Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)
irgendetwas passiert, wieder wachsen kann. Und es ernährt sich von der geistigen Gesundheit Williams.«
»Wie eine Hexe, die irgendwo ihr Herz an einem sicheren Ort versteckt?«, fragte ich.
»Das ist das gleiche Prinzip, ja«, antwortete Ammonia. »William wäre an irgendeinem Punkt von allein wieder ins Herrenhaus gekommen. Er ist programmiert worden, alles Wichtige zu tun, um die Wiedergeburt des Herzens zu bewerkstelligen. Schließlich wäre es aus ihm herausgebrochen wie eine bösartige Motte aus dem menschlichen Kokon und deine Familie hätte nichts kommen sehen.« Sie sah nachdenklich auf William, der knurrend auf seinem Stuhl saß und nach ihr spuckte. »Das Herz muss eine Art Ahnung gehabt haben. Außerdimensionale Entitäten erleben Zeit nicht auf unsere begrenzte, lineare Art. Entweder das oder es wurde von dem Verräter in eurer Familie gewarnt. Bist du immer noch sicher, dass ich mir das weiter ansehen soll?«
»Bleib bei William«, entschied ich. »Außerdem – das Herz ist tot. Ich habe es sterben sehen. Ich habe es getötet!«
»Nicht alles«, widersprach Ammonia. »Du hast seine physische Form zerstört. Die Macht über dich und deine Familie. Ich bin beeindruckt. Wirklich. Aber wenn genug Zeit vergangen wäre, wäre das Samenkorn in diesem Mann zu einem neuen Herzen herangewachsen. Vielleicht nicht zu Williams Lebzeiten oder deinen. Es wäre von Person zu Person gesprungen, hätte sich tief eingegraben und wie ein unsichtbarer Parasit versteckt, aber es wäre mit jeder Generation stärker geworden. Hätte sich mit seinen wachsenden mentalen Kräften weiter hinausgewagt, die Gedanken deiner Familie beeinflusst, ihre Entscheidungen manipuliert und sie in die richtige Richtung gesteuert – und sie hätten niemals geahnt, was los ist. Bis das Herz schließlich bereit gewesen wäre, sich wieder in der materiellen Welt zu manifestieren und die Kontrolle über die Droods erneut zu übernehmen.«
»Warum hat Ethel das nicht entdeckt?« Mein Mund war trocken und meine Stimme nicht so fest, wie ich es mir gewünscht hätte.
»Gute Frage«, erwiderte Ammonia. »Vermutlich weiß das Herz, wie es sich vor seinesgleichen verstecken kann. Wahrscheinlich hat es beabsichtigt, Ethel hinterrücks anzugreifen, sie zu zerstören und ihren Platz einzunehmen. Ein sehr cleverer Plan. Hätte vielleicht sogar funktioniert, wenn ihr mich nicht gerufen hättet. Aber auf der anderen Seite habt ihr so einen Verstand wie meinen noch nicht getroffen.«
William stand plötzlich auf und stieg immer weiter, bis er mitten in der Luft schwebte, über seinem Stuhl. Er hing dort frei, völlig schwerelos und starrte mit schrecklich kalter Bosheit auf Ammonia herunter. Sein Gesicht sah nicht mehr menschlich aus, als ob etwas von einer anderen Seite hindurchdringe. Fremde Energien formten sich im Nichts, wirbelten in dicken, schwarzen Flecken in der Luft, knisterten und krachten, als sie sich auf der materiellen Ebene entluden. Teile der dunklen Welt, die danach strebten, ihrem Meister Gesellschaft zu leisten. Ich begann aufzurüsten und hielt inne, als ich Ammonia ansah. Sie sah ganz und gar ungerührt auf den Schwebenden. Sie schien zu wissen, was sie tat, und das war ihre Show – also entschloss ich mich abzuwarten, was sie tun konnte. Ich bedeutete Iorith, ebenfalls nicht aufzurüsten, und er nickte widerwillig.
»Jetzt prahlst du«, sagte Ammonia. Sie war nicht einen Zentimeter zurückgewichen. »Komm da runter und ab zurück in den Stuhl. Sonst komm ich da rauf und hol dich.«
Ihre Blicke trafen sich. Nichts Sichtbares passierte, aber die Luft schien kälter denn je. Die Anspannung in der Alten Bibliothek schien zu wachsen. Mir kam es vor, als seien viel mehr als nur vier Leute anwesend. Es fühlte sich an, als stünden wir vier auf einer weitläufigen, dunklen Ebene, während zwei enorme Kräfte aufeinanderprallten und erbittert miteinander kämpften – ohne Rücksicht und ohne Gnade. Und dann, sehr langsam, Zentimeter für Zentimeter, fiel William zurück in seinen Stuhl. Die finsteren Energien verschwanden Stück für Stück, während weiße Statik die Buchregale hinauf- und hinablief. William war jetzt so steif, so bewegungslos, dass er kaum noch lebendig wirkte. Sein Gesicht war vor Wut dunkelrot angelaufen, die Augen glitzerten bösartig. Seine Zähne waren zu einem beinahe tierischen Knurren gefletscht, während das Ding in ihm um jeden Millimeter seines psychischen Territoriums kämpfte.
»Lass dich nicht zu
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