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Ein pikanter Köder

Ein pikanter Köder

Titel: Ein pikanter Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Sehen Sie, zuerst erschien mir die Ähnlichkeit nicht übermäßig überzeugend, aber je länger ich Ihre Zeichnung betrachte, desto mehr beeindruckt sie mich. Jetzt halte ich sie sogar schon für das leibhaftige Abbild des Mannes, und dabei ist natürlich eine gehörige Portion Autosuggestion im Spiel. Ich möchte nicht unfair sein, verstehen Sie?«
    »Gewiß. Aber wenn die Skizze tatsächlich eine genaue Reproduktion dessen ist, was Sie, wie Sie sagen, noch deutlich in Erinnerung haben, dann brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Dann handelt es sich nicht um Selbsttäuschung.«
    »Mag sein, aber -«
    »Sind Sie sicher, daß Ihre Beschreibung der Wahrheit entspricht? Das Gedächtnis spielt einem manchmal Streiche. Könnte beispielsweise ich der Mann am Fenster gewesen sein?«
    Sie lachte schallend. »Um Himmels willen, nein!« Sie wischte sich die Augen. »Wirklich nicht, Donald! Sie sehen ihm überhaupt nicht ähnlich. Außerdem glaube ich nicht, daß Sie’s nötig haben, von draußen durchs Fenster zu schielen, wenn Sie einer Frau beim Ausziehen zusehen möchten.«
    »Sah der Bursche irgendwie verklemmt und nicht ganz normal aus?«
    »Nein, eigentlich nicht. Aber verklemmt oder nicht, es ist einfach ein scheußliches Gefühl, wenn man plötzlich merkt, daß man von einem Fremden beobachtet wird. Eine Frau würde mich sofort verstehen. Ein Mann empfindet darin vielleicht anders.«
    »Haben Sie aufgeschrien?«
    »Und wie! Dann habe ich mir irgendein Kleidungsstück übergeworfen, bin zum Telefon gerast und habe die Polizei alarmiert.«
    »Und was tat der Mann?«
    »Der machte natürlich kehrt und lief weg. Es war dunkel draußen, und da fiel es ihm nicht schwer, sich zu verkrümeln.«
    »Sie haben dann die Ankunft der Polizei abgewartet?«
    »Ja. An sich war ich für den Abend verabredet, aber das half ja nun nichts. Zuerst rannte ich zum Fenster und zog das Rollo herunter. Wissen Sie, Donald, die Kabinen in dem Motel sind blödsinnig konstruiert. Da, wo man’s am wenigsten vermutet, haben sie ein großes Fenster, das noch dazu so unbequem zu erreichen ist. Ich hatte vorher nicht darauf geachtet, und als ich nichtsahnend aus dem Bad lief, stand ich plötzlich mitten auf dem Präsentierteller.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wie lange der Mann da gestanden hat?«
    »Nein. Und...herrje, ich schätze, ich war wirklich unvorsichtig. Ich war zum Dinner verabredet und sehnte mich nach der langen Wagenfahrt nach einem heißen Bad. Deshalb holte ich mir frische Wäsche aus dem Koffer, zog mich rasch aus und lief splitterfasernackt durchs Zimmer. Ich war in Eile, verstehen Sie, und Hunger hatte ich auch. Und als ich aus dem Bad kam, da glotzte mich dieser gräßliche Kerl durchs Fenster an. Wirklich, Donald, das ist so ziemlich das Schlimmste, was einem passieren kann!«
    »Wenn man von einem Mann angestarrt wird?«
    »Wenn man auf diese Art mit so lüsternen Blicken angestarrt wird.«
    »War er größer als ich?«
    »Ja, und auch erheblich älter. Er war breiter und stabiler gebaut und hatte -«
    Es klingelte.
    Sie runzelte die Stirn. »Wer kann das bloß sein, so früh am Morgen?« Sie sah auf ihre Uhr. »Ich muß gleich fort ins Geschäft. Entschuldigen Sie mich für einen Moment, Donald.«
    Ich blieb in der Nische am Frühstückstisch sitzen und lauschte. Sie ging zur Tür, machte sie auf, und dann sagte eine mir wohlbekannte Stimme: »Verzeihen Sie, Gnädigste, daß wir Sie so früh am Morgen belästigen, aber es ist wichtig. Ich bin Sergeant Frank Sellers aus Los Angeles, und das hier ist Sergeant Ransom von der hiesigen Polizei. Wir hätten gern ganz kurz mit Ihnen gesprochen.«
    »Also, ich wollte gerade ins Geschäft gehen und -«
    »Wir werden Sie bestimmt nicht lange aufhalten«, sagte Sellers und schob sich durch die Tür ins Wohnzimmer.
    Eine andere männliche Stimme, vermutlich die von Sergeant Ransom, fügte beschwichtigend hinzu: »Ich weiß, daß Sie eine vielbeschäftigte Frau sind, Miss Hart. Aber vielleicht können Sie uns bei der Aufklärung eines Verbrechens helfen.«
    »Woher, in aller Welt, sollte ich - ach so! Es dreht sich wohl wieder um diese Fensterguckergeschichte, wie?«
    »Richtig«, bestätigte Frank Sellers. »Wir glauben den Täter zu kennen. Die anderen Opfer haben ihn bereits auf einem Foto einwandfrei identifiziert. Wenn Sie ihn auch wiedererkennen, können wir die Ermittlungen abschließen und ihn hinter Schloß und Riegel stecken. Dann ist es mit seinen Eskapaden aus, und das

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