Ein pikanter Köder
nicht Spaß machen würde.«
»Klar macht er mir Spaß! Also, was soll ich tun?«
»Es handelt sich um folgendes: In dem Motel wurden mehrere Frauen von einem Fenstergucker belästigt. Bisher hat die Polizei in der Sache nicht viel unternommen. Ein Streifenwagen wurde losgeschickt, und die zwei Beamten haben das Motel durchsucht. Ohne Erfolg natürlich. Inzwischen hat jedoch der Fall eine ernste Wendung genommen. Gestern abend wurde in demselben Motel ein Mord verübt.«
»Ein Mord?«
Ich nickte.
»Nein!« erklärte sie energisch. »Das ist nichts für mich. Schönen Dank für das Steak und den Kaffee. Sie sind ein lieber Kerl, und es war nett, Sie kennenzulernen. Wenn Sie wieder mal eine Reklameidee haben und das nötige Kleingeld für eine Mahlzeit, dann besuchen Sie mich ruhig. Sie können auch kommen, wenn Sie keine Moneten und keine Ideen haben.«
»Regen Sie sich ab. Das Ganze ist halb so wild. Der Mord ist der Polizei natürlich in die Glieder gefahren.«
»Kein Wunder! Mir auch.«
»Und die Suche nach dem Fenstergucker, für den sich die Polizei bis dahin nicht übermäßig interessiert hat, läuft nun auf vollen Touren.«
»Ach nein!«
»Aber es wird nicht einfach sein, den Burschen aufzuspüren.«
»Vermutlich nicht. Aber was hat das alles mit mir zu tun?«
»Sie werden der Polizei helfen, den Kerl einzufangen.«
»Was? Bei Ihnen piept’s wohl!«
»Im Gegenteil. Sie werden ihn ködern, indem Sie sich als lebende Schaufensterpuppe produzieren.«
Daffidill starrte mich verdutzt an. »Schaufensterpuppe?«
Ich nickte. »Ja, aber eine, die sich auszieht.«
Sie dachte darüber nach und fing an zu lächeln. »Weiter, Donald. Ihre Idee gefällt mir jetzt schon besser.«
»Das ist eigentlich schon alles. Sie steigen heute nachmittag in dem Motel ab, nehmen eine Kabine und vergessen das Rollo am Hinterfenster herunterzuziehen. Im Grund genommen ist das Fenster schuld an all den Scherereien. Die meisten Motels haben auf der Rückseite nur ein schmales Milchglasfenster im Bad, während das Strandmotel auch nach hinten heraus ein großes, normales Fenster hat, das jedem neugierigen Herumtreiber höchst intime Einblicke gewährt. Also, Sie fangen an, sich auszukleiden, aber wie gesagt, nach allen Regeln der Kunst, sehr gemächlich und mit Pausen dazwischen, damit die Spannung nicht abreißt, verstehen Sie? Der Kerl muß auf seinem Beobachtungsposten buchstäblich Wurzeln schlagen.«
»Und was passiert, wenn ich mich ganz entblättert habe? Dann verhaftet mich die Polizei wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses.«
»Unsinn! Sie befinden sich in den vier Wänden Ihrer Motelkabine und haben lediglich vergessen, das Rollo herunterzulassen. Das kann jedem passieren und ist nicht strafbar.«
»Gut. Aber angenommen, der Kerl taucht heut nacht gar nicht auf? Ich kann mich doch nicht stundenlang aus- und wieder anziehen.«
»Wir müssen es auf jeden Fall probieren. Sobald Sie sich so weit entblättert haben, wie Sie’s für richtig halten, verschwinden Sie im Bad. Sie duschen, kommen wieder zum Vorschein und ziehen sich ganz schnell an. Und dann beginnt die Vorstellung von neuem. Sie wiederholen sie so oft, bis unser Kunde angebissen hat.«
»Und woher soll ich wissen, ob er angebissen hat?«
»Ich gebe Ihnen ein Zeichen. Schräg hinter dem Motel, einen halben Block entfernt, liegt ein Hotel. Ich werde mir dort ein Zimmer nehmen und die Rückseite Ihrer Kabine durch einen Feldstecher beobachten. Sobald unser Mann aufkreuzt, gebe ich Ihnen ein rotes Lichtsignal. Sie müssen also mein Hotelfenster im Auge behalten, aber möglichst unauffällig, damit der Bursche nicht Verdacht schöpft.«
»Und was mache ich, wenn er da ist?«
»Dann begeben Sie sich ans Telefon und alarmieren die Polizei.«
»Woraufhin er Lunte riecht und verduftet.«
»Nein, eben nicht. Sehen Sie, hier kommt der Unterschied zwischen einer Amateurin und einer berufsmäßigen Entkleidungskünstlerin ins Spiel. Jede normale Frau kreischt auf, greift nach irgendeiner Hülle, wirft sie über und rast zum Telefon. Sie hingegen tun nichts dergleichen. Sie schlendern mit verführerischem Hüftschwenken im Raum umher, machen einen kurzen Abstecher zum Telefon, das sich nicht im Blickfeld des Fensterguckers befindet, und erscheinen danach wieder auf der Bildfläche. Wenn Sie Ihre Sache gut machen, dann rührt sich unser Mann nicht vom Fleck, weil er immer noch mehr sehen möchte. Oder pflegt Ihr Publikum das Lokal zu verlassen, sobald Sie
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