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Ein perfektes Leben

Ein perfektes Leben

Titel: Ein perfektes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonardo Padura
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… Aber die Spesenabrechnungen hat er nicht mitgenommen, die hat Wong gefunden.«
    »Ja, und da geht meine Rechnung nicht auf. Ich hatte gedacht, Maciques hätte sie am Einunddreißigsten mittags zu den Unterlagen gegeben, aber am Einunddreißigsten mittags muss Rafael die Abrechnungen noch in der Hand gehabt haben.«
    »Übrigens, welche Rolle spielt eigentlich dieser Maciques bei dem Ganzen?«
    »Das würde ich auch gerne wissen. Eins ist sicher, der hat nicht nur Dreck am Stecken, der hat sogar in den Haaren Scheiße. Der weiß alles oder zumindest das Wichtigste. Am Dritten nämlich, als Manolo ihn vernommen hat, war er leicht nervös, hat um den heißen Brei rumgeredet, so als wollte er das Gespräch schnell hinter sich bringen. Heute war er wie ausgewechselt. Sehr selbstsicher, als wär ichts passiert. Und warum? Weil er überzeugt davon ist, dass er keine Probleme kriegt, selbst dann nicht, wenn das mit Rafaels manipulierten Spesenabrechnungen auffliegen sollte. Und er konnte sich ja denken, dass wir dahinter kommen würden.
    Nicht heute, sondern morgen oder übermorgen. Aber was er sich nicht denken konnte, war, dass seine Unterlagen in Rafaels Safe rumlagen. Deshalb war er seit dem Verschwinden seines Chefs so gelassen.«
    »Dann sind er und Rafael Morín Freunde?«
    »Komplizen, besser gesagt. Überleg mal, Maciques hat etwas mehr als viertausend Dollar auf der Bank, und Rafael Hunderttausende! Da stimmt was nicht. Ich fahr jetzt gleich mit Manolo hin und red mit ihm, vielleicht kriegen wir ja was aus ihm raus.«
    Der Mayor stand auf und ging zu dem breiten Fenster seines Büros. Es war gerade mal sechs, und in Havanna wurde es schon dunkel. Von hier oben sah man die Lorbeerbäume aus einer Perspektive, die Mario Conde nicht interessierte. Er zog den Blick aus seinem kleinen Fenster vor und blieb deshalb sitzen.
    »Du musst dieses Arschloch finden, Mario, auch wenn er unter der Erde liegt«, sagte der Alte mit seiner fürchterlichsten Stimme, aus dem Bauch heraus. Er hasste solche Situationen. Er kam sich betrogen vor, es ärgerte ihn, dass diese Ungeheuerlichkeiten erst dann auf seinem Tisch landeten, nachdem sie passiert waren. »Ich werd jetzt den Innenminister anrufen, er soll sich um das Geld in Spanien kümmern. Denn das ist mehr deren Problem als unseres … Aber jetzt sag mir doch mal eins, Mario: Wie konnte ein Mann wie Rafael Morín so etwas tun?«
     
    »Besuch!«, rief Manolo, »ich glaube, wir fangen am besten noch mal von vorne an.«
    »Aber was wollen Sie denn hören?«, fragte René Maciques und sah den Teniente an, der sich neben dem Fenster auf einen Stuhl setzte. El Conde zündete sich eine Zigarette an und wechselte mit dem Sargento einen Blick. Los, mach ihm Druck!
    »Worüber haben Sie und Morín auf der Party am Ein unddreißigsten gesprochen?«
    »Das hab ich Ihnen doch schon gesagt! Das Übliche, über die Arbeit, wie gut das Jahr zu Ende gegangen ist, über die Berichte, die wir vorlegen mussten.«
    »Und danach haben Sie ihn nicht mehr gesehen?«
    »Nein, ich bin vor ihm gegangen.«
    »Was wussten Sie über die Betrügereien?«
    »Auch das hab ich Ihnen schon gesagt, Sargento. Nichts, ich konnte es mir nicht mal vorstellen. Auch jetzt kann ich es noch kaum glauben. Ich weiß nicht, wie er so was machen konnte.«
    »Inwieweit sind Sie verantwortlich für das, was geschehen ist?«
    »Ich? Ich? Überhaupt nicht, Sargento, ich bin nur ein einfacher Büroleiter, der nichts zu entscheiden hat.«
    Der Teniente drückte seine Zigarette aus, stand auf und näherte sich dem Schreibtisch. »Ich bin ganz gerührt von Ihrer Unschuld, Maciques.«
    »Aber ich … «
    »Geben Sie sich keine Mühe. Kommt Ihnen das hier bekannt vor?« El Conde zog die beiden Kopien aus dem Umschlag und legte sie vor Maciques auf den Schreibtisch. Der Büroleiter sah nacheinander die beiden Polizisten an, dann beugte er sich vor und verharrte eine Ewigkeit in dieser Haltung. Es schien fast so, als hätte er plötzlich das Lesen verlernt.
    »Der Teniente hat Sie was gefragt«, erinnerte ihn Manolo und nahm die Kopien an sich. »Kommt Ihnen das bekannt vor?«
    »Wo haben Sie diese Unterlagen gefunden?«
    »Wie üblich darf ich auch Sie darauf hinweisen, dass wir es sind, die hier die Fragen stellen … Aber ich will mal nicht so sein. Sie wurden wirklich gut aufbewahrt, in einem Safe, im Haus von Rafael Morín. Was haben diese Unterlagen zu bedeuten, Maciques?«
    Manolo stellte sich zwischen Mann und

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