Ein Quantum Blut - Biting the Bullet
drin. Also werden wir tun, weshalb wir hergekommen sind. Warum siehst du dich nicht draußen ein wenig um? Schau mal, was du herausfinden kannst. Ruf an, wenn du Hilfe brauchst, okay?«
»Okay.«
Ich legte auf. »Bockmist.« Ich erzählte den Jungs, was los war. Beide waren der Meinung, dass wir einen anderen Killer in unserer Mitte hatten.
»Dieser FarjAd muss doch tonnenweise Feinde haben«, überlegte Cole. »In einem Land voller Radikaler müssen seine Ansichten etliche Alarmglocken schrillen lassen. Offen gesagt kann ich kaum glauben, dass er noch frei herumläuft. Entweder ist er ein Riesenglückspilz, oder sie haben gerade erst etwas von ihm gehört.«
»Seht euch nur diese Versammlung an«, meinte Vayl zustimmend. »Wenn sie wollen, dass FarjAd noch lange lebt, sollten Fremde wie wir nicht so leicht Zugang bekommen.«
»Es geht hier doch um Freiheit«, rief ich den beiden ins Gedächtnis. »Diese Leute versuchen, eine Atmosphäre zu schaffen, in der es okay ist, wenn man einfach mal reinschaut und zuhört. Ihr wisst schon, wie in Amerika?«
»Na ja, diese ganze Freiheit wird noch dafür sorgen, dass ihr Hauptredner umgebracht wird«, meinte Cole.
»Verdammt noch mal!« Ich zischte nur, hatte aber sofort Vayls und Coles Aufmerksamkeit. »Wie wäre es damit: Ihr beiden hört auf, um die Auszeichnung ›Coolster Agent des Monats‹ zu konkurrieren, und helft mir stattdessen dabei, herauszufinden, wie man einen Typen retten
kann, der naiv genug ist zu glauben, er könnte durch dieses Land laufen und offene Diskussionsrunden abhalten.«
Vayl gab mir mit einem Nicken recht. »Es ist Zeit für Secret Service.«
Auch wenn Cole erst seit kurzer Zeit bei uns war, wusste er, was Vayl meinte. Wenn wir nicht gerade arbeiten, trainieren wir, und Vayls liebster Drill ist Secret Service. Es geht dabei darum, uns zu verkleiden und dann den jeweils anderen in einer Menschenmenge aufzuspüren. So lernen wir, uns entsprechend unsichtbar zu machen, damit wir nicht geschnappt werden, bevor - oder nachdem - unsere Mission erledigt ist. In diesem Fall suchten wir nicht nach Cole mit Baseballkappe und Flanellhemd oder Vayl mit Plastikbrille und Aktentasche. Wir wollten den Killer finden, den Asha bemerkt hatte.
Wir standen auf und verteilten uns. An jedem Computer saß ein User, zusammen mit zwei oder drei Zuschauern. Alle Tische waren voll besetzt, und in den Gängen dazwischen standen kleine Grüppchen von Männern und Frauen, die sich entspannt unterhielten, während sie darauf warteten, dass die Abendunterhaltung begann. Das Verhältnis Männer zu Frauen war ungefähr gleich, und die Stimmung ähnelte der einer Menge vor einem langersehnten Theaterstück. Ich durchlebte einen dieser Momente, die ich im Ausland oft hatte, bei dem mir die Welt sehr klein vorkam und ich begriff, dass die Unterschiede zwischen Kulturen und Glaubenssystemen niemals so groß sind, dass sie nicht überbrückt werden könnten. Es gibt immer Gemeinsamkeiten. Etwa, wie sehr wir die Gesellschaft von Leuten genießen, deren Ansichten wir teilen.
Ich sah FarjAd zunächst nicht, weil er von einer Gruppe Studenten verdeckt wurde. Ich hatte gedacht, sie stünden
um einen Computer herum, da sie alle paar Sekunden lachten. Bestimmt hatte einer von ihnen eine brüllend komische Website entdeckt. Dann teilte sich die Gruppe, und die grinsenden Gesichter folgten dem Objekt ihrer Aufmerksamkeit, als es hervortrat, um den Rest der Menge zu begrüßen.
Er hatte eine Ausstrahlung, die einen zum Lächeln brachte, bevor man noch wusste, was man tat. Ich war so wenigen Leuten wie ihm begegnet, dass es schwer war, Vergleiche anzustellen. Unsere Sekretärin Martha, deren Mann ein Prediger war, zeigte die gleiche Güte. Aber nicht seine immense, fast dröhnende Lebendigkeit. Sie strömte durch den Raum wie elektrische Spannung, und es überraschte mich nicht, dass sich meine Nackenhaare aufstellten, als er in meine Richtung kam.
Ich riss den Blick von ihm los und scannte die Umgebung, wobei ich mich auf die Leute konzentrierte, die am nächsten bei ihm standen. Vayl und Cole würden sich um ihre Terrains kümmern, und so würden wir hoffentlich den Übeltäter rechtzeitig entdecken und die Katastrophe abwenden, die er oder sie plante. Als ich wieder zu FarjAd schaute, hatte ich keinen Verdächtigen entdeckt. Dafür entdeckte ich, dass er mich voller Liebenswürdigkeit anlächelte.
»Es ist so schön, dass Sie gekommen sind«, sagte er, nahm meine Hände und
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