Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)
Herausforderung wegen. Und gegen ein verdammt großes Honorar.«
Auf der anderen Seite der Tür rührte sich nichts und ich fuhr fort. »Sie lebt so weit hier draußen, weil sie zu viele Geheimnisse kennt. Keiner kann etwas vor ihr verbergen, weißt du. Und weil sie beinahe jeden getroffen hat, der zur einen oder anderen Zeit eine Rolle gespielt hat, sind ihr immer Agenten und Killer auf den Fersen; entweder, um sie zu kidnappen, um alle Geheimnisse aus ihr herauszupressen oder um sie zu töten, um sicherzustellen, dass ihre Geheimnisse mit ihr sterben. Sie könnte sich so gut verstecken, dass keiner sie fände, aber ihr Stolz lässt das nicht zu. Und sie liebt es zu sehr, allen zu beweisen, dass sie immer noch so machtvoll ist, wie jeder befürchtet. Also bleibt sie hier und lässt ihre Feinde nah genug heran, dass sie ein wenig Spaß dabei haben kann, mit ihnen zu spielen. Manchmal lässt sie sie bis ans Tor herankommen, bevor sie ihre Köpfe explodieren lässt. Manchmal löscht sie ihr Bewusstsein und lässt sie leben, damit sie der Welt als abschreckendes Beispiel dienen. Und manchmal überschreibt sie den Verstand und schickt einen zurück, um die Leute umzubringen, die denjenigen geschickt haben, um sie zu töten.«
»Okay«, meinte Molly. »Du hast gesagt, was zu sagen ist. Ich fühle mich durch und durch belehrt und gewarnt. Fühlst du dich besser?«
»Nicht wirklich, nein.«
Wir wandten uns wieder der Haustür zu. Ich hatte es nicht eilig und nahm mir Zeit.
Molly runzelte die Stirn. »Du hast echt Angst vor ihr, oder?«
»Ich sag mal, nicht gerade Angst ...«, begann ich und hielt inne. Ich konnte mein Herz in der Brust hämmern spüren und den kalten Schweiß, der sich auf meiner Stirn gebildet hatte. »Wenn mein Torques nicht genug Schutz ist, dann werde ich es erst in dem Moment wissen, in dem Ammonia in meinen Kopf schlüpft und mich Dinge tun lässt. Überleg dir mal, was sie mit meiner Rüstung anrichten könnte. All die schrecklichen Dinge, die sie dir und meiner Familie antun könnte, während ich hilflos in meinem Kopf gefangen bin ...«
Ich hielt inne, weil Molly mich liebevoll anlächelte. »Ich habe niemals jemanden getroffen, der sich angesichts von Dingen, die er nicht mal getan hat, so schuldig fühlen kann! Nichts davon wird passieren, denn ich werde es nicht zulassen. Vielleicht kannst du deinem Torques nicht vertrauen, aber mir vertraust du doch, oder?«
»Ja«, sagte ich. »Dir kann ich immer vertrauen, Molly.«
Wir standen direkt vor der Tür. Ich hob eine Hand, um zu klopfen, da schwang die Tür plötzlich auf. Und da stand sie, im Türrahmen und ganz offensichtlich im Weg: Ammonia Vom Acht höchstselbst. Sie wirkte nicht erfreut, uns zu sehen.
Die größte Telepathin, die die Menschheit je hervorgebracht hatte, war etwas unter mittelgroß, untersetzt und mit einem breiten und beinahe männlichen Gesicht unter einem krausen Haarschopf aus ungebändigtem, kastanienrotem Haar. Sie hatte stechend grüne Augen, eine Hakennase und einen schmalen Mund mit dünnen Lippen, der durch hastig aufgetragenen dunkelroten Lippenstift nicht gerade vorteilhaft betont wurde. Ihr Gesicht besaß viel Charakter, aber keiner hätte sie je hübsch genannt. Oder auch nur gutaussehend, es sei denn bei schlechter Beleuchtung. Jemand hatte einmal gesagt, dass sie ein Gesicht wie eine Bulldogge habe, die eine bepinkelte Distel ablecke, und ich erkannte, warum. Sie trug langweilige, charakterlose Kleidung, die mehr als nur ein wenig männlich aussah: Eine abgetragene Tweedjacke mit Lederflicken auf den Ellbogen und eine verbeulte Hose mit Schmutzflecken an den Knien, da sie anscheinend im Garten gearbeitet hatte. Ihre Herrenschuhe waren robust und mit Lochverzierungen gesäumt.
Ich lief nicht davon. Ich war mir meiner Pflicht bewusst.
Als sie endlich das Wort ergriff, war ihre Stimme hart und abgehackt und beinahe gefühllos.
»Also. Edwin Drood und Molly Metcalf. Ich habe euch erwartet. Ich war gerade im Garten zugange, als ich euch kommen spürte, also sollte es wohl besser etwas Wichtiges sein.«
»Moment mal.« Ich war gegen meinen Willen überrascht. »Wir sind doch ganz plötzlich durch Merlins Spiegel gekommen.«
»Ich habe gespürt, dass sich der Spiegel hier öffnen würde«, sagte Ammonia. »Ihr habt ja keine Ahnung, was für Auswirkungen das Ding auf die Welt hat, wenn ihr es benutzt. Aber auf der anderen Seite weißt du ja auch gar nicht, was es wirklich ist, oder?«
»Wissen Sie’s?«,
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