Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)
Mann verabschiedete. Oder vielleicht wollte sie alle Drinks in dem Sideboard verschließen, bevor sie aufbrach. Auch wenn Peter aussah wie ein Mann, der sich durch eine Holzvitrine durchnagen würde, um an seinen Fusel zu kommen. Molly und ich gingen den Kiesweg zurück und hielten dann und wann an, um an den Rosen zu riechen, die am Wegesrand standen. Es war wirklich alles sehr friedlich.
»Du weißt, du kannst nicht mit uns mitkommen«, sagte ich zu Molly. »Das ist privat und sehr persönlich. Drood-Angelegenheiten.«
»Ach, mach dir um mich keine Sorgen«, sagte Molly in diesem speziellen, beiläufigen Ton, den sie nur benutzt, wenn sie mich wissen lassen will, dass ich mir etwas ganz Besonderes einfallen lassen muss, um es später wiedergutzumachen. »Ich werde schon zurückfinden. Ich seh dich später, Süßer!«
Sie schnippte mit den Fingern und war verschwunden. Ich seufzte. Jetzt würde sie sich verkriechen und schmollen. Sie hasste es, ausgeschlossen zu werden. Und es würde mehr als nur eine doppellagige Schachtel von Thorntons dunklem Schokoladentrüffelsortiment kosten, um sie diesmal zu besänftigen.
Schließlich kam Ammonia aus dem Haus und warf die Tür hinter sich zu. Sie stampfte zu mir und sah über ihren Garten hinweg, als sei sie nicht sicher, dass sie ihn je wiedersehen würde, dann bemerkte sie, dass ich allein dastand, und schnaubte laut.
»Dann lass uns das mal schnell hinter uns bringen. Ich mag’s nicht, Peter so lange allein zu lassen. Beweg dich, Drood, du bist der, der Merlins Spiegel hat.«
Ich zog den Spiegel aus seiner Taschendimension, aber bevor ich ihn auch nur aktivieren konnte, wich Ammonia so heftig zurück, als hätte ich versucht, ihr eine giftige Schlange ins Gesicht zu werfen. Ich schaute Merlins Spiegel schnell an, aber er sah im Moment einfach nur wie ein gewöhnlicher Handspiegel aus.
»Da ist etwas drin!«, sagte Ammonia und starrte finster in den Spiegel. »Etwas. Oder Jemand. Ich kann es nicht sehen, aber es kann mich sehen. Das weiß ich genau. Es sieht mich in diesem Moment an.«
Ich blickte wieder in den Spiegel, aber alles, was ich sehen konnte, war mein leicht verwirrtes Spiegelbild. Ich schüttelte den Spiegel ein paar Mal aus Prinzip, aber das Spiegelbild blieb das Gleiche. Ich sah Ammonia an.
»Freundlich oder unfreundlich?«
Ammonia zuckte mit den Achseln. »Das könnte ich für dich herausfinden. Aber das kostet extra.«
»Dann kann es warten«, meinte ich. »Wir wollen erst mal sehen, was du mit dem Bibliothekar anstellen kannst.«
Ich schüttelte den Spiegel zu voller Größe auf und öffnete ein Portal, das direkt in die Alte Bibliothek führte. Ammonia spähte interessiert auf den neuen Anblick auf der anderen Seite des Spiegels. Endlose Reihen von Bücherregalen, beleuchtet von einem angenehm goldenen Schein, erstreckten sich in alle Richtungen, so weit das Auge reichte. Ich ging zuerst durch den Spiegel, um Ammonia zu zeigen, dass nichts dabei war, aber sie zögerte nicht einen Moment, mir zu folgen. Ich schloss den Spiegel und steckte ihn weg, wandte mich Ammonia zu und bemerkte, dass die gefährlichste Telepathin der Welt sichtbar zitterte.
»Es sind die Erinnerungen«, sagte sie. »Jedes Buch an diesem Ort birgt immer noch die Erinnerungen, die Spuren eines jeden in sich, der es je gelesen hat. Es ist wie eine Million Stimmen, die in meinem Kopf alle gleichzeitig schreien. Es kostet alle Kraft, die ich aufbringen kann, um sie draußen zu halten. Eure Alte Bibliothek ist viel älter, als ihr glaubt. Sie gehört eurer Familie nicht. Droods haben das Archiv nicht zusammengetragen, ihr habt sie geerbt. Und dann habt ihr sie aus dem vorigen Herrenhaus hergebracht und aus dem davor.«
»Okay«, sagte ich. »Jetzt betrittst du das Territorium der Familienangelegenheiten und Geheimnisse, von denen du nichts zu wissen brauchst. Sieh weg, Ammonia.«
Sie hörte mir nicht einmal zu und hatte den Blick auf etwas gerichtet, das nur sie sehen konnte. »So viele sind hier durchgekommen und haben Fußabdrücke im Sand der Zeit hinterlassen. Nicht alle von ihnen waren menschlich. Götter und Monster sind diese staubigen Pfade auf der Suche nach verlorenem und verbotenem Wissen entlanggekommen.«
»Okay. Jetzt übertreibst du’s aber. Dramatik brauche ich nicht.«
Ammonia zuckte leichthin mit den Achseln. »Gehört alles zum Service. Zu dem, was ihr bezahlt. Jetzt geht es mir gut. Ich kann die Bibliothek in etwa abschätzen. Ziemlich angenehm, jetzt,
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