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Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Titel: Ein Quantum Tod: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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zu Wesen. Lebenden Wesen. Molly und ich blieben in der Mitte der Fahrbahn, um ihnen auszuweichen. Ziegel und Steine wurden zu Pflanzen und Pilzen, Fenster wurden zu Augen, und Türen schwangen auf, um verschwitzte, organische Durchgänge freizugeben, pulsierende Schlünde, in denen Zähne wie Sägen rotierten. Einige der veränderten Häuser brüllten wie Dinosaurier oder heulten wie Seelen, die man gerade erst in die Hölle verdammt hatte. Einige stießen aufeinander, gingen ineinander über, wuchsen zu größeren, gewaltigeren Kreaturen mit fremdartigen Formen und unmöglichen Winkeln zusammen, die menschlich begrenzte Augen schmerzen ließen. Doch sie belästigten Molly und mich nicht. Sie hatten ihre eigenen unbekannten Beweggründe.
    Helle Lichter streiften über die Straße, als seien sie lebende Kometen, schossen hierhin und dorthin, prallten von Gebäuden ab und lachten schrill. Donnernde Stimmen erklangen tief unter der Erde und sprachen schreckliche Dinge aus. Der Himmel war rot und purpur wie geronnenes Blut und die Sonne eine düstere Fackel, die unnatürliches Licht abgab. Furchtbare Gestalten kamen und gingen, monströse Dinge, groß und klein. Einige von ihnen gingen durch diese sich ändernde Welt, als seien sie real und alles andere nur Phantome. Molly und ich ließen ihnen viel Platz. Als die satanistische Verschwörung an diesem Ort die Realität gebrochen hatte, hatte sie auch Türen aufgestoßen, die Jahrtausende geschlossen gewesen waren. Wesen von außen hatten ihren Weg hinein gefunden, Wesen, die man würde finden und eliminieren müssen, selbst, wenn dieses spezielle Chaos beseitigt wäre. Die Familie würde jahrhundertelang ein Auge auf diese Gegend haben müssen.
    An einem Ort trafen wir auf Kreaturen, die aussahen wie mutierte Kinder mit Insektenaugen und vorspringender Stirn, die in Horden durch die Straßen krabbelten. Nackt, bösartig, wild. Ich beobachtete sie sorgfältig durch meine Maske hindurch, um sicherzugehen, dass sie nichts Menschliches an sich hatten und auch niemals menschlich gewesen waren. Molly ließ sich nicht einen Augenblick täuschen. Sie bewarf sie mit Feuerbällen und sie huschten zischend und fauchend davon. Nach ihnen kamen grauenvolle Gestalten, die wie Phosphor schimmerten, so als hätten sie sich durch die Oberfläche der Welt gebrannt. Sie gingen wie Rauch durch Wände hindurch und hinterließen dunkle Flecken auf den Ziegelmauern. Ein großer Klumpen von flaschengrünen Maden hing an einem riesigen außerirdischen Auge, das still eine Straße hinabschwebte und alles mit boshafter Freude betrachtete. Große, ballonartige Formen von verrottendem Leder staksten mit langen, spindeldürren Beinen wie Stelzen über die Straßen, rannten immer wieder ineinander wie Hirsche in der Brunft und zertrampelten die Gefallenen unter sich. Ein Sturm von Rasierklingen raste mit grässlicher Geschwindigkeit die Straße hinab, doch die Klingen prallten harmlos von meiner Rüstung ab und waren nicht in der Lage, Mollys Schilde zu durchdringen.
    Langsam begann ich, diese Dinge als normal hinzunehmen. Man kann nicht die ganze Zeit schockiert, erschreckt und panisch sein. Das erschöpft. Also stumpft man den Abscheulichkeiten gegenüber ab und die Horrorshow langweilt. Vielleicht kann man daran erkennen, dass man verrückt wird: wenn solche Anblicke einen nicht mehr rühren. Wahnsinn ist, wenn alle Albträume wahr werden und es dich einfach nicht mehr interessiert. Ich hielt Mollys Hand fest und sie meine. Solange wir einander hatten und nicht aufgaben, hatte die Stadt nicht gewonnen.
    Manchmal schien es mir, als sei ich jemand anders, eine ganz andere Person mit einem anderen Ziel. Und manchmal war es so, dass Molly jemand anders war, jemand, den ich schon immer gekannt hatte. Es gab auch Momente, in denen wir einander ansahen und die Person, die zurückblickte, nicht erkannten. Manchmal ging ich auch allein, war allein gekommen und war an diesem schrecklichen Ort auch schon immer allein gewesen. Und manchmal schien es Molly und mir, als sei noch jemand anders bei uns. Er ging zwischen uns her, hielt aber sein Gesicht immer abgewandt, und ich hatte Sorge, dass ich, sollte er uns dieses Gesicht je zuwenden, etwas sähe, das zu schrecklich war, um es ertragen zu können.
    Aber das hielt nicht an.
    Was auch immer passierte, die Rüstung holte mich immer wieder in meine Realität zurück. Das einzige wirklich solide Ding an diesem Ort, änderte sie sich nicht und würde nicht

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