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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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Champêtre hatte. Am Telefon hatte er regelrecht mit ihr geflirtet.
    Â»Ich sollte mich wohl allmählich auf die Socken machen.« Miles trank den Kaffee aus, den Blick auf das Fenster und den heller werdenden Himmel gerichtet. Er seufzte tief und tätschelte die Schulter seiner Frau, als er auf dem Weg zum Geschirrspüler mit dem leeren Teller und der Tasse an ihr vorbeikam.
    Â»Lieber Gott, damit eröffnen sich völlig neue Perspektiven, oder?« Er schüttelte seinen kurz geschorenen, ergrauenden Kopf und verließ die Küche.
    Samantha fand Miles manchmal lächerlich und, in zunehmendem Maße, langweilig. Doch hin und wieder genoss sie seine Aufgeblasenheit so, wie sie zu formellen Anlässen gerne einen Hut trug. Schließlich war es an diesem Morgen passend, sich feierlich und ein bisschen würdig zu geben. Sie aß ihren Toast auf, räumte die Frühstückssachen weg und polierte im Geiste die Geschichte auf, die sie ihrer Verkäuferin erzählen würde.
    II
    Â»Barry Fairbrother ist tot«, keuchte Ruth Price.
    Sie war den Gartenweg regelrecht hinaufgerannt, um noch ein paar Minuten mit ihrem Mann zu verbringen, bevor er zur Arbeit musste. Sie hielt sich nicht damit auf, den Mantel auszuziehen, sondern stürmte, noch in Schal und Handschuhen, in die Küche, in der Simon und ihre beiden halbwüchsigen Söhne beim Frühstück saßen.
    Ihr Mann erstarrte, ein Stück Toast auf halbem Weg zum Mund, das er dann mit theatralischer Langsamkeit auf den Teller zurücklegte. Die beiden Jungen in ihren Schuluniformen schauten nur mäßig interessiert von einem Elternteil zum anderen.
    Â»Ein Aneurysma, vermuten die Ärzte«, sagte Ruth, immer noch etwas atemlos, während sie ihre Handschuhe Finger für Finger hochzupfte, den Schal abnahm und den Mantel aufknöpfte. Der dünnen dunkelhaarigen Frau mit den traurigen Augen stand die blaue Schwesterntracht ausgesprochen gut. »Er ist beim Golfclub zusammengebrochen. Sam und Miles Mollison haben ihn ins Krankenhaus gebracht. Und dann kamen Colin und Tessa Wall …«
    Sie eilte hinaus in den Flur, hängte ihre Sachen auf und war rechtzeitig zurück, um Simons gebrüllte Frage zu beantworten: »Was ist ein Nanurisma?«
    Â»A-neu-rys-ma. Eine geplatzte Ader im Kopf.«
    Sie huschte zum Wasserkessel, schaltete ihn ein, wischte rund um den Toaster Krümel von der Arbeitsplatte und redete dabei ununterbrochen weiter.
    Â»Er wird starke intrazerebrale Blutungen gehabt haben. Seine arme, arme Frau … Die ist völlig am Boden zerstört.«
    Nun doch etwas ergriffen, schaute Ruth aus dem Küchenfenster zur Abtei auf der anderen Seite des Tals, die sich wie ein schwarzes Skelett vor dem graurosa Himmel abhob. Dieser Ausblick machte das Besondere von Hilltop House aus. Pagford, bei Nacht nicht mehr als eine Ansammlung blinkender Lichter in einer tief liegenden Senke, war in frostiges Sonnenlicht getaucht. Ruth bemerkte davon nichts, war in Gedanken immer noch im Krankenhaus, sah Mary aus dem Zimmer kommen, in dem Barry lag. Die lebenserhaltenden Geräte waren abgeschaltet. Allen, von denen Ruth Price glaubte, dass sie ihr seelenverwandt waren, brachte sie bereitwillig das ehrlichste Mitgefühl entgegen. »Nein, nein, nein«, hatte Mary gestöhnt, und dieses instinktive Leugnen hatte in Ruth widergehallt, da es ihr einen Blick auf sich selbst in solchen Situationen gewährt hatte.
    Kaum fähig, diesen Gedanken zu ertragen, wandte sie sich Simon zu. Sein hellbraunes Haar war noch dicht, sein Körper fast noch so drahtig wie mit Mitte zwanzig, und die Fältchen in den Augenwinkeln eher anziehend, aber Ruths Rückkehr zur Krankenpflege nach der langen Pause hatte sie erneut mit den unendlichen Möglichkeiten konfrontiert, wie der menschliche Körper versagen konnte. In jüngeren Jahren hatte sie mehr Abstand gehabt, jetzt erkannte sie, wie glücklich sie sich alle schätzen konnten, am Leben zu sein.
    Â»Konnten sie denn gar nichts für ihn tun?«, fragte Simon. »Konnten sie’s nicht zustopfen?«
    Er klang gereizt, als hätte die Medizin es einmal mehr versäumt, das Einfache und Offensichtliche zu tun.
    Andrew war von wilder Freude erfüllt. In letzter Zeit war ihm aufgefallen, dass sein Vater sich angewöhnt hatte, den medizinischen Ausdrücken seiner Mutter plumpe, ignorante Vorschläge entgegenzustellen. Intrazerebrale

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