Ein Quantum Blut - Biting the Bullet
die Jungs, die dabei gewesen waren, sich erwartungsvoll vorbeugten. »JahAn ist so wütend, dass er praktisch Schaum vor dem Mund hat. Dave fragt ihn gerade, wie lange er schon für den Zauberer arbeitet, da
springt Edris ihn an. Geht ihm direkt an die Kehle, und obwohl wir ihn schnell von ihm runtergezogen haben, quillt jede Menge Blut unter Daves Händen hervor, die er sich auf den Kehlkopf gedrückt hat. Außerdem ist er k.o. gegangen.«
Cam schüttelte den Kopf, und sein Blick trübte sich, als er sich daran erinnerte, was sie für Ängste ausgestanden hatten. »Zum Glück war er schnell wieder bei Bewusstsein, und es stellte sich heraus, dass das meiste Blut von Edris stammte. Er hatte sich die Handgelenke aufgeschürft, als er sich befreit hatte. Anscheinend hatte er Dave nur mit einem Fingernagel erwischt. Ich habe schon schlimmere Schnitte gesehen, die von einer Papierkante stammten. Der reine Aufprall hatte größeren Schaden angerichtet. Dave hatte danach noch ein paar Tage lang Probleme beim Sprechen. Das waren die ruhigsten achtundvierzig Stunden, die ich je hatte, seit ich unter ihm diene«, ergänzte Cam kichernd.
Das anerkennende Gelächter verstummte schnell, als Vayl die Küche betrat. Ich blieb sitzen, aber da war ich fast die Einzige. Sobald er den Kühlschrank aufmachte und einen Plastikbeutel mit Blut herausholte, leerte sich der Raum so schnell wie eine Grundschule beim Feueralarm. Geschirrklappern. Gemurmelte Entschuldigungen.
»Macht euch keine Gedanken«, rief ich Daves Leuten hinterher, als sie in Deckung gingen, »wir kümmern uns um das Geschirr.« Anscheinend hatten die Typen von der Sondereingreiftruppe kein Problem damit, wenn irgendwo Blut rauskam. Oder wenn sie der Grund dafür waren. Aber wenn es reinging? Ganz andere Geschichte.
Innerhalb von fünf Minuten nach Vayls Auftritt hatten meine Mannschaft und ich die Küche für uns allein. Sogar
Dave war gegangen. Schuldgefühle, weil er das Pokerspiel verpasst hatte? Vielleicht. Oder , meinte mein Gewissen, eine Countryclubschönheit mit makellosem Make-up und 2,5 angehenden Kinderstars, hasst er es einfach, daran erinnert zu werden, wer - und wie - Jessie geworden wäre, wenn du sie nicht gepfählt hättest?
Und plötzlich war ich gedanklich wieder dort, in dem Häuschen in der Stadt, in dem ich mit Matt gelebt hatte. Erstarrt. Drei Tage nach seinem Tod. Wie ich mit flachem Atem meinen Hintern in die Küche schleppte, weil irgendein Arsch einfach nicht aufhörte zu klopfen. Kurz prüfte ich, ob meine Waffe entsichert war, bevor ich das Licht anmachte. Ich riss die Tür auf. Und trat einen großen Schritt zurück.
Jessie stand auf der Schwelle. »Lass mich rein«, flehte sie und schaute über die Schulter, als wäre sie dem Schwarzen Mann begegnet und er wäre tatsächlich noch unheimlicher gewesen als sie selbst.
»Nein.«
»Bitte, Jasmine. Die wollen Experimente mit mir machen! Die werden Tests mit mir veranstalten und mich mit irgendwelchen Chemikalien vollpumpen, als wäre ich irgendein Laboräffchen!«
Ich glaubte ihr jedes Wort. Sie war von Aidyn Straits Nest verwandelt worden, und der liebte seine verrückten Wissenschaften. Ich sagte: »Geh weg, Jessie. Sorg nicht dafür, dass ich mich an mein Versprechen halte.«
In ihren Augen flackerte es. Vielleicht hatte sie durch die Verwandlung den Schwur vergessen, den wir geleistet hatten. Wir hatten beide geglaubt, die Verwandlung zum Vampir würde bedeuten, dass man seine Seele aufgab. Und der einzige Weg, um sie wiederzuerlangen …
»Lass mich rein«, befahl sie und sah mir tief in die Augen.
Vor der Schlacht hätte es vielleicht funktioniert. Doch ich hatte mich bereits verändert. Meine Gabe war erwacht, und ich konnte nicht länger von Vampiren hypnotisiert werden. Ich richtete die modifizierte Walther PPK, die Bergman für mich angefertigt hatte, auf Jessies Herz. Sie war bereits entsichert. Ich drückte den magischen Knopf. Der Bolzen, den ich ihr in die Brust schoss, fand sein Ziel. Bis zum allerletzten Moment sah ich ihr in die Augen, doch ich werde nie wissen, ob ich wirklich Erleichterung in ihrem Blick sah. Oder ob ich mir nur wünschte, dass es so war.
Als der Rauch meiner besten Freundin, meiner verstorbenen Schwägerin, vom kalten Novemberwind verweht wurde, schaute ich auf meine Waffe und sagte zu ihr: »Du bringst mir nichts als Kummer.«
Das Klappern von Vayls Porzellanbecher, als er ihn auf der gekachelten Oberfläche abstellte, brachte mich in die
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