Ein pikanter Köder
Geschöpf, und sie spielte natürlich mit.«
»Warum heiratete er sie denn nach dem Tode seiner Frau nicht, wenn er so vernarrt in sie war?«
»Zu dem Zeitpunkt machte er sich bereits keine Illusionen mehr über sie. Er hatte ihren wahren Charakter erkannt.«
»Verstehe. Und da versuchte er, das alte Verhältnis mit Ihnen wieder aufzuwärmen?«
»Ja. Aber dafür war ich nicht zu haben. Ich respektierte ihn als den Vater meines Kindes und...Ich kann’s nicht richtig erklären, Donald, aber als ich nach meiner Rückkehr herausfand, daß er inzwischen eine andere gefunden hatte, da zerbrach irgendwas in mir. Von da an betrachtete ich ihn nur noch als guten Freund. Er tat mir leid, und ich hatte Verständnis für ihn. Ich hatte ihn sehr gern und hätte ihm geholfen, wenn das in meiner Macht gestanden hätte. Aber das frühere Verhältnis zu erneuern...also, das kam für mich einfach nicht in Frage. Ich hatte zuviel durchgemacht. Falls er bei meiner Rückkehr frei gewesen wäre und mich gebeten hätte, seine Frau zu werden, hätte ich ihn vom Fleck weg geheiratet. Aber so? Wieder die Heimlichkeiten, die verstohlenen Zusammenkünfte, der ganze Lug und Trug einer illegalen Verbindung...Nein, dazu konnte ich mich nicht entschließen.«
»Machte er Annäherungsversuche?«
»Natürlich.«
»Wieso natürlich?«
»Weil es unter den Umständen ganz natürlich war. Er war schließlich ein Mann, und wir hatten viele gemeinsame Erinnerungen an unsere Liebe, und wir hatten das Kind, an dem er sehr hing. Da wäre es doch beinahe unnatürlich gewesen, wenn er nicht wenigstens versucht hätte, wieder da anzuknüpfen, wo wir aufgehört hatten. Ich hab’ ihm das nicht übelgenommen.«
»Trotzdem haben Sie ihn abgewiesen?«
»Ja. Ich schenkte ihm meine Freundschaft, meine Sympathie, mein Verständnis, mehr aber nicht. Wir haben eingehend darüber gesprochen, und er begriff und billigte meine Haltung. Er war immer sehr gut zu mir«, fügte sie mit zitternder Stimme hinzu.
»Mit anderen Worten: Sie wollten nichts mit ihm zu tun haben, bevor er nicht Bernice abgeschoben und Sie zum Traualtar geführt hatte.«
»Darauf lief es vermutlich hinaus.«
»Ich fresse einen Besen, wenn Sie nicht der ideale Sündenbock für einen Mordprozeß sind!«
»Die Polizei wird doch nicht -«
»Aber sicher wird sie! Mit Handkuß! Sie sind die Antwort auf alle ihre Probleme. Sie haben ein Motiv, und die Gelegenheit hatten Sie auch. Mehr braucht die Polizei nicht.« Ich betrachtete sie prüfend. Die Situation war so verdammt verfahren, daß ich sie mir erst mal gründlich durch den Kopf gehen lassen mußte.
Für eine Weile ließ sie die Musterung geduldig über sich ergehen, aber dann protestierte sie. »Hören Sie damit auf, Donald. Ich hasse es, wenn man mich so anstarrt. Es ist so - entwürdigend.«
»Ich wollte bloß herauskriegen, was Sie zum Reagieren bringt. Wetten, daß es Ihr Sohn ist?«
»Die Wette haben Sie schon gewonnen. Ich lebe nur für mein Kind. Daneben ist alles andere unwichtig.«
»Das dachte ich mir. Sonst hätten Sie Ihre alten Beziehungen zu Dowling wieder aufgenommen oder sich irgendeinen anderen Freund gesucht. Seit Sie das Kind haben, sind Sie nur noch Mutter, stimmt’s?«
»Ja. Warum wollen Sie das wissen?«
»Weil ich Ihnen einen Rat geben werde und Wert darauf lege, daß Sie ihn befolgen.«
»Was für einen Rat?«
»Sie sitzen in der Tinte. Falls Sie jetzt zur Polizei gehen und dort ihre Geschichte erzählen, werden Sie unweigerlich in die Sache hineingezogen. Man wird Sie zunächst mal als wichtige Zeugin festnehmen und dann Ermittlungen anstellen. Die Zeitungen werden ausführlich darüber berichten, und auch Ihr Sohn wird nicht verschont werden. Reporter haben für so was eine gute Nase.«
In ihren Augen stand irres Entsetzen. »Nein, Donald! Nein! Sagen Sie doch das nicht!«
»Wenn Sie andererseits nicht zur Polizei gehen, dann tun Sie ihr damit nur einen Gefallen. Sobald der Apparat erst mal angelaufen ist, gibt’s nicht viel, was sie nicht herausbekommen. Und die Frau, die mit Herbert Dowling alias Oscar L. Palmer in Kabine zwölf des Motels verabredet war, wird sie natürlich ganz besonders interessieren. Zuerst werden sie die Kabine auf den Kopf stellen, um Hinweise auf den Täter zu finden, und dann werden sie nach Mrs. Oscar L. Palmer fahnden.«
Sie nickte.
»Flucht ist ein Schuldbeweis und kann beim Prozeß dementsprechend ausgeschlachtet werden. Wenn Sie also von hier verschwinden, dann
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