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Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Titel: Ein Quantum Tod: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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goldene Käfer über die Wände, rissen Geschütze aus ihren Ständen und warfen sie in die Leere.
    Neue Waffen feuerten durch das Dach und trafen uns mit unbekannten Energien. Einige wurden vom Einschlag in die Luft gewirbelt, andere wurden von den Füßen gerissen. Droods taumelten, als bösartige Energien über sie krochen und einen Weg hinein suchten. Aber unsere Rüstung hielt.
    Ich schlug ein Loch ins Dach, bis die Öffnung groß genug war, dass ich hindurchpasste, und sprang in die Finsternis. Ich war im Schloss Shreck. Molly sprang neben mir hinein. Keine der Attacken hatte sie auch nur ansatzweise verletzen können. Wir waren in einem Speicher voller Gerümpel gelandet. Das meiste trat ich einfach beiseite, als ich auf der Suche nach einem Weg ins eigentliche Schloss hindurchlief. Ich konnte bereits hören, wie sich mehr Droods den Weg hineinbahnten. Molly grinste mich an wie ein unartiges Kind, das irgendwo herumlief, wo es eigentlich nicht sein durfte. Hinter meiner Maske konnte ich gar nicht anders, als ebenfalls zu lächeln. Ich fühlte mich gut dabei, endlich gegen den Feind vorzugehen.
    Schließlich fanden wir eine Falltür und eine Leiter, die in einen weiten Korridor aus Stein führte, und schon bald bewegten wir uns schnell durch das oberste Stockwerk der Burg. Solide Steinwände, Marmorböden, alles in einer Größenordnung, die normale Menschen sich klein fühlen ließ. Über allem hing wie ein Leichentuch eine schwere Stille. Wohin ich auch sah, befanden sich Nazi-Insignien: riesige Flaggen, Banner, klobige, schwarze Hakenkreuze, Adler mit Klauen, sogar gigantische Porträts von stilisierter arischer Jugend und Soldaten aus den Vierzigern. Es war, als ginge man durch ein Museum des größten Albtraums der Geschichte, ein Lobgesang auf Hitlers Nazi-Deutschland: das Zentrum einer Feier, die nie stattgefunden hatte.
    Molly schnaubte laut. »Ist wohl schon eine Weile her, dass hier mal jemand umdekoriert hat.«
    »Nichts hat sich geändert, denn damals waren die Satanisten eine echte Weltmacht«, sagte ich. »Man hat die Zeit konserviert, in der sie das letzte Mal eine Chance hatten zu gewinnen. Die Satanisten waren schon immer seltsam sentimental. Sie lieben die Vergangenheit, denn damals waren sie, was sie hätten sein sollen. Tu mir einen Gefallen, Molly. All dieser Nazi-Scheiß geht mir auf die Nerven. Stell irgendetwas Destruktives damit an.«
    »Herzlich gerne«, erwiderte sie.
    Sie schnippte mit den Fingern und jede einzelne Flagge und jedes Banner ging in Flammen auf. Das Geräusch des prasselnden Feuers war angenehm laut in der Stille, als Molly und ich fröhlich den Gang entlangliefen.
    Wir gingen durch steinerne Galerien hinab, durch weite Passagen und lange Wendeltreppen, bis wir uns in einer großen, offenen Halle wiederfanden. Immer noch war kein Lebenszeichen zu sehen. Wir gingen langsam weiter, meine goldenen Füße klangen laut auf dem Marmorboden. In der Mitte der Halle stand ein großer, runder Tisch, der von Stühlen in Throngröße umgeben war. An den Wänden hingen idealisierte Porträts von Männern in mittelalterlicher Rüstung und in symbolischer Umgebung. Alle trugen Hakenkreuze auf den Harnischen und den Schilden.
    »Hitler und sein innerer Kreis hatten immer diese komische Faszination, was König Arthur und seine Tafelrunde anging«, sagte ich. »Wirklich überraschend, wenn man bedenkt, dass sie absolut keine Ahnung vom Rittertum hatten. Man nimmt an, dass der Führer einen solchen Raum auch unter dem Berghof in Berchtesgaden unterhielt – wie ein verdrehtes Camelot. Was im Übrigen ein cooler Name für eine neue Indie-Band wäre.«
    »Wir müssen weiter«, drängte Molly. »Ich kann Isabellas Gegenwart spüren, sie ist nicht allzu weit entfernt. Aber ich spüre auch, dass etwas ganz und gar nicht stimmt.«
    »Dann sollten wir sie finden«, sagte ich. »Geh voran, Molly.«
    Sie ging wieder ein Stück den Weg zurück, den wir gekommen waren, und wir ließen die Halle hinter uns. Sie schlug ohne zu zögern eine neue Richtung ein und beschleunigte ihren Schritt. Ihr Gesicht war von Angst gezeichnet und schon bald rannte sie, angetrieben von einer Sorge, die nur sie spürte, den Korridor hinunter. Ihre Arme bewegten sich im Takt. Ich rannte neben ihr her, meine gerüsteten Füße verkratzten den Marmorboden. Dabei kam mir in den Sinn, dass ich, seit ich das Schloss betreten hatte, noch keinen anderen Drood zu Gesicht bekommen hatte. Ich hörte nicht einmal Kampf- oder

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