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Ein perfektes Leben

Ein perfektes Leben

Titel: Ein perfektes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonardo Padura
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durch Barcelona zu spazieren oder Parfum für hundert Dollar zu benutzen, und die gleich vielleicht drei Stunden in der Schlange steht für einen Beutel Kartoffeln, Conde. Wie zum Teufel kann einer so was machen?
     
    »Ihr? Wie gehts, Mario? Kommen Sie rein, Sargento.«
    Sie lächelt unsicher. Mario Conde küsst sie auf die Wange wie in alten Zeiten, Manolo gibt ihr die Hand. Sie gehen in den Salon und setzen sich.
    »Ist etwas passiert, Mario?«, fragt sie schließlich.
    »Einiges, Tamara. In der Firme fehlen Unterlagen, die Rafael belasten könnten.«
    Für einen Moment vergisst sie ihre aufdringliche Haarsträhne und reibt sich die Hände. Plötzlich wirkt sie kleiner, schutzlos und unsicher. »Womit?«
    »Unterschlagung, Tamara. Deswegen sind wir hier.«
    »Aber was hat er denn unterschlagen, Mario?«
    »Geld, viel Geld.«
    »Großer Gott«, ruft sie aus, und ihre Augen werden feucht. Jetzt fängt sie an zu weinen, denkt El Conde. Schließlich handelt es sich um ihren Mann, nicht? Den V ater ihres Sohnes, nicht? Ihren Verlobten aus der Oberstufe, nicht?
    »Ich möchte den Safe in der Bibliothek sehen, Tamara.«
    »Den Safe?« Sie ist überrascht.
    El Conde ist fast erleichtert. Sie wird nicht weinen. »Ja. Du kennst die Kombination, nicht wahr?«
    »Aber in dem Safe befindet sich seit langem nichts mehr. Geld und solche Sachen, meine ich. Soweit ich mich erinnere, sind da nur die Unterlagen von dem Haus und dem Grundstück und die von der Familiengruft.«
    »Aber Sie kennen doch die Kombination, oder nicht?«, fragt Manolo mit Nachdruck. Er ist jetzt wieder die geschmeidige, magere Katze mit gesträubtem Fell.
    »Nein, aber sie steht in Rafaels Notizbuch, zusammen mit den Telefonnummern.«
    »Würden Sie dann bitte den Safe jetzt aufmachen, Genossin?«, befiehlt Manolo. Sie sieht den Teniente an.
    »Bitte, Tamara.« Er steht auf.
    »Was soll das, Mario?«, fragt sie ihn, doch eigentlich richtet sie die Frage an sich selbst.
    Sie führt die beiden Polizisten in die Bibliothek. Vor dem Kamin hockend, stellt sie das Schutzgitter zur Seite. Morgen ist Dreikönige, erinnert sich Mario Conde, und die Heiligen Drei Könige kommen am liebsten durch den Kamin, um ihre Geschenke zu bringen. Dort könnte eins für mich liegen, und das überraschenderweise schon heute. Tamara liest die sechs Ziffern und stellt die Kombination ein. Der Teniente versucht, Manolo über die Schulter zu blicken, um etwas zu sehen. Der Sargento hat sich einen Platz in der ersten Reihe gesichert. Das Schloss dreht sich zum sechsten Mal, nach links, dann öffnet Tamara das Metalltürchen und richtet sich auf.
    »Hoffentlich irrst du dich, Mario.«
    »Hoffentlich.«
    Sie tritt zur Seite. Er kniet sich vor den Kamin und holt einen weißen Umschlag aus dem kalten Eisenbauch. Er richtet sich wieder auf und sieht Tamara an. Er kann nicht anders, ihm tut diese Frau Leid, die sich für ihn ausgezogen und seine Erwartungen nicht erfüllt hat und die er, das spürt er immer deutlicher, besser nicht wieder gesehen hätte. Doch dann öffnet er den Umschlag, zieht ein paar Blätter heraus und liest, während Manolo ungeduldig von einem Bein aufs andere tritt.
    »Besser als wir gedacht haben«, sagt der Teniente und schiebt die Papiere in den Umschlag zurück. Tamara reibt sich wieder die Hände, und Manolo kann kaum noch an sich halten. »Maciques hat ein Konto bei der Banco Hispanoamericano und besitzt einen Wagen in Spanien. Hier sind die Kopien.«
     
    Mayor Rangel sah dem wohlriechenden Todeskampf seiner Rey del Mundo zu, so als handelte es sich um den Tod eines Hundes, der einem der beste Freund gewesen ist. Als er den noch brennenden Stummel in den Aschenbecher legte, bedauerte er, die Zigarre nicht besser behandelt zu haben. Während er den Ausführungen des Teniente gelauscht hatte, hatte er exzessiv an ihr gezogen.
    »Wers nicht sieht, glaubts nicht«, stellte er fest. Er versuchte, nicht zu dem erlöschenden Rest der Havanna hinzusehen, vielleicht um es nicht zu glauben. »Wie ist das möglich, so viele Ungeheuerlichkeiten auf einmal?«
    »Ungeheuerlichkeiten sind in Mode, Chef … War er nicht ein Kader, der vollstes Vertrauen genoss? War er nicht ein Mann mit unabsehbarer Zukunft? War er nicht reiner und heiliger als Weihwasser?«
    »Werd jetzt nicht sarkastisch, das erklärt auch nichts … «
    »Ich weiß nicht, Chef, warum dich das Fehlen von Kontrolle in einem Unternehmen so erstaunt. Jedes Mal, wenn irgendwo ohne Ankündigung eine Buchprüfung

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