Ein Pirat zum Verlieben
Edelsteine blitzten auf, als er ein paar Krümel von seiner Brokatjacke fegte. Unter all den kostbaren Gewändern und Juwelen war er Abschaum. Unverwandt starrte sie in diese Augen, eisblau und leer, bis er aufhörte zu essen. Tess war nicht dumm. Das war der Mann, den Dane suchte – Desirées Mörder. Jetzt kann ich seinen Hass verstehen, dachte sie. Auch sie hätte gern gesehen, dass der Bastard einen langsamen und qualvollen Tod starb. Sie griff nach der Überdecke, riss sie vom Bett und warf den schweren Satin über ihre Schultern. Dane dreht mittlerweile bestimmt total durch, dachte sie schuldbewusst, und lässt es wahrscheinlich an seinen Männern aus. Zu wissen, wie idiotisch es von ihr gewesen war, das Haus zu verlassen, war jetzt nicht mehr von Bedeutung. Sie musste irgendwie mit diesem Mörder fertig werden. Gott. Ein Mörder!
»Willkommen in meinem Heim, Mistress Blackwell.« Er umfasste mit einer weit ausholenden Handbewegung das prunkvolle, in Weiß und Rosé gehaltene Schlafzimmer.
»Könnte nicht behaupten, dass ich gern hier wäre«, gab Tess bissig zurück und stand auf. Mit ruhigen Schritten durchquerte sie den Raum und trat vor den Spiegel, um ihre Verletzung zu begutachten. Sie konnte den Mann im Spiegel sehen. Er sah aus wie ein Vampir mit seiner milchig weißen Haut, die seine Lippen blutrot wirken ließ. Er hatte sich nicht gerührt, und sie konnte spüren, wie der Blick seiner hellen Augen an ihrem Rücken auf und ab wanderte, als sie nach dem Krug griff und Wasser in eine Schüssel goss. Ihre Finger zitterten, als sie über die Stelle neben der violett verfärbten Wunde fuhren, wo ihr Haar kurz abgeschnitten war. Es überraschte sie nicht. Sie spülte sich den Mund, tauchte dann ein Handtuch ins Wasser und tupfte die verklebte Stelle ab.
Sie zuckte vor Schmerz zusammen. »In den Schlag haben Sie wohl einiges an Kraft investiert, äh …?«
»Phillip«, ergänzte er, wobei er aufstand und um den niedrigen Tisch herumging. »Phillip Rothmere.«
Tess wirbelte herum. Rothmere? War es möglich, dass dieser Mann Phalons und Sloanes Vorfahre war? Was für ein Trip! Er kam näher. Obwohl schlank und drahtig, war Phillip nicht mehr als zehn bis zwölf Zentimeter größer als sie, aber sie hatte die Kraft dieser zarten, eleganten Hände bereits zu spüren bekommen. Mörderhände. Er kam noch näher. Sie wich zur Seite. »Was wollen Sie von mir?«
Phillip lächelte in sich hinein. Ein anmutiges Geschöpf, gab er im Stillen zu, das sich in den zerfetzten Lumpen und der Bettdecke wie eine Königin bewegte. Es würde ihm ein Genuss sein, ihre Hoffnungen zu ersticken. »Nun, alles, meine Liebe.«
Tess machte einen Satz, und er war sofort bei ihr und packte sie bei den Schultern. Er spürte, wie sie unter seinen Händen zitterte, und der Geruch von Angst erregte ihn. Sein Blick huschte flüchtig über ihre Züge, makellos bis auf die Wunde an der Schläfe. Er beugte sich vor. Sie zuckte zurück, riss den Kopf zur Seite und stemmte sich mit ihren kleinen Händen gegen seine Brust. Überraschend schnell presste er ihre Handgelenke auf ihren Rücken. Sie setzte sich verzweifelt zur Wehr, und er verstärkte seinen Griff, indem er sie hochzog, bis sie gezwungen war, auf den Zehenspitzen zu stehen. Seine Zunge schoss vor und leckte über ihre Wunde. Tess gab einen leisen, gequälten Laut von sich.
»Ich entschuldige mich, Mistress. Mein leidiges Temperament, verstehen Sie?«
Ein silberner Funke blitzte in ihren Augen auf. Der Bastard dachte, damit wäre die Sache abgetan? »Nehmen Sie Ihre dreckigen Pfoten von mir!«, befahl sie leise.
Sein Lächeln war schnell, erreichte aber nicht seine Augen. »Ihr Leben gehört jetzt mir, Mistress Blackwell.« Er zog sie eng an sich und schob die Decke von ihren Schultern. »Ihr Körper gehört mir.« Sie versuchte sich loszureißen, als seine Hand grob über ihren entblößten Busen fuhr und an einer Brustspitze zog. Ihr Widerstand schien ihn zu erregen. »Je eher Sie das begreifen, desto besser –«, sein Lächeln vertiefte sich, »–für Ihr Befinden.«
Tess spürte sein hartes Glied an ihrem Körper, ein Ziel, das sie nicht ignorieren konnte. Sie zog ihr Knie an und rammte es in seinen Unterleib. Er zuckte kaum merklich zusammen und schloss seine Hände so fest um ihre Handgelenke, dass er ihr die Blutzufuhr abschnürte. Ein jäher Schmerz schoss durch ihre Arme bis zu den Schultern. Seine Augen tränten, und seine Lippen verzogen sich zu einem leisen
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