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Ein Quantum Blut - Biting the Bullet

Titel: Ein Quantum Blut - Biting the Bullet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin
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nicht.
    Einmal entschied er, dass meinen Tischmanieren das gewisse, sagen wir mal, appetitanregende Flair fehlte.
    »Hast du gerade gerülpst?«, fragte er mich eines Abends, als wir an einem Tisch mit weißer Leinendecke und Silberbesteck saßen.
    »Entschuldige«, sagte ich. »Aber von Wein muss ich immer rülpsen. Außerdem schmeckt er wie etwas, das überfahren wurde. Gibt es hier denn kein Bier? Da ist der Kellner. Ich werde ihn fragen.«
    »Nein! Jasmine …« Vayl fing meine erhobene Hand ab und drückte sie hastig auf den Tisch. »Offensichtlich müssen wir mal miteinander reden.«
    So begann ein Monat mit intensivem Unterricht in Tischetikette und parallel dazu meine wachsende Abneigung gegen Restaurantbesuche. Dank Vayl kann ich mich nun durch ein Sieben-Gänge-Menü mit einer Armee französischer Restauranttester mogeln, ohne auch nur den geringsten Verdacht zu wecken, dass ich es nicht erwarten
kann nach Hause zu kommen, einen Burrito in die Mikrowelle zu schmeißen, ihn mir reinzustopfen und dann fröhlich furzend Southpark zu schauen.
    Meine letzte und bisher mit Abstand am meisten geschätzte Trainingseinheit hatte eine wesentlich wertvollere Fähigkeit gefördert. Vayl hatte von Beginn an geglaubt, dass mein Gespür es mir erlaubte, Vampire aufzuspüren und zu verfolgen. Bei unserer letzten Mission hatte er bewiesen, dass er Recht hatte. Schröpfer konnte ich ebenfalls spüren. Man konnte also davon ausgehen, dass ich, wenn meine Fähigkeiten sich weiterentwickelten, sogar noch mehr Andere spüren könnte. Zumindest hoffte ich das.
    Ich glaube nicht, dass er jemals gedacht hatte, ich könnte meine Fähigkeiten auch bei ihm einsetzen - zumindest nicht so. Aber hier war ich nun und verfolgte (nein, nein, observierte, wie sie es uns in der Spionschule beigebracht haben) ihn in den Straßen Teherans, indem ich seinem Geruch folgte und hoffte, dass er mich nicht zu Zarsa führen würde.
    Tat er nicht.
    Er wanderte eine Weile herum, kreuzte ein- oder zweimal seinen eigenen Weg, so dass ich schon glaubte, er hätte kein bestimmtes Ziel. Er wollte einfach nur ein wenig Dampf ablassen. So kam ich zu einer ausführlichen Tour durch die Stadt, inklusive einiger schöner Fresken, einem großen Boulevard, der mich an die Innenstadt von Chicago erinnerte, und einem Gebäude, das so alt war, dass ich förmlich spüren konnte, wie die geschwungenen Torbogen und brüchigen Säulen Geschichte abstrahlten. Schließlich wandte sich Vayl nach Norden.
    Unser Hauptquartier lag am südwestlichen Stadtrand. Je länger ich Vayls Spur folgte, desto mehr kam ich zu der
Überzeugung, dass er zu dem Café ging, in dem wir am kommenden Abend unsere Mission abschließen sollten.
    »Wie nett, dass du mir Gesellschaft leistest«, hauchte es plötzlich hinter mir.
    Ich wirbelte herum. »Vayl! Wie …«
    Er musterte mich mit schmalen Augen und stützte beide Hände auf seinen Stock. »Du bist mein , Jasmine. Wenn ich wissen will, wo du dich aufhältst, muss ich nur meinen Geist öffnen.«
    Nach einem O-Scheiße-was-habe-ich-getan-Moment gelang es mir, mich zusammenzureißen. »Ach ja, wenn wir schon mal dabei sind. Ich habe mich bereiterklärt, mich um deine Seele zu kümmern, und nicht, in deinem Schrank zu hocken, zwischen deinem Armani-Anzug und deinen Gucci-Schuhen. Also komm mir jetzt nicht auf die besitzergreifende Tour, Ricky.« Da er ein Fan von I Love Lucy war, sollte er die Anspielung verstanden haben.
    Er drückte einen Handballen gegen die Stirn. »So habe ich das nicht gemeint. Ach, das wäre alles so viel einfacher, wenn du wenigstens vor hundert Jahren gelebt hättest. Jetzt kann man aus allem, was von meinen Lippen kommt, eine Beleidigung machen, dabei will ich doch nur …« Er schüttelte den Kopf. »Ich befürchte, ich kann es nicht erklären, ohne dich noch mehr gegen mich aufzubringen.« Er wandte sich ab und riss bei jedem Schritt den Stock hoch, als würde er auf Geister aus seiner Vergangenheit einprügeln. Ich ging hinter ihm her. Das Schweigen breitete sich wie ein klebriges Netz zwischen uns aus, das keiner von uns berühren wollte. Aber ansehen wollte ich es mir noch weniger.
    Ich streckte ihm mein Handgelenk mit der Armbanduhr entgegen.
    »Was?«, fragte er barsch.

    Ich zeigte auf das Ziffernblatt. »Such dir eine Zeit aus«, forderte ich.
    »Warum?«
    »Komm schon, spiel einfach mit.«
    Gequältes Seufzen. »Also schön. Mitternacht.«
    Ich sah auf die Uhr. »Okay, es ist jetzt halb neun. Während der

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