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Ein perfektes Leben

Ein perfektes Leben

Titel: Ein perfektes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonardo Padura
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Genossin Fachleiterin Ihnen offenbar beipflichtet, möchte ich Sie bitten, Genosse Direktor, mich vom Dienst zu suspendieren, denn an dieser Schule kann ich nicht weiter unterrichten, auch wenn es hier so empfindsame und gute und tüchtige Schüler gibt wie diese jungen Leute, schloss sie und zeigte auf uns. Und dann verließ sie das Direktionszimmer. Ich werde nie vergessen, dass sie immer noch hochrot im Gesicht war und weinte. Und es schien, als wären die Pockennarben aus ihrem Gesicht verschwunden, denn in diesem Moment war sie die schönste Frau der Welt.
    Wir saßen wie versteinert da. Carmita fing an zu weinen, der Hinkefuß sah das Tribunal an, das über uns zu Gericht saß. Da stand, lächelnd wie immer, Rafael Morín auf und stellte sich neben den Direktor. Genosse Direktor, sagte er, nach diesem hässlichen Vorfall wäre es gut, glaube ich, mit den Schülern zu sprechen, denn es sind alles hervorragende Genossen, und sie werden verstehen, was Sie ihnen vorgeworfen haben. Du zum Beispiel, Carmita, sagte er und legte dem dünnen Mädchen eine Hand auf die Schulter, hast bestimmt nicht über die Konsequenzen deiner idealistischen Erzählung nachgedacht. Aber wir müssen wachsam sein bei solchen Dingen, nicht wahr? Ich glaube, das Beste wäre es, zu beweisen, dass ihr eine Zeitschrift machen könnt, die diesen Zeiten gerecht wird und in der wir die Reinheit und die Hingabe hervorheben, die Opferbereitschaft, die die kommenden Generationen beherrschen muss (sic!), nicht wahr, Carmita? Und die arme Carmita sagte Ja, ohne zu wissen, dass sie damit ein für alle Mal Ja sagte, ja, Rafael habe Recht, und auch ich überlegte mir schon, ob er Recht haben könnte. Doch mir ging unsere Lehrerin Olguita nicht aus dem Kopf, ebenso wenig wie das, was über meine Erzählung gesagt worden war. Und da stand der Hinkefuß auf. Entschuldigung, sagte er, jede Beschwerde über ihn solle man als Kritik im Comité vorbringen, und er ging ebenfalls hinaus. Das brachte ihm ein Jahr eingeschränkte Rechte und einen verdammt schlechten Ruf ein. Er sei immer schon ein Querulant und ein selbstgerechter Besserwisser gewesen, sagte die Fachleiterin, nur weil ein paar Gedichtchen von ihm veröffentlicht worden seien, halte er sich für sonst was. Und ich wollte auf der Stelle sterben, wie ich nie wieder im Leben habe sterben wollen. Ich hatte Angst und konnte keinen Ton herausbringen. Aber ich begriff nicht, worin mein Vergehen bestand, hatte ich doch lediglich das geschrieben, was ich fühlte und was ich erlebt hatte, als ich ein kleiner Junge war und lieber auf der Straße Baseball spielte, als zur Messe zu gehen. Zum Glück behielt ich fünf Exemplare von La Viboreña, der Zeitschrift, die nie über die Nullnummer hinauskam. Dabei sollte es eine demokratische Zeitschrift werden, denn Olguita, unsere so nette (und so schöne) Lehrerin, hatte daran gedacht, die besten Beiträge unserer reichen literari schen Ernte durch Mehrheitsbeschluss auswählen zu lassen.
     
    »Hast du schon gegessen?« Manolo nickte und strich sich leicht über den Bauch. Mario Conde dachte, dass es gar nicht gut war, ohne etwas zu essen hier weiterzuarbeiten. »Gut, dann setz dich jetzt an den Computer und frag alle Fälle ab, und zwar alle, die in den letzten fünf Tagen in Havanna bearbeitet worden sind und die … «
    »Wirklich alle?«, fragte Manolo und setzte sich dem Teniente gegenüber, um mit ihm über die Dienstanweisung zu diskutieren. Er sah ihm direkt ins Gesicht, und das linke Auge wanderte an seiner Nase entlang, kroch fast in sie hinein.
    »Starr mich nicht so an, Mensch … Lässt du mich vielleicht erst mal ausreden? Kann ich weitermachen?« Der Teniente stützte das Kinn in die Hände, musterte seinen Untergebenen resigniert und fragte sich einmal mehr, ob Manolo wohl schielte.
    »Nur zu, nur zu«, ermunterte ihn der Sargento nun seinerseits resigniert. Er sah zum Fenster, und langsam nahm das linke Auge wieder seine normale Position ein.
    »Schau mal, Kleiner, um herauszufinden, wie wir den Fall anpacken können, müssen wir wissen, ob er mit irgendetwas anderem in Zusammenhang steht, irgendwie. Deswegen möchte ich, dass du die entsprechenden Daten im Computer abfragst und mit deinem Superhirn alles herausfilterst, was etwas mit dem Verschwinden von Rafael Morín zu tun haben könnte. Vielleicht kommt ja was dabei heraus, nicht?«
    »Ja, ja, mit dem Blindenstock im Dunkeln tappen … «
    »Ach, Manolo, hör auf mich zu nerven. Das ist nun mal

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