Ein pikanter Köder
entgeistert an. »Großer Gott, Donald, hast du denn noch nichts davon gehört?«
»Wovon?«
»Von Dowling.«
»Wieso? Was ist los mit ihm?«
»Er wurde ermordet.«
»Was?!«
»Jawohl! Und das ist noch nicht alles. Sergeant Frank Sellers möchte dich unbedingt sprechen. Er hat dreimal angerufen und gesagt, sobald du da bist, solle ich es ihm mitteilen. Mich wundert’s, daß er uns noch nicht die Bude eingerannt hat.«
»Beeil dich! In zehn Sekunden ist er hier.«
Bertha sah mich wütend an, griff nach dem Telefonhörer und fauchte das Mädchen am Klappenschrank an: »Verbinden Sie mich sofort mit Sergeant Sellers.«
Sie hätte sich die Mühe sparen können. Als Sellers’ Name fiel, öffnete sich die Tür, und Sergeant Sellers persönlich erschien auf der Bildfläche. Er warf einen mißvergnügten Blick in die Runde und knurrte: »Warum haben Sie mich nicht angerufen?«
»War gerade dabei.« Bertha knallte den Hörer auf die Gabel. »Sie sind genau dazwischengeplatzt.«
»Wer’s glaubt, wird selig«, sagte Sellers anzüglich.
»Also, das ist doch die Höhe!« Bertha holte tief Luft. »Ich hab’s nicht nötig, Sie anzuschwindeln. Fragen Sie doch das Mädchen, welche Nummer ich eben verlangt habe, wenn Sie mir nicht glauben. Außerdem möcht’ ich wissen, wie man Sie erreichen soll, wenn Sie in der Weltgeschichte herumkutschieren, anstatt in Ihrem Büro zu sitzen.«
Sellers grinste, schob seine Uniformmütze nach hinten und beförderte seine zerkaute Zigarre von einem Mundwinkel zum anderen. »Regen Sie sich ab, Bertha. Ich möchte mit Ihnen und Donald sprechen.«
»Wir haben einen Klienten da«, erklärte Bertha.
»Ihr Klient kann solange ’rausgehen. Die Polizei wartet nicht.«
»Ich bin Steuerzahler«, bemerkte Carson mit rebellischer Miene.
Der Sergeant betrachtete ihn nachdenklich. »Wie heißen Sie?«
»Montrose Levening Carson. Hier ist meine Karte.«
Sellers stapfte näher, streckte eine Pranke aus, nahm die Visitenkarte, warf einen Blick darauf und stopfte sie in die Rocktasche.
Ich sah Bertha vielsagend an. »Mr. Carson hat sicher nichts dagegen einzuwenden, wenn wir ihn bitten, für ein paar Minuten in den Empfangsraum zu -«
»Blödsinn! Er ist unser Klient. Gehen Sie nicht wie die Katze um den heißen Brei, Frank Sellers. Wenn Sie was zu sagen haben, dann sagen Sie’s endlich.«
»Okay. Gestern abend wurde Herbert Jason Dowling getötet. Er wurde mit einer Pistole, Kaliber zweiundzwanzig, in den Hinterkopf geschossen. Sicher sind Sie darüber bereits im Bilde.«
Carson wollte antworten, aber ich kam ihm zuvor. »Wir lesen Zeitung, Sellers.«
»Aus der Zeitung können Sie’s nicht haben. Da stand nämlich bisher nichts über den Mord drin.«
»Aber der Rundfunk brachte die Meldung.«
»Stimmt. Zuerst haben Sie aber doch etwas anderes gesagt.«
Ich zuckte nicht mit der Wimper. »Möglich. Ich hab’ mich versprochen. Ich wollte natürlich sagen, daß wir’s im Radio gehört haben.«
Sellers blieb ganz friedlich. »Wir haben eine interessante Entdeckung gemacht. Dowling wurde beschattet. Von irgendeinem Privatdetektiv. Wir würden gern mit dem Burschen sprechen.«
»Dowling? Dowling?« murmelte ich vor mich hin, als versuchte ich mich krampfhaft an den Namen zu erinnern. Als ich merkte, daß Carson wieder zum Reden ansetzte, fügte ich rasch hinzu: »Woher wissen Sie, daß er von einem Privatdetektiv beobachtet wurde, Sergeant?«
»Na schön, ich will Ihnen auch das noch verraten. An der hinteren Stoßstange von Dowlings Wagen fanden wir einen kleinen Sender befestigt, das Teilstück eines elektronischen Nachspürgeräts. Ich hab’ mich inzwischen bei der Gesellschaft, die diese Dinger auf den Markt bringt, erkundigt, wie viele Detekteien in Los Angeles sich damit eingedeckt haben. Sie haben etwa ein Dutzend hier in der Stadt abgesetzt, und Sie haben auch eins gekauft. Meine Beamten grasen im Moment sämtliche Agenturen ab, aber Sie wollte ich mir lieber selbst vorknöpfen.«
»Warum?«
»Weil ich Ihnen nicht über den Weg traue. Weil Sie nicht mit offenen Karten spielen. Weil Sie ein raffinierter kleiner Bastard sind, der andauernd neue Tricks aus dem Ärmel schüttelt. Machen wir’s kurz. Ich möchte Ihr Gerät sehen, und zwar beide Teile. Haben Sie mich verstanden? Empfänger und Sender!«
»Von mir aus gem. Das Ding ist im Agenturwagen.«
»Wo steht der Wagen?«
»Unten auf dem Parkplatz.«
»Okay, gehen wir hin. Ich möchte mich bloß vergewissern, ob beide
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