Ein Prinz wie aus 1001 Nacht
Gesicht dem kalten Wasserstrahl entgegenhielt. Obwohl er seine Begierde für Kirsten Ross natürlich nie im gleichen Atemzug formulieren würde wie die anbetende Liebe, die er Faria entgegenbrachte. Trotzdem war ein gewisser Zusammenhang nicht zu leugnen. Erneut begehrte er eine Frau, die nicht für ihn bestimmt war, und allein diese kleine Parallele störte ihn immens.
Andererseits sah er auch die Herausforderung in dieser brisanten Situation, denn Kirsten Ross war, anders als Faria, durchaus in seiner Reichweite.
Vielleicht bin ich auch viel zu streng mit mir, überlegte Shahir. Dieses geradezu fanatische Verlangen, mich nicht von meiner Libido beherrschen zu lassen! Möglicherweise ist es gerade der erzwungene Entzug jeglicher sexueller Aktivitäten, der mir so zu schaffen macht? In diesem Fall wäre die beste Kur für meine nächtlichen Fantasien eine hingebungsvolle, leidenschaftliche Frau …
Und Shahir wusste auch genau, wer als passende Kandidatin infrage kam und wo er sie finden würde.
Lady Pamela Anstruther, eine ausgesprochen attraktive Dame, die gleichzeitig seine nächste Nachbarin war. Pamela war klug und amüsant, eine lebenslustige Witwe mit einem extravaganten Geschmack, die ständig darum kämpfte, mit ihrem kleinen Einkommen auszukommen. Shahir respektierte ihr offenes Wesen und ihren Überlebenswillen. Außerdem hatte Pamela auch nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie ihn wollte …
Später an diesem Morgen musterte Jeanie ihre Arbeitskollegin mit einem kritischen Blick. „Du siehst aus, als würdest du irgendeine Krankheit ausbrüten. Hast du etwa schlecht geschlafen? Das würde wenigstens die dunklen Schatten unter deinen Augen erklären.“
„Mir geht’s gut …“, murmelte Kirsten mit wenig Überzeugungskraft. Einige schlaflose Nächte hintereinander hatten natürlich sichtbare Spuren auf ihrem Gesicht hinterlassen. Sie schämte sich ihrer Schwäche, diesen attraktiven Motorradfahrer einfach nicht vergessen zu können. Immer wieder spielte sie ihre Begegnung in Gedanken durch. Wenn sie dann völlig erschöpft einschlief, träumte sie noch von ihm.
Und den verstörenden Inhalt dieser Träume konnte sie natürlich mit keiner lebenden Seele teilen …
„Ist bei dir zu Hause etwas nicht in Ordnung?“, bohrte Jeanie weiter.
„Nein.“ Kirsten nagte verlegen auf ihrer Unterlippe, bis sie ihre Neugier und Nervosität nicht länger bezwingen konnte. „Aber da war so ein Typ auf dem Motorrad. Er ist mir am letzten Freitagnachmittag fast über die Füße gefahren. Ich … ich glaube, er kam hier aus dem Castle …“
Jeanies Konzentration war fest auf ein paar frische Scones gerichtet, die sie großzügig mit Butter und Marmelade bestrich. „Kann schon sein. Ist ein ständiges Kommen und Gehen hier. Und immer wieder neue Gesichter. Ich wette, das war dieser schrullige Typ mit dem grauen Zopf. Du weißt schon, der an diesem historischen Buch über das Schloss arbeitet.“
„Das hört sich nicht nach dem Mann an, den ich gesehen habe.“ Auch Kirsten starrte fasziniert auf die Scones, die Jeanie jetzt in winzige Stückchen schnitt, um den Genuss des warmen Gebäcks noch auszudehnen. „Er war ziemlich jung und sah aus, als käme er aus einem anderen Land.“
„Oh … der!“ Jeanies runde Augen leuchteten auf. „Das muss der polnische Handwerker sein, der die Pferdestallungen mit umbaut. Groß, dunkel, gebräunt und richtig fesch?“ Kirsten nickte viermal zustimmend – wie eine Marionette. „Ich habe ihn am Samstagabend auf seinem Motorrad durchs Dorf fahren sehen.“ Jeanie warf Kirsten einen neckenden Blick zu und grinste breit. „Dann bist du ja doch nicht so blind, wie ich befürchtet habe!“
Kirsten errötete heftig, konnte die Frage, die ihr auf der Zunge lag, aber nicht mehr zurückhalten. „Weißt du, ob er verheiratet ist?“
„Kirsten Ross! Du schamloses kleines Luder!“, rief Jeanie anerkennend aus. „Nein, er ist nicht verheiratet. Das habe ich bereits an seinem ersten Tag hier ausgekundschaftet. Kein Wunder, dass du heute Morgen so abgelenkt bist. Zweimal habe ich dich angesprochen, bis du mich überhaupt gehört hast. Hast du mit ihm geredet? Er spricht recht gut Englisch, nicht wahr? Hast du dich auf den ersten Blick in ihn verliebt?“
Kirsten krümmte sich förmlich vor Verlegenheit. „Jeanie! Ich war auf einem Spaziergang und habe nur eine Minute mit ihm gesprochen. Ich frage aus reiner Neugier.“
„Aber natürlich, meine Liebe …“ Jeanie
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