Ein Pirat zum Verlieben
Graben, Mauern. Aus diesem Grund hat er das Anwesen gewählt.«
Dane stieß Nigel auf einen Stuhl und schob einen Bogen Pergament und einen Stift vor ihn. »Zeichnen Sie, als würde Ihr Leben davon abhängen.« Der Blick, der seine Worte begleitete, sagte Whittingham, dass diese Ermahnung wörtlich zu verstehen war.
Ich komme zumindest nicht unvorbereitet, dachte Dane, während er sich mit einer Hand durch sein Haar fuhr und sich dann den Nacken rieb. Zu wissen, dass Tess in Phillips Gewalt war, zerriss ihm das Herz. Sein Magen verkrampfte sich. Sein schlimmster Albtraum war wahr geworden. Phillip hatte die Oberhand. Und wenn ich nicht so besessen von meiner Rache gewesen wäre, wütete er innerlich, wäre Tess in Sicherheit. Jesus! Nachdem sie den Priester gefunden hatten … er wusste nicht einmal, ob sie noch am Leben war. Nein! Sofort verbannte er den unerträglichen Gedanken. Phillip genoss dieses grausame Spiel, die Qualen, die Dane leiden würde, wenn er erfuhr, dass der elende Bastard die Liebe seines Lebens an sich gerissen hatte.
Ich muss zu ihr und zwar bald. Sie ist intelligent und einfallsreich, rief er sich in Erinnerung, um sich ein wenig zu beruhigen, und für eine Frau ist sie ungewöhnlich stark. Er zweifelte nicht daran, dass sie bereits versuchte, ihre Freiheit wiederzuerlangen, und dabei alles einsetzte, was ihr in die Finger kam. Aber Phillip war wahnsinnig, und Wahnsinn ging Hand in Hand mit einer ungeheuren Kraft. Dane musste in die weiße Festung eindringen, und wie es aussah, brauchte er dazu eine Einladung.
30
»Erlauben Sie mir, Sie der Dame vorzustellen.«
Phillips Stimme lenkte Tess’ Aufmerksamkeit von den Terrassentüren ab. Das Paar schritt mit beinahe lächerlicher Grandezza durch den Torbogen. »Sparen Sie sich die Mühe. Sie sind Phil, ich bin Tess, und sie ist Elizabeth Cabrea.«
Lizzies Augen weiteten sich, und sie sah rasch zu Phillip.
Bennetts Logbuch hatte die grauenhaften Details von Desirées Ermordung enthüllt – mit dem Hintergedanken, Phillip zu erpressen, wie Tess vermutete, aber jetzt kam ihr dieses Wissen zugute. Und Tess kannte ihr Ziel. Das schwächste Glied in der Kette.
Sie schlenderte durch den Salon und betrachtete beiläufig den Nippes, der herumstand. »Was haben Sie gemacht, Lizzie, Desirée für ihn festgehalten?«
Elizabeth wurde blass. »Nein!«
Tess gönnte ihr einen kurzen Blick. »Sie haben ihr an jenem Tag zugeredet, mit Ihnen zu gehen, nicht wahr, Lizzie?«, fragte sie, wobei sie sich anstrengen musste, sich nichts von ihrem Zorn anmerken zu lassen. »Fast, als würde man ein Lamm zur Schlachtbank führen, stimmt’s?«
Elizabeth sank in einen Sessel. »Sie soll damit aufhören, Phillip.«
»Halt den Mund, Lizzie«, warnte er sie. »Sie weiß nichts.«
»Sie müssen es ja wissen, Phil.« Tess zuckte die Achseln, während sie ein Stück Dalton-Porzellan in die Hand nahm und verstohlen seine Reaktion beobachtete. Er runzelte die Stirn. Wegen ihrer Art zu sprechen, vermutete sie. »Sie sind eine Schande für sämtliche Frauen, Elizabeth. Sie haben ihm dieses unschuldige Mädchen ausgeliefert, und wofür? Geld? Was haben Sie dafür ergattert?« Tess’ Blick blieb an den tiefblauen Steinen hängen, die um ihren Hals drapiert waren. »Diese Saphire? Dann haben Sie ganz schön schlecht abgeschnitten«, sagte Tess verächtlich und stellte das Porzellan zurück. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Lizzie die Schultern hängen ließ. »Mein Mann wird sich freuen zu hören, dass Sie auch dabei waren.« Tess griff nach einem silbernen Milchkännchen, stellte es aber wieder zurück, als sie in dem blanken Metall ihr Spiegelbild sah. Die Wunde an ihrer Schläfe schillerte in einem hässlichen Purpurton. Kein Wunder, dass es so wehtat.
Eine Reihe von Dienern strömte in den Speisesaal. Jeder von ihnen trug eine Platte, auf der sich Essen türmte. Tess’ Magen rebellierte bei dem Anblick. Jesus, es war vier Uhr morgens!
»Blackwell kann Sie nicht retten, meine Liebe«, sagte Phillip selbstgefällig. »Dieses Gebäude ist uneinnehmbar.«
»Ja, sicher«, sagte sie höhnisch und fuhr mit einem Finger über das polierte Holz der Anrichte. »Für Dane?« Lass sie schmoren, dachte sie.
»Nehmen Sie Platz, Mistress Blackwell!«, befahl er, während er sich setzte.
Als ihr Name fiel, blickte ein schlanker, dunkelhaariger Mann, der ganz in Schwarz gekleidet war, vom Servieren auf und sah erst verstohlen zu Tess und dann zu Phillip. Ihr fiel es auf,
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