Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
Vom Netzwerk:
Fats ging, ohne zu zögern, aber mit unerwarteter Beklommenheit über den Gartenpfad.
    Krystal hatte an ihrem Zimmerfenster nach ihm Ausschau gehalten. Sie hatte die Türen aller Räume im Erdgeschoss zugemacht, damit er nur den Flur sah; hatte alles, was darin verstreut lag, ins Wohnzimmer und in die Küche geworfen. Der Teppich war verdreckt und hatte Brandlöcher, die Tapete war fleckig, doch daran konnte Krystal nichts ändern. Von dem nach Kiefern duftenden Desinfektionsmittel war nichts mehr da, doch sie hatte Chlorix gefunden, das sie in Küche und Bad versprühte, denn von diesen beiden Räumen gingen die schlimmsten Gerüche aus.
    Als er klopfte, lief sie hinunter. Sie hatten nicht viel Zeit. Terri würde wahrscheinlich gegen eins mit Robbie zurück sein. Nicht lange, um ein Kind zu zeugen.
    Â»Hey«, sagte sie, als sie die Tür öffnete.
    Â»Alles klar?«, fragte Fats.
    Er wusste nicht, was er erwartet hatte. Sein erster flüchtiger Eindruck vom Innenleben des Hauses war der von einer dreckigen, leeren Kiste. Keine Möbel. Die geschlossenen Türen zu seiner Linken und geradeaus wirkten seltsam unheilvoll.
    Â»Sind wir allein?«, fragte er, als er über die Schwelle trat.
    Â»Ja«, erwiderte Krystal. »Wir können nach oben gehen, in mein Zimmer.«
    Sie ging voraus. Je weiter sie ins Haus kamen, desto schlimmer wurde der Geruch: eine Mischung aus Chlor und Dreck. Fats versuchte, sich nicht daran zu stören. Alle Türen auf dem Treppenabsatz waren geschlossen, bis auf eine. Krystal ging hinein.
    Fats wollte nicht schockiert sein, aber in dem Raum war nichts außer einer Matratze, auf der ein Laken und eine nicht bezogene Decke lagen, und in einer Ecke lag ein Haufen Kleidung. Ein paar aus Illustrierten herausgerissene Fotos, eine Mischung aus Popstars und Promis, waren mit Klebstreifen an die Wand gepappt.
    Krystal hatte ihre Collage am Tag zuvor angebracht, ganz so, wie sie es in Nikkis Zimmer gesehen hatte. Da sie wusste, dass Fats vorbeikommen würde, hatte sie den Raum wohnlicher gestalten wollen. Die dünnen Vorhänge hatte sie zugezogen. Sie verliehen dem Tageslicht eine bläuliche Färbung.
    Â»Gib mir ’ne Kippe«, bat sie. »Ich brauch eine.«
    Er zündete eine Zigarette für sie an. So nervös hatte er sie noch nie erlebt. Rotzfrech und handfest gefiel sie ihm besser.
    Â»Wir haben nicht viel Zeit«, sagte sie. Krystal begann sich auszuziehen, die Zigarette im Mund. »Mum ist gleich wieder da.«
    Â»Die ist in Bellchapel, oder?«, fragte Fats. Er versuchte, Krystal in seinen Gedanken irgendwie wieder härter zu machen.
    Â»Ja«, erwiderte Krystal, die auf der Matratze saß und ihre Trainingshose auszog.
    Â»Was ist, wenn die geschlossen wird?«, fragte Fats, als er die Jacke ablegte. »Ich hab gehört, dass die es vorhaben.«
    Â»Weiß nicht«, erwiderte Krystal, aber sie hatte Angst. Die Willensstärke ihrer Mutter, zerbrechlich und verletzbar wie ein Küken, konnte bei der kleinsten Herausforderung zugrunde gehen.
    Sie hatte sich bereits bis auf die Unterwäsche ausgezogen. Fats streifte gerade die Schuhe ab, als ihm etwas neben dem Kleiderhaufen auffiel. Ein kleines Plastikschmuckkästchen ohne Deckel und darin eingerollt eine vertraute Armbanduhr.
    Â»Ist die von meiner Mum?«, fragte er verblüfft.
    Â»Wie jetzt?« Krystal erschrak. »Nein«, log sie. »Die hat meiner Nana Cath gehört. Lass das …!«
    Aber er hatte sie bereits aus dem Kästchen gezogen.
    Â»Das ist ihre«, sagte Fats. Er erkannte das Uhrenarmband.
    Â»Scheiße nein!«
    Krystal war entsetzt. Sie hatte fast vergessen, die Uhr gestohlen zu haben und von wem. Fats schwieg, und das gefiel ihr nicht.
    Fats erschien die Uhr in seiner Hand herausfordernd und vorwurfsvoll zugleich. In rascher Abfolge stellte er sich vor, wie er hinausging und sie lässig in die Tasche steckte oder wie er sie Krystal mit einem Schulterzucken zurückgab.
    Â»Das ist meine«, sagte sie.
    Er wollte kein Ordnungshüter sein. Er wollte gesetzlos sein. Doch erst als ihm einfiel, dass die Uhr Pingels Geschenk gewesen war, gab er sie Krystal zurück und zog sich weiter aus. Hochrot im Gesicht, streifte Krystal den BH und die Unterhose ab und schlüpfte, nackt, wie sie war, unter die Decke.
    Fats kam in seinen Boxershorts zu ihr, ein verpacktes Kondom in der Hand.
    Â»Das brauchen wir

Weitere Kostenlose Bücher