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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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Barry gewollt. Colin mochte Krystal Weedon nicht, aber Barry hatte sie gemocht, weshalb er annahm, dass mehr in ihr steckte, als er sehen konnte. Tessa wusste, dass ihr Mann eine eigenartige Mischung aus Arroganz und Bescheidenheit war, aus unerschütterlicher Überzeugung und Unsicherheit.
    Die sind völlig verblendet , dachte Tessa. Sie betrachtete die drei. Gerade brüteten sie über einer graphischen Darstellung, die Parminder aus Kays Notizen gezogen hatte. Die glauben, sie würden mit ein paar Statistiken sechzig Jahre Wut und Groll rückgängig machen . Keiner von denen war Barry. Er war ein lebendes Beispiel dafür gewesen, was sie in der Theorie vorschlugen: durch Bildung von Armut zu Wohlstand aufzusteigen, von Machtlosigkeit und Abhängigkeit zu einem Menschen zu werden, der einen wertvollen Beitrag für die Gemeinschaft leistet. Sahen sie denn nicht, wie hilflos sie waren, verglichen mit dem Mann, der gestorben war?
    Â»Die Leute ärgern sich auf jeden Fall darüber, dass die Mollisons versuchen, alles an sich zu reißen«, sagte Colin gerade.
    Â»Wenn sie die Sachen lesen«, sagte Kay, »werden sie Schwierigkeiten, haben so zu tun, als leiste die Klinik keine wichtige Arbeit.«
    Â»Nicht alle im Gemeinderat haben Barry vergessen«, sagte Parminder mit leicht bebender Stimme.
    Tessa fiel auf, dass ihre fettigen Finger ins Leere griffen. Während die anderen sich unterhielten, hatte sie die ganze Schale Chips geleert.
    VII
    Der Tag war hell und mild, und im Computerraum der Gesamtschule Winterdown wurde es gegen Mittag stickig, die schmutzigen Fenster sorgten auf den staubigen Monitoren für störende Lichtflecken. Obwohl weder Fats noch Gaia da waren, um ihn abzulenken, konnte sich Andrew Price nicht konzentrieren. Das, worüber er seine Eltern am Abend zuvor hatte reden hören, ging ihm nicht aus dem Kopf.
    Sie hatten sich ziemlich ernsthaft darüber unterhalten, nach Reading zu ziehen, wo Ruths Schwester und Schwager lebten. Mit dem Ohr an der angelehnten Küchentür hatte Andrew in der kleinen Diele ausgeharrt und gelauscht. Allem Anschein nach war Simon ein Job angeboten worden, zumindest hatte der Onkel, den Andrew und Paul kaum kannten, weil Simon ihn nicht ausstehen konnte, ihm einen Job in Aussicht gestellt.
    Â»Da krieg ich weniger«, hatte Simon gesagt.
    Â»Das weißt du nicht. Er hat nicht gesagt …«
    Â»Muss so sein. Und es wird insgesamt teurer, dort zu leben.«
    Ruth gab ein unverbindliches Geräusch von sich. Andrew wagte in der Diele kaum zu atmen. Allein der Tatsache, dass seine Mutter keine Eile hatte, Simon zuzustimmen, entnahm er ihre Bereitschaft, wegzuziehen.
    Andrew konnte sich seine Eltern absolut nicht in einem anderen Haus als Hilltop House oder vor einem anderen Hintergrund als Pagford vorstellen. Für ihn war selbstverständlich gewesen, dass sie dort für immer leben würden. Er, Andrew, würde eines Tages nach London gehen, aber Simon und Ruth würden wie Bäume in dem Hügel verwurzelt bleiben, bis sie starben.
    Er war wieder nach oben in sein Zimmer geschlichen und hatte aus dem Fenster auf die funkelnden Lichter von Pagford gestarrt, eingebettet in die tiefschwarze Senke am Fuß der Hügel. Er hatte das Gefühl, dieses Panorama noch nie gesehen zu haben. Irgendwo da unten rauchte Fats in seinem Dachzimmer und schaute sich auf seinem Computer wahrscheinlich einen Porno an. Auch Gaia war da, vertieft in die mysteriösen Riten ihres Geschlechts. Andrew fiel ein, dass sie das schon durchgemacht hatte, denn sie war aus der ihr bekannten Umgebung herausgerissen und verpflanzt worden. Endlich hätten sie etwas Wesentliches gemeinsam. Bei dem Gedanken, dass er etwas mit ihr teilen würde, wenn er von hier fortginge, empfand er eine beinahe melancholische Freude.
    Aber sie hatte ihren Umzug nicht selbst verschuldet. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen hatte er zu seinem Handy gegriffen und Fats eine SMS geschickt: Si-Pie hat Job in Reading in Aussicht. Nimmt wahrscheinlich an.
    Fats hatte noch immer nicht geantwortet, und Andrew hatte ihn den ganzen Morgen nicht gesehen, weil sie keinen gemeinsamen Unterricht hatten. Auch an den beiden vorangegangenen Wochenenden hatte er Fats nicht getroffen, weil Andrew im Copper Kettle gearbeitet hatte. Ihre längste Unterhaltung in letzter Zeit hatte sich um Fats’ Eintrag über Pingel auf der Website des Gemeinderats

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