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Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Titel: Ein Quantum Tod: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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erlauben, dass ich geändert würde. Und Molly – die war wahrscheinlich viel zu stur, um für eine längere Zeit eine andere als ihre eigene Realität zu akzeptieren. Ich weiß nicht, ob sie die gleichen Dinge erlebte wie ich. Ich fragte nicht.
    Lebende Spinnweben fielen von oben auf uns herab und krabbelten über meine Rüstung, versuchten, mich am Boden festzuhalten und sich durch die Rüstung zu fressen. Ich rupfte sie mit vollen Händen ab und zertrat sie. Meine geistige Gesundheit bekam Aufwind. Auch wenn ich mich fragen musste, in welchem Zustand die Überlebenden dieser Stadt waren, wenn wir endlich bei ihnen ankamen. Der menschliche Verstand ist nicht dazu gemacht, Bedingungen wie diese auszuhalten. Die zerbrochene Realität von Little Stoke folgte noch nicht einmal einer Traumlogik, die sie hätte zusammenhalten können. Jetzt in der Stadt zu sein war, als müsse man eine endlose Serie von Hammerschlägen auf den Verstand aushalten. Aber Molly hatte gesagt, dass die Leute sicher waren und für den Moment geschützt, und ich vertraute Molly.
    Auch wenn es nichts anderes in der Welt mehr gäbe, dem ich vertrauen könnte, ich würde mich dennoch auf meine Molly verlassen.
    Endlich, trotz allem, was diese kaputte Welt auch gegen uns eingesetzt haben mochte, um uns aufzuhalten, kamen wir zur Alten Markthalle. Sie befand sich direkt in der Stadtmitte, wie mir später gesagt wurde, auch wenn solche räumlichen Wegmarken in Little Stoke bedeutungslos geworden waren. Molly und ich hatten keine Mühe, die Alte Halle zu entdecken, sie war das einzige Gebäude, das wie ein gewöhnliches, alltägliches Gebäude aussah. Es stand aufrecht und stolz, fest in allen seinen Einzelheiten in einem Kreis von Normalität – ein fest definierter Kreis von normalen Bedingungen, umgeben von Wahnsinn. In dem Moment, in dem Molly und ich die Grenze überschritten, war es, als fiele ein großes Gewicht von unserem Geist ab. Ich blieb stehen und seufzte tief, streckte mich wie eine Katze und genoss das greifbare Gefühl von purer Erleichterung. Molly lachte laut auf und umarmte mich fest. Ich hatte nicht bemerkt, wie sehr ich gekämpft hatte, wie viel Kraft es mich gekostet hatte, weiterzugehen und bei Verstand zu bleiben, bis nichts mehr da war, gegen das ich kämpfen musste. Mein Verstand klärte sich in einem Augenblick, so als hätte mir jemand einen Eimer eiskaltes Wasser in mein mentales Gesicht geschüttet.
    »Ich glaube, hier ist es«, sagte Molly.
    »Und ich glaube, du hast recht«, erwiderte ich.
    Wir beide sahen den Weg zurück, den wir gekommen waren, doch dieser Weg war nicht mehr da. Die Stadt hatte sich in totales Chaos verwandelt, nichts war auch nur einen Moment mehr sicher oder fest. Wir beide schauderten bei dem Gedanken daran, wie lange wir uns durch den Wahnsinn gekämpft hatten. Dann holte ich tief Luft, so wie sie auch. Wir richteten uns auf, hoben den Kopf und gingen direkt zur Alten Markthalle hin. Die Eingangstür war wundervoll und beruhigend gewöhnlich. Ich klopfte höflich. Wir warteten ab.
    »Da sind ganz definitiv Leute drin«, sagte Molly leise. »Ich kann sie hören. Sie klingen wie ... Leute. Das ist doch ein gutes Zeichen, oder?«
    »An so einem Ort ist es ein verdammtes Wunder«, erwiderte ich. Ich klopfte wieder, ein wenig lauter diesmal. »Hallo? Gibt es Menschen hier drin? Wir sind ebenfalls Menschen! Wir sind hier, um zu helfen.«
    Ich konnte erhobene Stimmen in dem alten Gebäude hören, aber die Tür blieb geschlossen. Ich war ziemlich sicher, dass ich sie hätte eintreten können, aber das hätte wohl kaum den freundlichen ersten Eindruck erweckt, auf den ich aus war. Also ging ich von der Tür weg, um durch ein Fenster zu spähen.
    »Ein Gesicht! Ein goldenes Gesicht!«
    »Lasst es nicht herein! Monster!«
    »Seien Sie nicht albern, Monster würde wohl kaum anklopfen, oder?«
    »Da hat er recht.«
    »Ach, du pflichtest ihm doch immer bei! Wir dürfen nicht riskieren, die Tür zu öffnen. Wir können nicht riskieren, das Draußen hineinzulassen!«
    »Wir können uns auch nicht auf ewig hier verstecken!«
    Es gab eine lange Pause, dann hörte ich, wie schwere Riegel zurückgezogen wurden und sich ein Schlüssel im Schloss drehte. Ich trat zurück, um mich neben Molly zu stellen, und in dem Moment, in dem die Tür aufschwang, hasteten wir hinein in die Halle. Die Tür schlug sofort hinter uns zu und die Riegel wurden prompt wieder vorgeschoben. Das Innere des alten Gebäudes sah völlig normal

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