Ein prickelndes Spiel (German Edition)
Tiffany-Juwelen spezialisiert hatte, denn dann wäre eindeutig, dass er sie nie hätte verdächtigen dürfen.
“Das glaube ich einfach nicht!”, entgegnete seine Schwester.
“Ob du es glaubst oder nicht, ist in diesem Fall ganz unerheblich. Es ist eine bewiesene Tatsache.”
Mit einem Ruck wandte sie sich zu ihm um und setzte ihm den Zeigefinger auf die Brust. “Und ich will dir mal eins sagen. Das Beste, was dir in letzter Zeit begegnet ist, ist Nicole. Und das ist auch eine Tatsache.”
Ein paar Sekunden lang standen sie sich schweigend gegenüber. Dann fing Athena wieder an: “Ich wusste ja immer, dass du einen Dickkopf hast, Alex. Aber ich hätte nicht gedacht, dass du so dämlich sein kannst.” Sie nahm ihre Handtasche vom Tisch und ging in Richtung Tür.
Er stand da, hilflos und wie versteinert, bis die Tür hinter der Schwester ins Schloss fiel. “Du lieber Himmel, was habe ich bloß getan!”
Zum zweiten Mal in der letzten halben Stunde griff er nach seiner Jacke und riss die Tür auf.
11. KAPITEL
Alex hat gerade das Beste in seinem Leben verloren, dachte Nicole. Sie griff nach den dünnen Sprossen und stieg behände die Feuerleiter an dem Gebäude hoch, das der Rückseite des Auktionshauses gegenüberlag. Sie wollte aufs Dach.
Nicoles dünne schwarze Hose lag ebenso eng an wie der langärmelige schwarze Pullover, sodass sie in der Dunkelheit kaum zu sehen war. Allerdings war diese Seite der Straße ziemlich gut beleuchtet, und so musste sie sich beeilen. Denn es konnte immer sein, dass ein Bewohner des Hauses gegenüber trotz der späten Stunde ans Fenster trat, weil er nicht schlafen konnte.
Die drei Stockwerke bis zum Dach hatte sie schnell geschafft. Sie zog sich hoch und erlaubte sich erst jetzt eine kurze Pause. Sofort aber war die Erinnerung an Alex wieder da.
“
Gib mir sofort den Schmuck, Nicole.”
Erst hatte sie gedacht, er meinte die Tiffany-Juwelen. Sie hatte sich noch über sein erstauntes Gesicht gewundert, als sie ihm sagte, die habe sie längst wieder an Mrs Nessbaum zurückgeschickt.
Aber darum ging es ihm nicht. Er hatte etwas von einem kostbaren Schmuck gesagt, der seit gestern aus seinem Elternhaus verschwunden war.
Nicole setzte sich auf das Dach und zog ihre Stiefel aus weichem Leder hoch. Er glaubte doch tatsächlich, sie habe den Schmuck seiner Mutter gestohlen!
Es war wirklich Pech, dass etwas in dem Haus während ihrer Anwesenheit abhanden kam, und sie hatte noch nicht einmal etwas damit zu tun. Aber davon abgesehen, machten seine Anschuldigungen ihr endgültig klar, dass sie nie eine längerfristige Beziehung aufbauen konnten. Bei diesem Gedanken wurde ihr wieder ganz elend, und sie musste sich am Dachrand festhalten. Aber irgendwie hätte sie mit so etwas rechnen müssen. Denn sie war eine Diebin, und wenn etwas vermisst wurde, dann fiel der Verdacht verständlicherweise erst einmal auf sie.
Und dennoch, in der letzten Nacht waren sie sich so nahe gekommen, waren ehrlich miteinander gewesen. Am nächsten Tag hatte sie endlich ihren Vater besucht, und nach dem Gespräch mit ihm war sie voll Hoffnung gewesen, was ihre eigene Zukunft mit Alex betraf.
Aber als sie ihm in das geliebte Gesicht sah und das tiefe Misstrauen erkannte, wusste sie, dass alles vorbei war. Seine Augen blickten kalt, sein Mund war verächtlich verzogen, und Alex’ Haltung war steif und abweisend.
Nicole schloss kurz die Augen. Sie hatte schon früh gelernt, dass man erkennen musste, wann eine Sache hoffnungslos war. Und dann musste man weg, so schnell es irgend ging. Und das war nicht nur die wichtigste Regel bei ihrem “Beruf”. Als sie Alex so vor sich stehen sah, wusste sie, dass ihn nichts und niemand von seiner Meinung würde abbringen können und ihr nichts anderes übrig blieb, als sofort das Weite zu suchen. Aber es war unglaublich schmerzhaft. Denn sie hatte nicht nur Alex verloren, sondern auch die Hoffnung auf ein anderes Leben.
Sie schob sich das schwarze Haar aus der Stirn und merkte, dass ihr die Hände zitterten. Das war nicht gut.
Ein dumpfer Laut kam von der schmalen Straße, die an der Rückseite des Auktionshauses vorbeiführte. Sie kroch über das Dach und blickte über den Rand. Mit einer schnellen Bewegung vergewisserte sie sich, dass der kleine Colt hinten in ihrem Gürtel steckte.
Ein Lastwagen mit der Aufschrift “Benniman Moving Co.” stand vor der Hintertür des Auktionshauses. Leider konnte sie den Fahrer nicht sehen. Nicole war hundertprozentig
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