Ein Prinz wie aus 1001 Nacht
kümmern.“ Nicht der leiseste Hauch eines Lächelns lag auf seinem Gesicht, als er die Hand ausstreckte und Kirstens kalte Finger umfasste.
Hastig zog Kirsten ihre Hand zurück. „Wir müssen uns nichts vorspielen“, murmelte sie gepresst. „Immerhin handelt es sich nicht um eine Liebesheirat.“
Shahir lehnte sich in seinem Stuhl zurück und gab keinen Kommentar dazu ab. Wahrscheinlich hätte es Kirsten erstaunt, dass er innerhalb des Königshauses für seine diplomatischen Fähigkeiten geschätzt wurde. Zurückhaltung war eine effektvolle Waffe, deren Handhabung er normalerweise bis zur Perfektion beherrschte.
Warum fühlte er sich dann in der Gegenwart dieser Frau immer so taktlos und unbeholfen wie ein Elefant im Porzellanladen?
7. KAPITEL
„Ich sehe aus wie eine Melone mit angesteckten Streichholzarmen und – beinen!“ Mit einer unwilligen Bewegung wandte sich Kirsten vom Spiegel ab und ihrer Freundin zu. Die Enttäuschung stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben.
Jeanie stemmte ihre Hände in die drallen Hüften und legte kritisch den Kopf schief. „Das ist ein wunderschönes Kleid, und du siehst darin einfach hinreißend aus“, behauptete sie.
„Aber ich sehe aus wie eine Tonne!“
Kirsten wusste, wie ungerecht sie gegenüber sich selbst und auch dem armen Designer war, der dieses Hochzeitskleid entworfen und gefertigt hatte. Selbst dem größten Künstler war es allerdings unmöglich, eine Schwangerschaft in diesem späten Stadium mittels Tüll und Seide völlig unsichtbar zu machen.
Das cremefarbene Kleid war wirklich geschickt geschnitten, mit einem jugendlichen Touch versehen, und ließ sie an diesem Morgen mehr nach einer Braut aussehen als nach einer werdenden Mutter.
Eine Woche war vergangen, seit sie Shahirs Antrag angenommen hatte. In der Zeit hatte Kirsten ihre Arbeitsstelle und ihr kleines Apartment gegen eine goldene Kreditkarte eingetauscht, die sie so gut wie nie benutzte. Dazu kamen noch eine eigene Hotelsuite und zwei Bodyguards.
Squeak hatte sich sehr viel schneller als sie an das neue Luxusleben gewöhnt. Er bewegte sich so lässig in der ungewohnten Umgebung, dass Kirsten fast neidisch auf ihren kleinen Hund wurde.
Shahir hatte eine Sonderlizenz beantragt, damit ihre Eheschließung so schnell wie möglich stattfinden konnte, und war dann nach Dhemen gereist, um seinen Vater auf die außerordentlichen Neuigkeiten vorzubereiten. Zudem hatte er darauf bestanden, dass Kirsten Jeanie zu ihrer Hochzeit einlud. Er rief seine Braut jeden Tag an, zeigte sich höflich, besorgt und … schrecklich unpersönlich.
Bei einem Anruf hatte sie von ihm wissen wollen, was sein Vater von einer Schwiegertochter hielt, die hochschwanger war und zudem noch einem völlig anderen Kulturkreis angehörte, doch Shahir hatte nur lässig das Thema gewechselt.
„Ich muss dir noch etwas erzählen, was dich sicher aufheitern wird“, drang Jeanies Stimme in ihre Versunkenheit ein. Weißt du, was der neueste Klatsch im Castle ist?“
Kirsten schüttelte den Kopf.
„Jeder glaubt inzwischen, dass Lady Pamela es selbst war, die diese ganze Diebstahlsgeschichte inszeniert hat, weil sie eifersüchtig darauf war, dass sich Prinz Shahir unsterblich in dich verliebt hat!“, berichtete Jeanie triumphierend.
Rasch senkte Kirsten den Blick, um den Schmerz in ihren Augen zu verbergen, den die unbedachten Worte ihrer Freundin in ihr ausgelöst hatten. Gerade heute, an ihrem Hochzeitstag, war ihr noch viel quälender als sonst bewusst, dass ihr Bräutigam sie eben nicht liebte.
„Ist das wirklich wahr?“
„Na klar! Eigentlich war es von Anfang an offensichtlich. Immerhin hat sich die Lady bereits seit zwei Jahren dem Thronfolger an den Hals geworfen, allerdings ohne Erfolg. Sie muss geradezu verrückt vor Wut und Eifersucht gewesen sein, als sie feststellte, dass sich die Liebesgeschichte des Jahrhunderts genau vor ihrer arroganten Nase abspielte! Ich meine, du musst doch jetzt überglücklich sein, oder?“
„Ja“, bestätigte Kirsten mechanisch.
„Bestens! Es erfreut mein Herz, dass alle Lügen und Intrigen der rachsüchtigen Lady ein Happy End nicht verhindern konnten.“
„Wie hat Morag Stevens eigentlich auf die Nachricht reagiert, dass Shahir und ich heiraten werden?“ Der Stachel, ausgerechnet von einer Arbeitskollegin so schmählich betrogen worden zu sein, saß immer noch tief.
Jeanie lachte schadenfroh. „Die fing prompt an zu heulen und ist einfach abgehauen! Wenn du mich fragst,
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