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Ein pikanter Köder

Ein pikanter Köder

Titel: Ein pikanter Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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dafür: Sie steckte bis über beide Ohren in der Sache drin und war gezwungen, alles auf eine Karte zu setzen, um ungeschoren davonzukommen.
    Da ich schon mal in Palm Springs war und sonst nichts vorhatte, , beschloß ich, das neue Siedlungsprojekt von Montrose L. Carson in Augenschein zu nehmen.
    Halb vier Uhr morgens ist nicht unbedingt der günstigste Zeitpunkt für eine solche Besichtigung. Das Projekt, das noch in den Kinderschuhen steckte, bot einen niederdrückenden Anblick. Die bunten Wimpel vor dem Informationsbüro, einer weißgestrichenen Bretterbude, hingen schlaff und traurig an ihren Stangen. Die schief am Himmel hängende Mondsichel schielte herab, und die
    Sterne blinkten fern und kalt. Die abgeteilten Parzellen, auf denen es nichts gab außer Sand und Salbeigestrüpp, erstreckten sich leicht gewellt, so weit das Auge reichte. Über ihnen lag das brütende Schweigen der Wüste.
    Am Horizont ragte das San-Jacinto-Gebirge empor, eine mächtige, wirre Gesteinsmasse, deren Spitzen mit Schnee bedeckt waren. Die Hänge waren mit Tannen und Krüppelkiefern bewachsen. Im Westen und Norden sah man die Lichter von Palm Springs, und von der Autostraße tönte das Geräusch vorbeiflitzender Wagen herüber.
    Als ich auf dem Gelände umherschlenderte, stellte ich fest, daß Carson bereits einen guten Anfangserfolg verbuchen konnte. Die Parzellen, die der Straße am nächsten lagen, waren zumeist mit einem roten >Verkauft<-Schild markiert. Weiter hinten wurden die Schilder spärlicher, aber wenn man in Betracht zog, daß das Projekt gerade einen Monat alt war, mußte man ihm gute Aussichten für die Zukunft prophezeien.
    Ich bückte mich und klaubte eine Broschüre auf, die ein Interessent weggeworfen hatte. Es war gediegene Arbeit, sorgfältiger Druck, schweres Glanzpapier, zwölf Seiten stark. Der Inhalt bestand aus den üblichen Anpreisungen, Statistiken und Fotos. Ich verstaute sie in meiner Rocktasche, vertrat mir noch ein wenig die Beine und fuhr dann zum Flugplatz.
    Dort fand ich auch heraus, daß ich mit der normalen Linienmaschine nicht rechtzeitig in Phönix eintreffen würde. Ich ärgerte mich nicht darüber, da mir ohnehin nicht ganz wohl in meiner Haut gewesen war. Es war immerhin möglich, daß Frank Sellers den Linienverkehr nach Phönix überwachen ließ. Ich erkundigte mich nach einem Charterflugzeug, und der Angestellte war so freundlich, mich mit dem Piloten zu verbinden. Obwohl ich den armen Burschen aus den Federn gejagt hatte, behandelte er mich sehr nett und entgegenkommend. Er machte mir einen Sonderpreis für den Flug nach Phönix und sagte mir, in einer halben Stunde würden wir startbereit sein.
    Im Wartesaal zog ich mir noch mal die Broschüre zu Gemüte. Sie brachte Abbildungen von der Hauptstraße in Palm Springs, von den exklusiven Läden mit Geschenkartikeln und Touristenandenken. Dann kam ein langer Artikel über die Vorzüge von Südkalifornien im allgemeinen und Palm Springs im besonderen mit genauen Angaben über das milde Klima, die Temperaturen im Winter und die Anzahl der Sonnentage. Auf der letzten Seite prangte das Porträt des Schöpfers dieses großen Unternehmens, das huldvolle Antlitz von Montrose Levening Carson, der den Betrachter mit einem durchbohrenden Blick aufspießte. Sein Foto gab der Broschüre den letzten Schliff; es wirkte so würdig und respekteinflößend. Ich wollte das Ding gerade in den Papierkorb feuern, zog jedoch, von irgendeinem unklaren Impuls getrieben, mein Taschenmesser hervor und schnitt das Konterfei von Montrose Carson fein säuberlich heraus. In meinem Kopf begann sich ein Plan abzuzeichnen, ein Plan, der alles schlug, womit ich Sergeant Frank Sellers von der Kriminalpolizei in Los Angeles jemals hereingelegt hatte. Wenn er mich mit gezinkten Karten übertölpeln wollte, würde ich ihm zeigen, wie ein Könner das Spiel manipuliert.
    Mein Pilot kreuzte auf und holte die Maschine heraus. Zum Glück hatte er einen Block Schmierpapier an Bord, den ich mir sofort unter den Nagel riß. Und dann fing ich an zu zeichnen. Mein Modell war Montrose L. Carson, und als wir in Phönix landeten, hatte ich mir seine Gesichtszüge so genau eingeprägt, daß ich im Handumdrehen eine Skizze von ihm entwerfen konnte, auf der man ihn auf Anhieb wiedererkannte.
    Auf dem Flugplatz begab ich mich in den Waschraum, zerriß meine Zeichenversuche und das Foto von Carson und beförderte die Schnipsel ins Abflußrohr der Toilette.
    Dann schnappte ich mir ein Taxi und

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