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Ein Quantum Blut - Biting the Bullet

Titel: Ein Quantum Blut - Biting the Bullet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin
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beugte sich darüber. »Ich habe Sie noch nie hier gesehen, oder?«
    »Stimmt«, erwiderte ich und wurde mir zu spät der Tatsache bewusst, dass ich schon wieder lächelte. Während einer Secret-Service-Aktion tut man das grundsätzlich nicht. Es bringt einen aus dem Konzept.
    »Und woher sind Sie angereist, um heute Abend bei uns zu sein?«

    Ich bin eine Studentin aus Kanada, die ihr Persisch verbessern will , sagte mein Hirn, genau wie es das geübt hatte. Immer wieder. Dann blickte ich in diese scharf blickenden braunen Augen, die nur wenige Zentimeter höher positioniert waren als meine, und wusste, dass ich nicht lügen konnte. Einige Leute verlangen einem einfach Ehrlichkeit ab. Sie sind wie ein wandelndes Wahrheitsserum. Großmama May war so gewesen. Sie verpasste einem einen Verarsch-mich-nicht-Blick, und schon entschlüpfte einem das Geständnis, noch bevor die letzten Kekskrümel auf den Lippen getrocknet waren.
    »Ich komme aus Amerika«, erklärte ich ihm. »Meine Freunde und ich sind hier, um Ihnen das Leben zu retten.«
    Ich weiß nicht, welche Reaktion ich von ihm erwartet hatte. Vielleicht eine ähnliche wie die von Cole, der mir ins Ohr quakte. Oder die von Vayl, der flüsterte: »Das soll wohl ein Witz sein.« Aber ganz bestimmt erwartete ich nicht, dass er den Kopf schräg legte und sagte: »Kann ich zunächst noch meine Rede halten? Diese Leute haben eine Menge riskiert, um mich sprechen zu hören. Und ich würde sie nur ungern enttäuschen.«
    Ich merkte, wie ich nickte. »Okay.« Als seine Augen zu funkeln begannen, sah ich ihn mit geneigtem Kopf an. Irgendwie erinnerte er mich an Cam. »Wer sind Sie?«
    Er schob die Hände in die Taschen. »Vielleicht kennen Sie das Sprichwort: Die schlimmsten Reformer sind die, die selbst gesündigt haben.«
    »Sie meinen, wie ehemalige Raucher, die zu den fanatischsten Tabakgegnern überhaupt werden?«
    »Genau.« Das Funkeln ließ nach. »Als ich ein junger Mann war, trat ich dem Geheimdienst bei.« Er sah mir direkt in die Augen und akzeptierte meinen Schrecken
und Ekel, als er fortfuhr: »Ich habe unbeschreibliche Dinge getan, für die ich niemals Vergebung erfahren kann. Ich habe meinem Volk und meinem Land tiefe Narben beigebracht. Dies ist der einzige Weg, den ich sehe, um etwas wiedergutzumachen.«
    »Das muss ja eine höllische Erkenntnis gewesen sein«, meinte ich.
    Da er mir noch immer in die Augen sah, bemerkte ich, wie seine anfingen zu strahlen, als eine Erinnerung durch seinen Geist zog. »Sie haben keine Ahnung, wie sehr die Geburt eines Kindes einen Mann verändern kann.«
    Ich dachte an meinen Vater, der im Ausland gewesen war, als Dave und ich geboren wurden. »Nein«, sagte ich, »die habe ich wirklich nicht.«
    »Dann hören Sie zu«, erwiderte er. Er ging zu einem Tisch in der Mitte des Raums und stellte sich auf einen Stuhl. Er musste nicht einmal die Arme heben, damit Ruhe einkehrte. Die Leute unterbrachen einfach ihre Gespräche und hörten ihm zu. Heilige Scheiße , dachte mein schockiertes kleines Gehirn, er wäre ein fantastischer Fernsehprediger.
    Seine Message schockierte mich ebenfalls. Sie war so - na ja - vernünftig. Nicht gerade etwas, das man in der Hauptstadt des Iran von einem Mann zu hören erwartete, der die Massen anzog. Während er sprach, musterte ich die Gesichter seiner Zuhörer. Gefesselt. Optimistisch. Friedlich. Keiner von ihnen sah so aus, als wäre er bereit, sein Leben zu beenden. Das waren wahrhaftige Konvertiten. Da ich die Bedrohung nicht in meinem Einflussbereich entdecken konnte, bewegte ich mich durch den Raum, wobei ich immer wieder stehen blieb, um mich nach meinen Partnern umzusehen oder der Rede zuzuhören.

    »Wir dürfen unser Land nicht den Rowdys und Banditen überlassen«, sagte FarjAd gerade nachdrücklich. »Ihre Waffe ist die Angst. Und damit verprügeln sie uns ohne Unterlass. Wir werden wie misshandelte Frauen: überzeugt davon, dass wir unser Schicksal verdienen, und ohne Hoffnung auf Besserung. Zufrieden damit, dass unsere Kinder den ständigen Hasstiraden gegen andere Länder ausgesetzt sind, von ihren Lehrern, Priestern und den durch die Regierung kontrollierten Medien. Voller Akzeptanz für die lächerliche Idee, dass unsere Söhne und Brüder sich selbst zerstören müssen, um zwei, drei oder zehn Feinde zu töten, im Namen irgendeiner fiktiven Schande.«
    Zustimmendes Murmeln aus der Menge. FarjAd streckte die Hände in ihre Richtung aus, und seine Augen waren leidenschaftlich

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