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Ein pikanter Köder

Ein pikanter Köder

Titel: Ein pikanter Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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ihr das verabredete Lichtsignal.
    Sie reagierte prompt, aber ganz ungezwungen. Mit einigen tänzelnden Schritten verschwand sie aus meinem Blickfeld, tauchte wieder auf und machte weiter. Viel hatte sie nicht mehr auf dem Leib. Weiß der Himmel, wie sie es zuwege brachte, die Spannung so in die Länge zu ziehen. Aber es erging mir nicht viel besser als dem Fenstergucker. Wir vergaßen beide, wo wir waren, so sehr nahm uns die Vorstellung gefangen.
    Der Mann stand vollkommen reglos da, sein Kopf und sein Oberkörper hoben sich als dunkler Umriß vom Fenster ab. Er war offenbar so hingerissen, daß er jede Vorsichtsmaßnahme außer acht ließ. Und dann überstürzten sich die Ereignisse. Um die Ecke des Motels bogen zwei uniformierte Beamte. Der Fenstergucker fuhr zusammen, sah erschrocken nach rechts und links und gab Fersengeld. Daffidill Lawson hörte das Poltern der Schritte draußen auf dem Laubengang, wandte sich um, kam zum Fenster herüber, warf mir eine Kußhand zu und zog das Rollo herunter. Der erste Akt war zu Ende. Die Falle, die ich gestellt hatte, war zugeschnappt. Alles Weitere konnte ich morgen in den Zeitungen lesen, sofern ich mich zu dem Zeitpunkt noch auf freiem Fuß befand.
    Ich blieb im Dunkeln sitzen und ließ die Geschehnisse der letzten Tage noch mal Revue passieren. Die Zusammenhänge wurden allmählich ein wenig klarer. Bernice Clinton, die als Agnes Dayton ein Apartment in den Corinthian Arms bewohnte und die zweite Augenweide des geheimnisvollen Fensterguckers gewesen war; der Mord an Herbert Jason Dowling; Irene Addis mit einem unehelichen Sohn in einem Kinderheim bei Banning...
    Als es klopfte, erstarrte ich innerlich. Offenbar hatte mein Ablenkungsmanöver die Polizei nicht hinters Licht geführt. Andererseits war es zwecklos, den toten Mann zu spielen. Ich machte die Tür auf und war völlig darauf gefaßt, von Frank Sellers am Kragen gepackt und auf den Korridor geschleift zu werden. Deshalb war es eine ungeheure Erleichterung für mich, als Daffidill Lawson an mir vorbei ins Zimmer wirbelte.
    »Na, wie fanden Sie mich?« fragte sie mit einem strahlenden Lächeln.
    »Fabelhaft«, sagte ich ¿erstreut. »Aber erzählen Sie mir lieber, was passiert ist.«
    »Ja, um Himmels willen, Donald, haben Sie mir denn nicht zugeschaut?« rief sie enttäuscht. »Es war der beste Striptease, den ich je aufs Parkett gelegt habe!«
    »Ich habe die Darbietung genossen«, versicherte ich ihr. »Sie waren einfach atemberaubend und verdienen jede Zeile, die man Ihnen morgen in den Zeitungen widmet. Aber jetzt möchte ich erfahren, wie die Sache weiterging.«
    Sie schmiegte sich an mich und legte mir die Arme um den Hals. Aber mit ihren Gedanken war sie ganz woanders. Ihre Augen blickten in die Zukunft; auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck verzückten Triumphs; sie sah sich bereits auf dem Gipfel einer steilen Karriere, umschwärmt von Anbetern, umworben von Agenten und von Kopf bis Fuß in Nerz gehüllt. »O Donald!« murmelte sie begeistert und küßte mich.
    Der Kuß hatte es in sich.
    »Sie sind ein Genie, Donald! Ohne Sie hätte ich es nie -«
    »Fehlanzeige! Colley Norfolk hat sich diesen wundervollen Reklametrick aus den Fingern gesogen.«
    »Da kann ich bloß lachen! Colley hat in seinem ganzen Leben noch nicht eine einzige zündende Idee gehabt. Er ist viel zu faul, und Grips hat er auch keinen. Ich weiß Bescheid. Aber wenn Sie unbedingt wollen, mach’ ich das Theater natürlich mit. Sie fanden mich also gut, Donald, ja? Das freut mich.« Sie schlenderte zum Fenster hinüber, betrachtete abschätzend die Entfernung bis zum Motel, griff nach dem Feldstecher und hielt ihn vor die Augen.
    ;; »Junge, Junge, da ist Ihnen aber nicht viel entgangen!« Sie lachte kehlig auf. »Wissen Sie, Donald, was Sie da gesehen haben, war Kunst. So was lernt sich nicht von heut auf morgen. Man muß die Wirkung genau berechnen. Ausziehen kann sich jede Frau, aber sich so auszuziehen, daß den Leuten vor Spannung buchstäblich die Luft wegbleibt, dazu gehört ein langes Training.« a »Na, Sie haben’s jedenfalls ’raus.«
    »War’s aufregend, Donald?«
    »Und wie! Aber darüber können wir uns später noch unterhalten. Wenn der Bericht für die Morgenausgabe zurecht kommen soll, müssen Sie wenigstens zwei Minuten lang Ihre hinreißende Darbietung vergessen und mir ein paar Fakten liefern. Schließlich muß ich auch noch Colley Norfolk alarmieren. Wir haben nicht viel Zeit. Also, wie ging’s .weiter? Wurden Sie

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