Ein prickelndes Spiel (German Edition)
aus weit aufgerissenen Augen an. “Ihre … ich meine, die Frau, mit der Sie zusammen waren, hat sie geholt.”
Alex stieß die Bürotür auf. Nicole saß an seinem Schreibtisch und hatte einen der Ordner bereits geöffnet. Er durchquerte mit wenigen Schritten den Raum und nahm ihr den Ordner weg. “Das sind geheime Informationen.”
“Nicht mehr.”
Er sah sie an. “Wie hast du Dorothy dazu gebracht, sie dir zu geben?”
“Ist es nicht komisch, wie panisch manche Frauen auf den Anblick eines nackten Busens reagieren?” Sie schüttelte lächelnd den Kopf. “Ich hätte sie nach dem Safeschlüssel fragen können, und sie hätte ihn mir geholt.”
Alex unterdrückte mit Mühe ein Lächeln.
“Hier …”, sie wies auf den obersten Hefter und stand dann auf, “… dieser Versicherte wird sein nächstes Opfer sein.”
Er blickte auf die Unterlagen. Ein bekanntes Auktionshaus, das am nächsten Dienstag eine kostbare Kunstsammlung versteigern wollte, hatte die Versicherung abgeschlossen. Interessant, aber …
Er hob den Kopf und sah Nicole an. “Wie wäre es, wenn wir Dark Man eine Falle stellten? Einer meiner wohlhabenden Klienten ist für ein paar Wochen in Europa, sein Haus steht leer. Wir könnten verbreiten, dass er ein paar dieser kostbaren Doppeladler-Münzen gekauft hat, von denen in letzter Zeit viel in der Presse die Rede war. Und dass er eine Versicherung darüber abgeschlossen hat. Dann brauchen wir nur noch in dem leeren Haus auf Dark Man zu warten.”
“Er ist zu schlau für so was. Den Braten riecht er auf mehrere Meilen.” Sie nahm ihren Rucksack und ging zur Tür.
“Wo willst du hin?”
Langsam drehte sie sich zu ihm um. “Du fragst zu viel.”
Stimmt, aber für ihn hing auch viel davon ab.
“Bis später dann.”
Er starrte auf die geschlossene Tür. Bis später? Wann und wo? In seiner Wohnung? Hier im Büro?
Er ließ sich in den Schreibtischsessel sinken. Die Frau brachte ihn noch mal um den Verstand. Er seufzte und holte die Akte über den Schwarzen Mann wieder aus der Schublade. Oben drauf befand sich ein Plastikpäckchen. Er nahm es heraus. Ein leuchtend lila Kondom.
Er zog auch die anderen vier Schubladen auf. In jeder lag ein Kondom in einer jeweils anderen leuchtenden Farbe.
Er steckte sie schnell in die Hosentasche.
Er grinste. Eins musste er zugeben: Nicole hatte Stil.
6. KAPITEL
Das Ticken des alten Weckers auf dem Nachttisch dröhnte Alex in den Ohren. Er nahm die Uhr hoch und starrte auf das Zifferblatt. Es war schon nach zwei Uhr morgens, und er hatte noch keine Sekunde geschlafen. Selbst in Manhattan war es ruhig, nur hin und wieder hörte man eine Polizeisirene. Seit zwölf Stunden hatte er nichts von Nicole gehört oder gesehen.
Die Bettfedern quietschten, als er versuchte, eine bequemere Lage zu finden. Aber er wusste, nach wenigen Minuten würde er sich wieder auf die andere Seite wälzen. Denn ständig ging ihm im Kopf herum, was er gesagt oder getan hatte. Oder, schlimmer noch, er stellte sich sehr plastisch vor, was Nicole vielleicht gerade zu dieser Zeit tat.
Er blickte auf das große Fenster zu seiner Linken, das Nicole einen Spaltbreit geöffnet hatte, um ihren Kater herauszulassen. Er hatte das Tier noch nicht wieder gesehen. Wahrscheinlich versetzte es alle Katzen aus der Nachbarschaft in Schrecken. Allerdings war er wohl inzwischen schon mal hier gewesen, denn er hatte von seinem Futter gefressen.
Er dachte darüber nach, was er in den letzten vier Monaten über Nicole herausgefunden hatte. In dieser Zeit hatte sie mindestens drei Liebhaber gehabt. Obwohl Liebhaber wohl nicht der passende Ausdruck war, denn das Wort klang eher nach einer etwas längeren Beziehung. Und das sah Nicole nicht ähnlich. Sie wusste wahrscheinlich gar nicht, was das war, eine längere Beziehung. Sie traf jemanden, in der Disco, im Coffeeshop, während einer Vernissage, ging mit ihm ein paar Mal ins Bett und verschwand wieder. Wie ein Rabe, der sich auf den nächsten Baum schwingt, um von dort aus die nächste Beute zu erspähen.
Alex verschränkte die Hände unter dem Nacken. Er wusste eine ganze Menge über Nicole Bennett, aber er hatte keine Ahnung, wie es eigentlich in ihr aussah. Was bewegte sie? Was berührte sie wirklich? Sie hatte ihren Vater erwähnt. Was war mit ihrer Mutter? Hatte sie Geschwister? Was hielt sie von der Welt im Allgemeinen und der Familie im Besonderen? Konnte sie sich ein Leben in einem ruhigen Vorort vorstellen, oder war sie ein typisches
Weitere Kostenlose Bücher