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Ein Quantum Blut - Biting the Bullet

Titel: Ein Quantum Blut - Biting the Bullet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin
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nächsten dreieinhalb Stunden kannst du zu mir sagen, was du willst, und ich verspreche, ich werde nicht wütend werden.«
    »Wirklich?«
    »Hey, sei nicht so zynisch. Du weißt, dass ich mich immer an meine Versprechen halte.«
    »Also gut, dann los. Du hast wunderschönes Haar. Rot ist meine Lieblingsfarbe, deshalb hoffe ich, dass du sie nie wieder färben wirst, auch wenn ich weiß, dass du es tun wirst.«
    »Vayl! Das habe ich nicht gemeint!«
    »Bist du wütend?«
    »Nein!«
    »Du klingst aber wütend.«
    »Nein, ich bin nur …« dabei, einen plötzlichen Impuls zu unterdrücken, der mich drängt, dir einen dicken, fetten Kuss auf die üppigen Lippen zu drücken. Während ich eigentlich stinksauer sein sollte. Denn du hast mich zurückgewiesen wie einer dieser blöden Geldwechselautomaten. Zu viele umgeknickte Ecken und Falten, die ich einfach nicht ausbügeln kann. Vielleicht, wenn ich sterben würde. Ja, dann würdest du bestimmt quer durchs Land hinter mir herjagen. Okay, Jaz. Hör auf zu denken. Denn langsam klingst du wirklich durchgeknallt. »Sag mir, was du vorhin gemeint hast«, bat ich ein wenig verzweifelt.
    Er zuckte mit den Schultern. »Das ist schwierig zu erklären, wenn du nie in der vampirischen Welt gelebt hast,
oder zumindest in einer Zeit, als es in Ordnung war, wenn die Leute wirklich zueinandergehörten.«
    »Stell mich auf die Probe.«
    »Eine avhar ist eine Art Verlängerung ihres sverhamin . Kein Besitz, sondern eine Geliebte …« Er unterbrach sich und presste die Lippen aufeinander, als würde er das letzte Wort am liebsten zurücknehmen. Dann schüttelte er den Kopf. »Wenn du nicht verstehst, wie viel du mir inzwischen bedeutest, wie sehr ich dich respektiere, wie sehr ich deine Einsicht, deinen Witz, dein Temperament, deine Menschlichkeit «, seine Augen funkelten im Mondlicht, »brauche, dann können wir diese ganze Beziehung auch genauso gut beenden.«
    Wir waren in einem Wohngebiet stehen geblieben. Die Häuser spähten über die sie umgebenden Mauern hinweg wie neugierige kleine Brüder. Ich wünschte mir, ich könnte ihnen auf die Schulter tippen und sie fragen, ob sie gerade auch gehört hatten, wie Vayl sein Loblied anstimmte. Das war so untypisch für ihn, dass ich wirklich das Bedürfnis hatte, mir eine Bestätigung von einem Dritten zu holen.
    »Ich führe also eine Art Doppelleben«, stellte ich fest. »Die CIA bezahlt mich dafür, dass ich deine Assistentin bin. Aber als deine avhar …«
    »Bist du meine Partnerin. Meine Gefährtin. Meine …« Er seufzte und ließ das letzte Wort mit dem austretenden Atem sterben. Und ich wünschte mir so sehr, dass es wie »Geliebte« klingen sollte, dass ich meinen Ohren nicht traute, als sie mir sagten, dass es so war.
    »Cool«, flüsterte ich und war einen Moment lang einfach nur erleichtert. Der Bruch zwischen uns, den ich befürchtet hatte, war nicht eingetreten. Ich war ihm immer noch wichtig.

    Wir setzten uns wieder in Bewegung. Ein paar Minuten lang sprach keiner von uns. Wir wurden einfach zu einem normalen Paar bei einem Abendspaziergang. In gewisser Weise hätten wir auf jeder beliebigen Straße in einer amerikanischen Stadt unterwegs sein können. Die Fahrbahn rechts von uns war breit und gut geteert, gesäumt von schönen grünen Eichen. Die Gebäude auf der linken Seite waren aus hellbraunen Ziegeln erbaut und wirkten so, als stammten sie aus den Siebzigern. Doch die Straßenbeleuchtung verriet, wo wir uns wirklich befanden. Die meisten Autos sahen so aus, als seien sie vor ungefähr zehn Jahren zu Oldtimern geworden, und während die Männer um uns herum typisch westliche Kleidung trugen, erinnerten die Frauen eher an - na ja, an depressive Geister.
    Selbst das hätte mich nicht weiter gestört. Ich dachte mir, dass es ihr gutes Recht war, sich Zelte über den Kopf zu stülpen, sobald sie das Haus verließen, wenn sie es denn so wollten. Doch ich hätte es gut gefunden, wenn sie ihre Tschadors, mit denen sie ihre Kleidung verbargen, in lebendigeren Farben gewählt hätten, die etwas über ihre wahre Persönlichkeit ausgesagt hätten. Ich wollte Mäntel sehen, die genauso bunt waren wie die Schilder über den Geschäften, an denen wir vorbeigingen. Leuchtende Blau-, Grün- und Gelbtöne, die einen in die Wange kniffen und schüttelten wie die alte Tante, die einen seit Jahren nicht gesehen hat.
    Was mich allerdings packte, war das verstohlene Misstrauen, das die Menschen ausstrahlten, denen wir begegneten. Nicht nur

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