Ein Quantum Blut - Biting the Bullet
Ako Nogol meiner Meinung nach nicht sonderlich toll finden würde, bevor es sich für die Nacht eingerichtet und die Beine unter sich gezogen hatte, als sei die Nachtluft zu kühl für seine kleinen Hufe.
»Vayl hat den Göttern eine Ziege dargebracht«, stellte Cole fest.
»Der Göttin«, korrigierte ich ihn.
»Er hätte sie ja wenigstens ein wenig hübsch machen können.«
»Und wie in etwa?«
»Du weißt schon, pinkfarbenes Tutu, großer Hut mit Blumenschmuck. Das Übliche eben.« Ich rammte ihm einen Ellbogen in die Seite, doch dadurch hörte er nicht auf zu grinsen. »Dein Freund ist vollkommen durchgedreht«, murmelte er mir ins Ohr, wobei er sich nicht die Mühe machte, die Schadenfreude in seiner Stimme zu unterdrücken.
»Halt den Mund und folge mir«, knurrte ich und ging die Stufen hinunter. »Er ist einige Zeit hiergeblieben.« Nicht, um zu beten. Das hätte wahrscheinlich seinen Schädel zum Platzen gebracht. Vielleicht, um zu meditieren. Oder um irgendeinen obskuren Zauber zu sprechen. »Langsam nähern wir uns.«
Knapp zwei Kilometer nördlich vom Tempel holten wir ihn ein. Zuerst entdeckte ich die Mahghul, die über die kunstvoll verzierten Dächer hüpften, und ihre Anwesenheit war eine beunruhigende Erinnerung daran, wie viel auf dem Spiel stand. Als ich den ausgreifenden, zielgerichteten Schritt meines sverhamin vor uns erkannte, hielt ich Cole zurück. »Hier trennen wir uns«, erklärte ich. Cole nickte. »Behalt ihn einfach nur im Auge«, warnte ich ihn. »Er kann starke Gefühlsregungen spüren, also bleib
ruhig. Und werde nicht übermütig. Wenn du ihn verlierst, geh zurück zum Haus und mach dich an die Nachforschungen. Ich will bis morgen früh wissen, wem dieses Haus gehört. Hast du deine coole Sonnenbrille dabei?«
»Jepp.«
»Okay. Ruf an, wenn irgendetwas schiefläuft. Und vergiss nicht, dass die gesamte Stadt eine Gefahrenzone ist, okay?«
»Okay! Himmel! Bist du sicher, dass du nicht irgendwo ein paar Eier hast, die du ausbrüten musst?«
»Tut mir leid. Reine Gewohnheit. Trotzdem, sei vorsichtig.«
Genervtes Seufzen. »Mach dich vom Acker!«
Ich ging. Inzwischen fühlten sich meine Füße an wie gekochtes Hackfleisch. Es überraschte mich, dass sie nicht qualmten. Aber ich musste weitergehen, also machte ich mich auf den Weg. Direkt zu dem Schaufenster, vor dem ich Asha Vasta zum ersten Mal begegnet war.
Ich erwartete nicht, ein sichtbares Zeichen von ihm zu finden, also war ich auch nicht enttäuscht, als die gesamte Straße menschenleer war. Ich hoffte, eine Spur zu finden, wie jene, die Vayl hinterlassen hatte. Also stand ich im Schatten des Eingangs zu der Bäckerei und öffnete meinen Geist. Nichts, außer einem Hauch des Schröpfers, den ich unbehelligt hatte ziehen lassen.
»Er ist zu Kanal vierzehn gegangen«, murmelte ich. »Das muss ich mir merken.« Im Moment war Uldin Beits gesamte Mannschaft unterwegs; sie gaben wahrscheinlich vor, Reporter und Kameramänner zu sein, und versuchten so, mich aufzuspüren. Während ich hingegen nicht einmal einen großen und ziemlich auffälligen Anderen finden konnte. Tja, wenn ich er wäre, würde ich dann von einer Frau gefunden werden wollen, die mir eine Klinge
an die Kehle gedrückt hatte? Wohl kaum. O nein, ich würde meine Spuren verwischen, wie sie es immer in den alten Western machten, mit einem verzweigten Ast und einem großen Umweg nach Hause.
Moment mal. Die Klinge! Ich zog die Machete hervor. Hielt mir die Spitze, die Ashas Kehle berührt hatte, an die Nasenspitze. Und nahm seinen Geruch in mich auf. Da keine weiteren Anderen um mich herum waren, die mich abgelenkt hätten, konnte ich mental das einzigartige Identifizierungsmerkmal ausmachen, das ihn umgab, wo immer er sich befand. Nennt es Aura. Oder Charisma. Die Essenz, die einer Person Präsenz verlieh - so dass, selbst wenn niemand hörte oder sah, wie sie einen Raum betrat, alle trotzdem wussten, dass sie nicht mehr allein waren -, war auf dem Metall meiner Klinge zurückgeblieben.
»Hab ich dich«, hauchte ich. Ich steckte die Klinge weg. Holte noch einmal tief Luft. Dann kniff ich konzentriert die Augen zusammen, um mich ganz auf die Spur zu konzentrieren, und ging los.
19
I ch fand Asha auf einem schwarz eingezäunten Friedhof, dessen Grabsteine alle flach ausgelegt waren, wie Bänke ohne Beine. Mir gefiel die Idee. So gab es nie eine Diskussion darüber, ob man sich nun auf geweihter Erde befand oder nicht. Er hockte auf einem der Zaunpfähle wie
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