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Ein pikanter Köder

Ein pikanter Köder

Titel: Ein pikanter Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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ließ mich zur Wohnung von Helen Cortiss Hart fahren. Als wir anlangten, warf ich einen Blick auf meine Uhr. Ich war auf die Minute pünktlich. Dank der Chartermaschine und einem erheblichen Geldopfer war ich eine halbe Stunde vor dem Linienflug eingetroffen. Aber bei dem Gedanken, wie Bertha meine Extravaganzen aufnehmen würde, verging mir das Lachen.

13

    Helen Cortiss Hart trug ein elegantes Schneiderkostüm und wirkte trotz der frühen Stunde frisch und ausgeruht.
    Sie machte einen ausgeglichenen, weltklugen Eindruck und hatte den Charme einer reifen Frau, die ihre Anziehungskraft auf Männer kennt und ihre Erfahrungen gemacht hat. Allem Anschein nach wußte sie, was sie wollte, und setzte ihren Willen auch durch. Sie musterte mich, lächelte und gab mir die Hand.
    »Ich heiße Lam«, sagte ich.
    »Hallo, Mr. Lam. Welch angenehme Überraschung! Ich war auf einen großen, stiernackigen, breitschultrigen Burschen gefaßt, der mich mit einem Blick abtaxieren und dann sofort ein paar plumpe Witze über den Fenstergucker und die schöne Aussicht, die ihm zuteil geworden ist, reißen würde.«
    »Freut mich, daß Sie das sagen. Hoffentlich irren Sie sich nicht in mir.«
    »Ganz bestimmt nicht. Ich habe ein Auge dafür. Sie haben Manieren, und wenn Sie Annäherungsversuche machen, dann benehmen Sie sich niemals grob und beleidigend. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, daß Sie jemals aus der Rolle fallen. Trinken Sie Ihren Kaffee schwarz oder mit Sahne und Zucker?«
    »Mit Zucker und Sahne, bitte.«
    »Leute von Ihrer Statur haben’s gut.« Sie seufzte. »Ich begreife nicht, wie Sie’s anstellen, daß Sie alles essen können und trotzdem an Stelle des Bauchs bloß eine Kuhle haben. Sehen Sie mich an. Ich faste eisern und -« Sie lachte hell auf. »Na, so genau brauchen Sie mich nun wieder nicht anzugucken! Wie heißen Sie mit Vornamen?«
    »Donald.«
    »Schön, Donald, die Bekanntschaft ist geschlossen. Ich habe nicht viel Zeit, und wenn Sie mir Fragen stellen wollen, fangen wir am besten gleich damit an. Kommen Sie.«
    Sie führte mich in eine kleine Küche mit einer Frühstücksnische und setzte sich an die eine Seite des Tisches. Ich setzte mich auf den Stuhl gegenüber. »Hier ist ein Toaster, und hier ist Brot. Ich habe keine Butter im Haus, weil ich sie doch nicht essen darf. Eier sind auch nicht da, und mit Kochen kann ich mich jetzt nicht aufhalten.«
    »Eine Tasse Kaffee genügt mir. Danke. Also, Helen, was ich von Ihnen wissen möchte, ist, wie deutlich Sie das Gesicht des Mannes sahen.«
    »Verdammt genau, glauben Sie mir. Ich werde sein Gesicht nicht so schnell vergessen.«
    »Würden Sie ihn wiedererkennen?«
    »Ganz bestimmt.«
    »Erinnern Sie sich noch an die Beschreibung, die Sie der Polizei von ihm gaben?«
    »Ja, und ich erinnere mich auch noch genau an ihn.«
    »Gut. Ich will versuchen, ihn zu zeichnen. Fangen wir beim Haar an.«
    »Er hatte einen Hut auf.«
    »Okay. Jetzt die Augen. Trug er eine Brille?«
    »Nein.«
    »Farbe?«
    »Hell. Das Auffällige an seinen Augen waren die Brauen. Es ist schwer zu beschreiben, aber sie beherrschten das ganze Gesicht.«
    »Nase?«
    »Eine lange, kräftige Nase.«
    »Mit meinen Zeichenkünsten ist’s nicht weit her, aber dafür dürften sie ausreichen. Ich habe die Beschreibung, die Sie der Polizei von ihm gaben, gründlich studiert. Vielleicht kriege ich eine gewisse Ähnlichkeit hin.«
    Ich zeichnete eine grobe, etwas verzerrte Porträtskizze von Montrose L. Carson.
    »Die Augen liegen zu weit auseinander«, wandte sie ein.
    »Probieren wir’s noch mal.« Auf dem nächsten Blatt zeichnete ich die Augen eng nebeneinander.
    »Die Brauen sind zu stark gebogen. Der Mann hatte ziemlich gradlinige Brauen, und mit dem Mund stimmt auch etwas nicht. Auf Ihrer Skizze gehen die Mundwinkel nach oben, aber in Wirklichkeit hatte er einen schmalen, straffen, geraden Mund.«
    »Wangenknochen?«
    »Ja, hoch und breit... Donald, Sie haben die Ähnlichkeit erstaunlich gut getroffen! Das könnte er sein! Die Skizze ist fabelhaft!«
    »Ich habe lediglich Ihre Angaben ausgeführt«, erwiderte ich bescheiden.
    »Die Zeichnung ist gut, Donald. Sie ist so unglaublich gut, daß ich es fast mit der Angst zu tun bekomme.«
    »Angst? Wovor?«
    »Vor meiner eigenen Phantasie. Sie haben meine Angaben zu einer solch natürlichen, lebensgetreuen Darstellung verarbeitet, daß ich den Mann danach ohne Zögern identifizieren könnte. Und das geht irgendwie nicht mit rechten Dingen zu.

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