leeren Händen auf den Weg zum Mayor machte.
    Er ging zum Treppenhaus. Im letzten Büro auf dem Flur, dem größten und kühlsten der Etage, brannte Licht. Er beschloss, einen notwendigen Zwischenstopp einzulegen. Er klopfte an die Scheibe, öffnete die Tür und sah den gebeugten Rücken von Capitán Jorrín, der, den Unterarm aufs Fensterbrett gestützt, auf die Straße blickte. Der alte Wolf drehte sich kaum um, sagte nur, komm rein, Conde, komm rein, und blieb in derselben Haltung stehen.
    »Was meinst du, Conde, soll ich in Pension gehen?«, fragte er. Der Teniente begriff, dass er den falschen Moment erwischt hatte. Da fragst du den Richtigen, dachte er.
    Jorrín war der älteste Ermittlungsbeamte der Kripozentrale und so etwas wie eine Institution. Wie viele seiner Kollegen betrachtete ihn Mario als eine Art nützliches Orakel, das man befragen konnte, wenn man auf Vermu tungen und Prophezeiungen angewiesen war und Rat suchte. Mit Jorrín zu sprechen war wie ein unverzichtbares Ritual bei jedem kitzligen Fall. Doch Jorrín wurde alt, und seine Frage eben war ein böses Omen.
    »Was ist los, Maestro?«
    »Ich versuche mich gerade selbst davon zu überzeugen, dass es besser wäre, wenn ich in Pension ginge. Wüsste aber gerne, was einer wie du dazu meint.«
    Der Capitán drehte sich um, blieb aber am Fenster stehen. Er wirkte müde oder melancholisch oder vielleicht bedrückt durch irgendeinen Kummer.
    »Nein, Conde, keine Probleme mit Rangel oder so, das ist es nicht. In letzter Zeit haben wir uns beinahe angefreundet. Das Problem bin ich, Teniente. Die Arbeit hier bringt mich noch um. Seit fast dreißig Jahren beteilige ich mich am Kampf, aber jetzt kann ich nicht mehr, glaub ich. Ich kann nicht mehr«, wiederholte er und sah zu Boden. »Weißt du, mit was für einem Fall ich im Moment befasst bin? Mit dem Tod eines dreizehnjährigen Jungen, Teniente. Ein hoch

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