Ein pikanter Köder
auch zu Rate.«
»Warum ist Herbert Dowling genötigt, Informationen von Ihnen zu stehlen? Er kann doch selbst Recherchen anstellen.«
»Das ist eine lange Geschichte. Dowling und noch zwei andere Männer gründeten die Firma. Kurz vor dem Tod seiner beiden Teilhaber wurde sie in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, und Dowling versäumte es - oder es war ihm vielleicht auch nicht möglich -, sich die Aktienmehrheit zu sichern. Jetzt ist Dowling zwar Präsident der Gesellschaft, aber er besitzt nur ein Drittel der Aktien, und man erzählt sich, daß er möglicherweise nicht wiedergewählt wird. Anscheinend versucht er, die Betriebsunkosten rigoros zu drücken und die Geschäfte gleichzeitig anzukurbeln. Sie können mir glauben, die Vorbereitungen eines Projekts, die Recherchen, Berechnungen, Verhandlungen mit den Behörden und den Grundstückseigentümern kosten unendlich viel Zeit und Geld, und all das erspart sich Dowling, wenn er sich die wichtigsten Zahlen und Informationen von uns verschafft. Wir können uns das natürlich nicht bieten lassen.«
»Sie scheinen eine ganze Menge über ihn zu wissen.«
Carson durchbohrte mich mit einem Blick. »Das meiste ist allgemein bekannt. Aber ich habe zusätzlich Informationen eingezogen.«
»Okay. Wollen Sie mir nun sagen, was wir noch für Sie tun sollen?«
»Erstens möchte ich ganz sichergehen, daß ich Irene Addis nicht zu Unrecht beschuldige. Ich gebe zu, die Beweise wirken auf den ersten Blick sehr überzeugend, aber gerade deshalb sollen Sie sie noch einmal gründlich überprüfen. Konzentrieren Sie sich bei Ihren Nachforschungen auf Irene Addis, ihr Privatleben, ihre Vergangenheit. Beobachten Sie sie und stellen Sie fest, ob sie sich vielleicht heimlich mit Dowling oder einem Mittelsmann trifft. Sie darf natürlich nicht merken, daß sie beschattet wird. Ist das klar, Mr. Lam?«
Ich nickte.
»Gut. Zweitens würde ich ganz gern ein bißchen mehr über die junge Frau erfahren, die in Dowlings Auftrag zu Ihnen kam.«
»Sie heißt Bernice Clinton, aber sie erwähnte Dowling mit keinem Wort.«
»Das durfte sie doch auch nicht. Bernice Clinton? Der Name sagt mir gar nichts. Wie sah sie aus?«
»Sie hat strahlend blaue Augen und blondes Haar, lange Beine und einen graziösen Gang. Ich schätze sie auf achtundzwanzig Jahre. Sie-«
»So genau wollte ich es gar nicht wissen. Mir genügt eine einfache Personenbeschreibung, nach der ich sie vielleicht identifizieren kann.«
»Größe etwa einsachtundsechzig, schlank, gute Figur, ziemlich volle Lippen. Sagt Ihnen das was?«
Carson dachte angestrengt nach und schüttelte dann enttäuscht den Kopf. »Nein. Ich kenne einige von Dowlings Büroangestellten vom Sehen, aber diese junge Frau scheint nicht darunter zu sein.«
»Sie sind sich hoffentlich darüber im klaren, Mr. Carson, daß Ihr Verdacht gegen Dowling sich bisher nicht bestätigt hat. Bernice Clinton sprach immer nur von ihren Leuten oder ihren Auftraggebern. Wie kommen Sie eigentlich darauf, daß Dowling dahintersteckt?«
»Weil kein anderer in Frage kommt.«
»Na schön, das ist Ihre Überzeugung, und Sie tragen die Verantwortung dafür. Wir behalten uns unsere Entscheidung vor, bis wir mehr über die Dame wissen.«
»Einverstanden. Fühlen Sie ihr auf den Zahn.«
»Das kostet Geld«, warnte ich.
»Ich weiß«, sagte er gereizt. »Aber das ist mir die Sache wert. Falls in meinem Betrieb jemand nicht dichthält, dann möchte ich wenigstens erfahren, wer er ist.«
»Angenommen, Irene Addis erweist sich als unschuldig. Angenommen, jemand versucht sie zum Sündenbock zu machen. Was dann?«
»Ich sehe nicht recht, wie das möglich sein könnte. Alles scheint doch darauf hinzudeuten, daß...«
»Wenn Sie von Miss Addis’ Schuld wirklich so fest überzeugt sind, wie es den Anschein hat, dann erübrigen sich doch eigentlich alle weiteren Ermittlungen, Mr. Carson.«
Er lächelte schief. »Damit haben Sie mich festgenagelt. Mr. Lam...Also gut, ich gebe Ihnen freie Hand. Spüren Sie nach, wem immer Sie wollen, aber bringen Sie mir ein eindeutiges Ergebnis.« Er erhob sich und schüttelte mir und Bertha die Hand. »Ihre Arbeitsmethoden gefallen mir, Mrs. Cool. Sie haben einen tüchtigen Partner.« Er stelzte hinaus.
Bertha sah ihm mit strahlender Miene nach. Sobald wir allein waren, verdüsterte sich ihr Gesicht. »Mußtest du unbedingt auf Duncan Arlington herumhacken?«
»Ich? Wie kommst du darauf?« fragte ich.
»Ja, du! Mir kannst du nichts vormachen,
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