Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein Quantum Blut - Biting the Bullet

Titel: Ein Quantum Blut - Biting the Bullet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin
Vom Netzwerk:
uns gegenüber, obwohl wir offensichtlich nicht hierher gehörten. Sondern auch der Polizei gegenüber, die in überraschend großer Zahl an den Straßenecken stand und auf Motorrädern patrouillierte. Und
untereinander. Als würde jeden Moment jemand eine Uzi aus dem Rucksack ziehen und alle niedermähen. Es fühlte sich an, als wären alle Fußgänger von diesem Plan in Kenntnis gesetzt worden, und sie müssten nur noch die Waffe sehen, um sich zu ducken.
    Ich drehte mich zu Vayl um und versuchte, diesen Eindruck in Worte zu fassen. Sie verflogen, als er murmelte: »Ich frage mich, ob meine Söhne hier studieren.«
    Himmel, Vayl, warum ziehst du mir nicht einfach eine Mülltonne über die Rübe? Dann könnte ich den schlimmsten Stimmungswechsel aller Zeiten haben. Ich meine, gerade noch fühle ich mich hier als glückliche Frau, weil ich meinen Job gut mache und diese Beziehung mit dir habe, ganz zu schweigen von einem unsagbaren Gefühl der Dankbarkeit, dass ich geborene Amerikanerin bin. Und zwei Sekunden später verspüre ich den dringenden Wunsch, mir mit einem Grapefruitlöffel die Augen aus den Höhlen zu reißen!
    Ich sagte nichts. Über meine Kommentare von vorhin hatte er wahrscheinlich schon den Stab gebrochen. Als Nächstes war dann wohl mein Genick dran. Doch anscheinend störte es ihn nicht, ein schweigendes Publikum zu haben, denn er fuhr fort: »Das wäre doch wirklich ironisch, oder? Wenn unsere Covergeschichte ihr wahrer Grund wäre, warum sie im Iran sind? Ich frage mich auch, ob ich sie erkennen werde. Du weißt schon, ob etwas in ihren Augen mich daran erinnern wird …« Er sprach nicht weiter, doch seine Stimme war rau vor unterdrückten Gefühlen.
    Ich war mir nicht sicher, wie Zarsa sich dazu überwinden konnte, jemandem so eine grausame Nummer vorzuspielen, doch ich wusste mit Sicherheit, dass ich in meinem ganzen Leben noch nie so wütend gewesen war. Sie
hatte ein so herausragendes Wesen wie Vayl - einen Vampir, der in der gesamten kriminellen Welt Angst und Hass hervorrief - auf seinen einen wunden Punkt reduziert und dann zugestoßen.
    Tja, noch ist sie nicht damit durchgekommen , sagte ich mir. Und wenn sie glaubt, dass sie meinen sverhamin ausnutzen kann, dann sollte sie sich überlegen, ob es ihr wohl gefällt, die nächsten sechs Wochen ihr Essen durch einen Strohhalm zu sich zu nehmen.
    Ich überlegte mir ernsthaft, schnurstracks zu Anvaris Haus zu gehen und ohne Umschweife die Scheiße aus ihr rauszuprügeln. Den Mahghul wäre das egal, solange ich sie am Leben ließ. Dann sah ich sie. Zuerst waren es nur verschwommene Schatten am Rand meines Gesichtsfeldes.
    »Vayl.« Ich deutete auf das nächste Hausdach. »Siehst du sie?«
    »Ja«, erwiderte er. »Was sind sie?«
    Zeit für eine neue Lüge, denn ich würde ihm bestimmt nicht sagen, dass ich jemanden getroffen hatte, der mir die Hintergründe erklärt hatte, während ich ihm hinterher spioniert hatte. »Ich weiß es nicht. Wir sollten ihnen folgen und nachsehen, wo sie hingehen.«
    Vielleicht hätte er es abgelehnt, doch sie bewegten sich sowieso in die Richtung, die wir eingeschlagen hatten. Je weiter wir gingen, umso mehr von ihnen sahen wir, als wäre irgendwo im Herzen der Stadt eine ganze Armee von ihnen versammelt. Schließlich erreichten wir einen riesigen Platz. Er umfasste ungefähr die Ausmaße von drei oder vier Häuserblocks, und wenn er leer war, konnte man bestimmt die riesige Fläche aus weißem Beton sehen, in den ein kompliziertes zylindrisches Muster eingelassen war, das den Teppichen ähnelte, für die dieses Land
berühmt war. Bänke und Straßenlaternen markierten die Ränder des Platzes, der an drei Seiten von hohen Bürogebäuden umgeben war, die auf die Restaurants und Nobelgeschäfte auf der vierten Seite herunterblickten.
    Eine Einbahnstraße umgab den Platz, doch sie war gesperrt worden, um die Sicherheit der ungefähr zweitausend Männer und Frauen zu gewährleisten, die sich dort versammelt hatten. Mir war allerdings nicht ganz klar, zu welchem Zweck. Sie strahlten nicht die fröhliche Aufregung einer Festgesellschaft aus. Und sie schienen auch nicht im religiösen Modus zu sein. Mir kamen sie eher wie ein Lynchmob vor. Was auch die Mahghul erklärte. Und die Abwesenheit von Kindern. Und - o verdammt, wir sind absolut zur falschen Zeit am falschen Ort - den Galgen.
    Er befand sich an einem Ende des Platzes, ein langes, flaches Podest wie die mobilen Schiedsrichtertribünen, die man in kleinen

Weitere Kostenlose Bücher