Ein Pony auf großer Wanderung
erklärte Klaus Halver.
„Er ist schon seit Jahren verwaist. Wir mußten erst mal Großputz machen, damit er wieder benutzt werden konnte. Peter, komm her, mein Junge. Bist du bereit, die tausendachthundert Mark für dein Pferd sofort zu bezahlen? Dann ist das die Anzahlung für dein Pferd in der Box dort. Zuzüglich dem, was du dir hier in den Ferien verdienst. Den Rest haben wir, wie gesagt, für dich angespart. Ein paar Leute sind der Meinung, du hättest es verdient. Herr Tiedjen gehört dazu, dein Schuldirektor Hütter, euer Stallhelfer Johnny, Herr Albert... und nicht zu vergessen Bille Abromeit , Bettina und die drei Henrich-Brüder und Tom Tiedjen . Jeder hat etwas in den Topf getan.“
„Na ja“, brummte Ignaz der Schreckliche, „bei weitem das meiste kommt von der Familie Halver. Sie hatten bei Herrn Hütter und mir angefragt, womit sie deine Tat belohnen könnten.“
Peter war schneeweiß im Gesicht geworden, seine Lippen zitterten. Er riß die Boxentür auf und hing gleich darauf am Hals des Fuchses.
„Cosimo“, flüsterte er fassungslos, „ich kann es nicht glauben. Cosimo! Cosimo...“
„Wo ich ihn doch nun mal aus Versehen ersteigert hatte“, brummte Ignaz der Schreckliche.
Peter hob den Kopf. Er hatte Tränen in den Augen, aber ein breites Lachen stand in seinem Gesicht.
„Ich glaube Ihnen kein Wort, Herr Albert! Ich kenne Sie doch. Natürlich haben Sie uns wieder ausgetrickst! Sie sind doch echt der raffinierteste Schauspieler der Welt!“
Peter sah in die strahlenden Augen der Umstehenden. Der Reihe nach ging er zu jedem und bedankte sich. Rose Halver war fast so gerührt wie er selbst.
„Deine Freude ist für uns der größte Dank, mein Junge!“ sagte sie, und ihre Stimme zitterte ein bißchen dabei.
Erik hüpfte mit seinem Rollstuhl fast in die Höhe, so freute ihn die gelungene Überraschung. Peter gab ihm einen begeisterten Rippenstoß. Dann wandte er sich an seinen Lehrer. „Darf ich ihn nach Hause reiten, Herr Albert?“
„Darauf bestehen wir!“ polterte Ignaz der Schreckliche. „Wie du siehst, haben wir schon heimlich einen passenden Sattel aus Groß- Willmsdorf hergeschafft. Du kannst dich gleich auf den Weg machen.“
Fast feierlich sattelte Peter sein Pferd. Schweigend legte er Cosimo den Sattel auf, als ginge es um eine heilige Handlung. Er war so beschäftigt, daß er die Unruhe vor dem Stall gar nicht wahrnahm.
Er führte Cosimo aus der Box in die Stallgasse, reinigte seine Hufe von Strohresten und zupfte einen Strohhalm aus dem Schweif. Dann nahm er seinen Wallach am Zügel und öffnete die Stalltür.
Kaum erschienen die beiden in der Türöffnung, erklang ein vielstimmiger Chor: „Hoch soll’n sie leben, hoch soll’n sie leben, dreimal hoch!“
Sämtliche Klassenkameraden waren zu Pferde aufmarschiert und bildeten einen Halbkreis um die Stalltür. Im Triumphzug wurden Peter und Cosimo nach Groß- Willmsdorf geleitet. Und später mußte er wieder und wieder schildern, was er im Augenblick der Überraschung empfunden hatte.
Zottels große Wanderung
„Richtig langweilig ist es in Groß- Willmsdorf , wenn die Internatler weg sind!“ seufzte Bille und strich noch eine weitere Schicht Butter auf ihr Frühstücksbrötchen.
„Da muß ich ja direkt lachen!“ Mutsch schob seufzend den Brötchenkorb weit von sich. Sie hatte sich mal wieder vorgenommen, ein paar Tage zu fasten. „Wenn ich daran denke, wie verzweifelt du zuerst warst, als Groß- Willmsdorf zum Internat werden sollte! Damals hast du gedacht, die Welt müßte untergehen, wenn du den geliebten Tiedjen , die Pferde, die Ställe, das Gutshaus nicht für dich allein haben könntest.“
„Damals war ich jung und dumm, ein Teenager mitten in der Pubertät. Da sieht man manches so übersteigert.“
„Hört, hört“, lachte Onkel Paul hinter seiner Zeitung.
Bille lachte ebenfalls. „Na ja, ich gebe ja zu, daß ich ganz schön eifersüchtig war. Aber schließlich kannte ich die anderen noch nicht. Ich habe mir völlig falsche Vorstellungen gemacht von denen, die da als Schüler antanzen würden. Ich hätte nie gedacht, daß wir mal zu so einer tollen Mannschaft zusammenwachsen würden!“
Mutsch stand auf und räumte ihr Gedeck in die Spülmaschine. Sie warf einen sehnsüchtigen Blick auf das Schinkenbrötchen, von dem Bille gerade mit größtem Genuß ein großes Stück abbiß , und trat ans Fenster.
„Ein Wetter ist das heute! Grauenvoll.“
„Ist doch typisch! Der erste Ferientag —
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