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Ein Quantum Blut - Biting the Bullet

Titel: Ein Quantum Blut - Biting the Bullet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin
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mit ihm Schritt zu halten.
    »Dann sag es mir!«, forderte ich.
    Was er nicht tat. Zumindest nicht gleich. Wir gingen weiter, bis ich so verdammt müde war, dass ich mich nur noch hinlegen wollte. Sogar der Rinnstein wirkte plötzlich einladend. Dann blieb er vor einem zwei Meter hohen Tor stehen, das lachsfarben gestrichen war, damit es zu der Mauer passte, hinter der sich ein zweistöckiges Gebäude erhob. Die Außenbeleuchtung des Hauses war gut genug, dass ich einige Details erkennen konnte, zum Beispiel die Balkongitter und Fensterrahmen, die ebenfalls lachsfarben waren und gut zum naturweißen Putz des restlichen Hauses passten.
    Asha schloss das Tor auf. Während ich noch auf dem Bürgersteig stand und mich fragte, ob ich gerade die einzige Chance vertan hatte, diese Mission - ganz zu schweigen von David - noch zu retten, drehte er sich endlich um und schaute mir in die Augen. »Vor sechshundert Jahren war ich ein völlig anderes Wesen. Ich verfolgte Übeltäter mit einer solchen Entschlossenheit, dass es keinerlei Abweichung von meinem Ziel geben konnte. Ich verfuhr mit Nruug, wie ich es von meinem Vorgänger gelernt hatte.«
    Als er plötzlich schwieg, fragte ich: »Und das heißt?«
    »Normalerweise wurden ihnen ihre Gaben entzogen. Entweder vorübergehend oder dauerhaft, abhängig von der Schwere ihres Verbrechens. Doch manchmal war selbst das nicht ausreichend. Manchmal konnte nur der Tod eines Nruug sein nächstes Opfer schützen. Verstehst du das?«
    Ich nickte. Nur zu gut.
    »Während eines solchen Kampfes setzte ein mächtiger Nruug die Mahghul gegen mich ein. Er war ein Magier,
der den dunklen Mächten erlegen war und dessen Einfluss sich über das Land ausbreitete wie eine giftige Wolke. Ich tötete ihn. Doch die Mahghul blieben auch nach dem Kampf bestehen und hüllten mich ein wie eine Decke. Sie gruben ihre Fänge in meinen Rücken, meine Beine, meine Brust, sogar in meinen Schädel. Ich glaubte, ihre Zungen wie Sonden in meinem Gehirn spüren zu können, wie sie jede Emotion heraussaugten, bis schließlich, als sie von mir abließen, nichts mehr übrig war. Tagelang lag ich da wie eine leere Hülle. Vielleicht wäre ich sogar gestorben, doch ein altes Ehepaar fand mich und nahm mich bei sich auf.«
    Er starrte mich mit seinen traurigen Augen an und fragte: »Weißt du, wie es ist, nichts zu fühlen? Die Wut oder den Hass habe ich nicht vermisst. Doch ich fand heraus, dass ich mich ohne Hoffnung kaum bewegen konnte.«
    »Aber jetzt bewegst du dich.«
    »Ja«, stimmte er mir fast eifrig zu. »Irgendwann wurde mir klar, dass der Rat der Fünf mich bald ersetzen muss. Ich musste also nur noch die Namen der Nruug für den nächsten Amanha Szeya in ein Buch schreiben. Er wird von der Leidenschaft erfüllt sein, die ich verloren habe. Er wird die Mahghul bekämpfen und sie besiegen.«
    Na wunderbar. Ich brauche einen Atomreaktor, und was kriege ich? Eine leere Batterie. »Wann wird er kommen?«, fragte ich.
    »Bald«, erwiderte Asha.
    Ich trat von einem Fuß auf den anderen; beide brauchten ein heißes Bad und eine Massage. »Kannst du vielleicht ein bisschen präziser werden?«
    »Ein Jahr vielleicht. Höchstens zwei.«
    Das reicht! »Ich habe nicht einmal einen Tag! Jetzt hör mir mal gut zu: Ich bin sowieso schon sauer, dass ich mich
von dir habe überreden lassen, diesen Schröpfer nicht niederzumachen, als er verwundbar war und fünf seiner Freunde in seinem Kopf mit sich rumschleppte. Ich überlege immer noch, ob ich nicht deinen Hintern zu diesem Friedhof zurückschleifen sollte, damit wir diesen Mörder festnageln können, denn zweimal falsch ergibt eben nicht richtig, und offen gesagt habe ich nichts richtig gemacht, seit ich das Flugzeug in dieses Land bestiegen habe. Obwohl ich es sollte, werde ich dich nicht bitten, Zarsa von Vayl abzuziehen. Um ihn kann ich mich alleine kümmern. Aber ich werde mich hier hinstellen, direkt vor dich, und dir sagen, dass du eine verdammte Memme bist!«
    O Mann, das trieb ihm das Blut in die Wangen. Anscheinend hatten die Mahghul Asha doch nicht alle Emotionen genommen. Ich stürmte weiter vor, da mich seine Tatenlosigkeit und mein eigenes, bodenloses Scheißefass so aufregten, dass es mir völlig egal war, wie er auf das reagieren würde, was ich ihm an den Kopf warf. »Es ist dein Job, die Leute vor Anderen zu beschützen, die ihre Kräfte missbrauchen, und dabei versagst du kläglich!«
    Er wollte etwas sagen, doch ich hob abwehrend die Hand. »Versuch gar

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