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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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also weg, ja?«
    Fats’ arrogante Gleichgültigkeit schrieb Andrew nur der Anwesenheit von Dane Tully zu.
    Â»Vielleicht«, sagte Andrew.
    Â»Wohin zieht ihr?«, fragte Gaia.
    Â»Mein Alter hat einen Job in Reading angeboten bekommen«, antwortete Andrew.
    Â»Oh, da wohnt mein Dad«, sagte Gaia überrascht. »Wir könnten zusammen abhängen, wenn ich zu ihm ziehe. Das Festival ist geil. Willste dir ’n Sandwich holen, Suks?«
    Andrew war so betäubt von ihrem freiwilligen Angebot, Zeit mit ihm zu verbringen, dass sie im Zeitungsladen verschwunden war, bevor er wieder zur Besinnung kam und zustimmen konnte. Einen Moment lang schienen die schmutzige Bushaltestelle, der Zeitungsladen, selbst der tätowierte Dane Tully in seinem schäbigen T-Shirt und einer Trainingshose in beinahe himmlischem Glanz zu strahlen.
    Â»Gut, hab zu tun«, sagte Fats.
    Dane kicherte. Bevor Andrew ihm anbieten konnte mitzukommen, hatte Fats sich mit federnden Schritten entfernt.
    Fats war sich sicher, dass seine coole Haltung Andrew verwirrt und verletzt haben musste, und er war froh darüber. Fats hinterfragte nicht, warum er froh war oder warum der allgemeine Wunsch, Schmerz zuzufügen, in den letzten Tagen zu einer alles beherrschenden Empfindung geworden war. Neuerdings war er zu dem Schluss gekommen, dass es nicht authentisch war, seine eigenen Beweggründe in Frage zu stellen. Eine Verfeinerung seiner persönlichen Philosophie, der damit auch leichter nachzugehen war.
    Auf dem Weg nach Fields dachte Fats darüber nach, was am Abend zuvor zu Hause passiert war, als seine Mutter in sein Zimmer kam.
    (»Dieser Eintrag über deinen Vater auf der Website des Gemeinderats«, hatte sie gesagt. »Ich muss dich das fragen, Stuart, und ich wünsche mir … Stuart, hast du den geschrieben?«
    Sie hatte ein paar Tage gebraucht, um den Mut aufzubringen, ihn zu beschuldigen, und er war vorbereitet.
    Â»Nein«, sagte er.
    Vielleicht wäre es authentischer gewesen, ja zu sagen, aber er hatte sich anders entschieden, und er sah nicht ein, warum er sich hätte rechtfertigen sollen.
    Â»Wirklich nicht?«, hakte sie nach, ohne ihren Ton zu verändern.
    Â»Nein«, wiederholte er.
    Â»Weil nur sehr, sehr wenige Menschen wissen, was Dad Sorgen bereitet.«
    Â»Tja, ich war’s nicht.«
    Â»Der Beitrag wurde am selben Abend gepostet, als Dad und du euch gestritten habt und Dad dich …«
    Â»Ich sag doch, ich war’s nicht.«
    Â»Du weißt, dass er krank ist, Stuart.«
    Â»Das sagst du mir doch andauernd.«
    Â»Er kann nichts dafür. Er hat eine ernste psychische Erkrankung, die ihm unsägliche Qualen bereitet.«
    Fats’ Handy hatte gepiept, und er hatte auf eine SMS von Andrew geschaut. Er hatte sie gelesen, und es war, als hätte er einen Schlag in die Magengrube bekommen: Arf ging für immer fort.
    Â»Ich rede mit dir, Stuart.«
    Â»Ich weiß – was ist?«
    Â»All diese Einträge – Simon Price, Parminder Jawanda, Dad –, das sind Menschen, die du kennst. Wenn du hinter all dem steckst …«
    Â»Ich war’s nicht!«
    Â»â€¦Â dann richtest du unermesslichen Schaden an. Ernsthaften, grausamen Schaden im Leben von Menschen, Stuart.«
    Fats versuchte sich ein Leben ohne Andrew vorzustellen. Sie kannten sich seit ihrem vierten Lebensjahr.
    Â»Ich hab’s nicht gemacht«, hatte er gesagt.)
    Ernsthaften, grausamen Schaden im Leben von Menschen .
    Die hatten sich ihr Leben selbst eingerichtet, dachte Fats finster, als er in die Foley Road einbog. Die Opfer des Geists von Barry Fairbrother steckten in einem Sumpf aus Heuchelei und Lügen, und die Bloßstellung gefiel ihnen nicht. Sie waren blöde Motten, die das helle Licht scheuten. Sie hatten keine Ahnung vom wirklichen Leben.
    Vor sich erblickte er ein heruntergekommenes Haus, auf dessen Rasen ein abgefahrener Reifen lag. Er hatte den starken Verdacht, dass Krystal dort wohnte, und als er die Hausnummer sah, wusste er, dass er recht hatte. Er war noch nie hier gewesen. Vor zwei Wochen hätte er sich niemals darauf eingelassen, in der Mittagspause zu ihr zu gehen, aber die Dinge veränderten sich. Er hatte sich verändert.
    Es hieß, ihre Mutter sei eine Prostituierte. Auf jeden Fall war sie ein Junkie. Krystal hatte ihm gesagt, das Haus wäre leer, weil ihre Mutter in Bellchapel ihr Methadon zugeteilt bekam.

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