Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)
sehr beeindrucken«, sagte Ammonia. »Das war alles nur Show, vorprogrammierte Verteidigungsroutinen. Bloß mentale Kettenhunde. Böse Hundis!«
Öliger schwarzer Rauch quoll aus Williams Mund und Nase und formte sich zu dicken und langgezogenen Wolken. Es wand sich und bebte wie furchtbares, schwarzes Ektoplasma und nahm die Gestalt eines riesigen schwarzen Dämons an, der zwischen William und Ammonia hing. Er hatte Hörner und Reißzähne und weinte dicke schwarze Tränen, die zu Boden fielen und dort auf den Dielen dampften und zischten. Ammonia lachte der dämonischen Fratze ins Gesicht und atmete scharf ein. Plötzlich verlor das Gesicht jede Form und Struktur, denn Ammonia inhalierte es bis zum letzten bisschen. Als alles verschwunden war, leckte sie sich kurz die Lippen.
»Lecker«, sagte Ammonia Vom Acht.
»Ich kann mir nicht helfen, aber ich glaube, ich sollte auch etwas beitragen«, sagte ich.
»Das tust du«, sagte Ammonia. »Wenn es so aussieht, als verliere ich, töte mich.«
Wir wichen nun alle einen Schritt zurück, selbst Ammonia, als ein grelles Licht vor uns aufflammte, weiß glühte und uns blendete. Als das Licht wieder auf ein erträgliches Level gefallen war, hatte sich eine große diamantförmige Struktur um William und seinen Stuhl herum gebildet und den Bibliothekar völlig eingehüllt. Er war jetzt nur noch ein unscharfes Bild in einem großen, facettenreich geschliffenen Diamanten. Das Herz hatte wieder seine wahre Form angenommen. Nicht annähernd so groß, wie es damals gewesen war, als es noch das Sanktum in Drood Hall beherrscht hatte. Als wir es noch alle angebetet und verehrt hatten, weil die meisten von uns es nicht besser wussten. Der Diamant leuchtete in einem grellen, kalten Licht, das mir eine Gänsehaut bereitete und meine Seele erschütterte. Der neue Torques an meinem Hals prickelte heftig und warnte mich. Ich trat sehr vorsichtig vor und klopfte mit einem Knöchel auf eine der schimmernden Facetten. Sie fühlte sich sehr real und sehr kalt an.
»Es ist das Herz!«, sagte ich zu Ammonia. »Es ist wieder da!«
»Nein, ist es nicht!«, sagte Ammonia sofort. »Das ist nur eine Erinnerung, eine Projektion. Die schiere Kraft, die im Samenkorn steckt, gibt ihr Form und Gestalt. Das ist gut, Drood! Wir zwingen es dazu, diese Kraft zu verbrauchen, um zu kämpfen und sich zu verteidigen. Um sich in einer materiellen Welt wie dieser zu manifestieren und seinen Wirt gegen mich zu verteidigen, braucht es verdammt viel Energie. Es wird sich selbst verschlingen – wenn wir lange genug durchhalten.«
»Soll ich aufrüsten?«, fragte ich. »Versuchen, den Diamanten zu zerstören, um William zu befreien?«
»Sei kein Narr, Drood! In diesem Stadium wäre ein Angriff auf den physischen Diamanten ein Angriff auf den Wirt. Das Samenkorn ist immer noch Teil eures Bibliothekars. Das mentale Feedback würde ihn bestimmt umbringen!«
»Dann gib mir eine andere Möglichkeit!«, sagte ich. »Aber warte nicht zu lang. Wir dürfen nicht riskieren, dass das Herz wieder die Kontrolle über die Familie an sich reißt! William würde lieber sterben, als dass das passiert. Alles für die Familie.«
»Ihr Droods seid immer so scharf darauf, für eure kostbare Sache zu sterben«, sagte Ammonia. »Warum versucht ihr nicht mal, eine Sache zu finden, für die ihr leben wollt?«
Das Licht, das von dem Diamanten ausging, pulsierte jetzt stark wie ein Herzschlag und erfüllte die Alte Bibliothek mit seinem unnatürlichen Schein. Es schien stärker zu werden. Iorith und ich mussten unsere Augen mit den Armen schützen. Ammonia kniff die ihren zusammen, wandte aber den Blick nicht ab. Sie stand still da, starrte wütend in das Licht und setzte ihm ihre eigene starke Energie entgegen. »Das ist eine psychische Attacke«, sagte sie. »Nicht materiell. Ich kann das Samenkorn hören. Es versucht, mit mir zu reden, jetzt, wo es weiß, dass es entdeckt wurde. Es bietet mir Dinge an, verspricht mir alles Mögliche, aber das soll mich nur ablenken. Es versucht, sich an meinen Schilden vorbeizuschleichen, sodass es in meinen Geist dringen und die Kontrolle über meine Kräfte übernehmen kann. Schlaues kleines Korn! Und die wirklich schlechte Nachricht ist, dass ich nicht weiß, ob ich es aufhalten kann, ohne es direkt anzugreifen. Was William töten würde. Das Herz ist mächtig. So unmenschlich mächtig. Ich bin gut, aber ich bin nach wie vor nur menschlich. Aber das Herz ist nicht an menschliche Beschränkungen
Weitere Kostenlose Bücher