Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)
geweht. Die Blutrote Garde erschien aus den Ruinen und umzingelte uns. Wir blieben stehen und verneigten uns höflich. Der Obermönch seufzte und wandte sich zu seinen Mitmönchen um.
»Geben wir’s auf, Jungs. Das geht weit über unsere Fähigkeiten. Verteilt euch und seht, was ihr für die Verwundeten tun könnt. Es gibt hier immer noch Leute, die unsere Hilfe brauchen. Ist das für dich in Ordnung, Drood?«
»Nur zu«, meinte Onkel Jack. »Aber lasst niemanden gehen. Wir haben da ein paar Fragen.«
»Diese Leute brauchen Ärzte, keine Verhörspezialisten«, sagte der Mönch.
»Die werden sie kriegen«, sagte ich. »Wir sind immerhin die Guten.«
»Ja. Klar«, erwiderte der Mönch.
Er und seine Kameraden wandten sich ab, um zu helfen, wo es nötig war. Es lag ein allgemeines Gefühl von »Wir werden nicht gut genug bezahlt, um gegen Droods anzutreten« in der Luft, was nur vernünftig war.
Die Messe für Übernatürliche Bewaffnung war nun offiziell vorbei. Die Hälfte von dem, was nicht von den Satanisten wegteleportiert worden war, bestand aus Ruinen, die andere Hälfte brannte noch, und überhaupt war keiner mehr da, dem man etwas hätte verkaufen können. Das war gute Arbeit gewesen, fand ich. Außer, dass es nirgendwo eine Spur der Satanisten gab oder der Leute, die sie gekidnappt hatten. Da würden wir etwas unternehmen müssen.
»Ich werde die Familie zusammenrufen«, sagte der Waffenmeister. »Zuerst die Ärzte und Sanitäter, dann die technischen Hilfstruppen, um alles wegzuräumen, was übrig ist. Man kann die schönen Waffen doch nicht einfach so liegen lassen.«
»Jungs und Spielzeug«, sagte Molly.
Ich reichte dem Waffenmeister Merlins Spiegel. Er öffnete ihn, um Kontakt zu Drood Hall herzustellen. Ich rüstete ab und ging mit Molly davon. Ich schauderte, als mich die kalte Bergluft wieder ergriff.
»So viel zum Thema freier Tag und hübscher Kurzurlaub«, sagte Molly.
»Ach, ich weiß nicht«, meinte ich. »Ich hatte Spaß. Hattest du denn keinen Spaß?«
»Na ja, schon«, sagte Molly. »Aber darum geht’s doch nicht! Diese ekligen Satanisten sind schon wieder davongekommen! Sie haben ihre Pläne direkt vor unserer Nase ausgeführt und sind lachend verschwunden. Und wir dürfen jetzt hier aufräumen. Ich hab’s satt, dass sie uns immer einen Schritt voraus sind, Eddie. Ich will wissen, was sie vorhaben. Ich will wissen, was es mit dem Großen Opfer auf sich hat. Und ich will gegen sie antreten, anstatt immer hinter ihnen herzuhinken!«
»Genau«, sagte ich. »Wir müssen jetzt schnell ins Spiel kommen, oder es könnte vorbei sein, bevor wir auch nur einmal den Ball hatten.«
Kapitel 6
Wer hat in meinem Bettchen geschlafen?
Wie alle anständigen Missionen startete die nächste mit einer Stippvisite in der Waffenmeisterei, dem mit massiven Schutzschilden gepanzerten Gewölbe unter dem Herrenhaus, wo der Waffenmeister und seine Bande von hochmotivierten und technisch gesehen geistig gestörten Laborassistenten aus der Hölle sich Tag und Nacht abrackern, um die Drood-Familie mit all den Gewehren, Gadgets und ausgesucht seltsamen Zeug zu versorgen, das Agenten im Einsatz nun einmal benötigen, um ihre Missionen erfolgreich durchzuführen. Nicht gerade der sicherste Ort, den man aufsuchen kann, aber wo wäre denn der Spaß, wenn es sicher wäre? Auf jeden Fall passiert in der Waffenmeisterei immer etwas Interessantes.
Die vertrauten Räume sahen aus wie immer, als Molly und ich am nächsten Tag hineinschlenderten. Es war ganz anders als der kalte, schweigende und verlassene Ort, den ich im winterlichen Herrenhaus gesehen hatte; im Limbus oder was auch immer das gewesen war. Trotz Mollys gutgemeinten Versicherungen hatte ich nicht das Geringste von dem vergessen, was mir in der Zeit dort passiert war, weder was ich gesehen noch was ich gehört oder was mir die Leute dort erzählt hatten.
Inzwischen hatte ich auch mit den Rechercheuren der Familie gesprochen: Walker war auf jeden Fall tot. Schon seit einiger Zeit. Also wer war es gewesen, der mich im winterlichen Herrenhaus so bedrängt und mir mit Walkers Gesicht gesagt hatte, dass meine Eltern vielleicht gar nicht tot waren? Eine Frage ... die ein anderes Mal gelöst werden musste. Ich musste mich auf eine Mission vorbereiten.
Ich fand den bekannten und gewalttätigen Lärm der Waffenmeisterei seltsam tröstlich, als Molly und ich dem Waffenmeister an den vollbesetzten Arbeitsstationen und den verräucherten Testplätzen vorbei
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