Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)
seinen Tee ungnädig entgegen und schlürfte misstrauisch daran, bevor er grummelig zum Zeichen seines Einverständnisses nickte. »Ich hab ja schon immer gesagt, zum Teekochen reicht es bei dir.« Dann fuhr er herum, als ein Hellseher weiter hinten hastig nach ihm rief. Wir alle eilten zu dem jungen Mann und seiner Arbeitsstation. Einen Moment war er so überwältigt von der Anwesenheit so vieler wichtiger Familienmitglieder, die auf ihn herabstarrten, dass er nur glotzte. Aber das musste man ihm lassen, er erholte sich schnell und wies mit dem Kinn auf den Bildschirm vor ihm.
»Virgil Drood, zu Ihren Diensten. Nicht den Boten köpfen, aber ich habe das hier gerade von diesem CIA-Satelliten reinbekommen. Was ihr da seht, ist ein Hügel außerhalb der Fünf-Meilen-Zone. Hier sind die Bedingungen völlig frei von dem, was da ... auch immer in der Stadt passiert. Es scheint, als gebe es Beobachter, die gerade erst hinteleportierten. Zehn Männer, drei Frauen, und ein paar von ihnen sind uns bekannt.«
Wir alle drängten uns um ihn und betrachteten den Bildschirm. Dreizehn Leute standen auf dem Gipfel eines grasbewachsenen Hügels und sahen auf das herab, was Little Stoke gewesen war. Sie schwatzten heiter miteinander. Es war nur ein Video, ohne Ton. Einer von ihnen war Alexandre Dusk, der Anführer der Satanisten aus dem Lightbringer House. Und direkt neben ihm stand Roger Morgenstern, der Sohn von James Drood und einem Lustdämon aus der Hölle. Die halbblütige Höllenbrut, die neben den Droods gekämpft hatte, weil er sich in einen von uns verliebt hatte. Und jetzt war er dort und stand neben Dusk, als wolle er sich anbiedern. Er nickte und lächelte, als sie auf die dunkle Fläche unter sich sahen.
Harry wandte sich an Callan. »Wir brauchen Ton. Wir müssen hören, was sie da sagen.«
»Tut mir leid«, sagte Virgil. »Wir können froh sein, dass wir unter diesen Umständen ein Bild haben. Ton wird eine ganze Zeit brauchen.«
»Dann holt einen Lippenleser her! Wir müssen doch einen haben. Wir müssen wissen, was sie sagen!«
Plötzlich sah Alexandre Dusk sich um und schien direkt aus dem Bildschirm auf uns zu starren. Ich glaube nicht, dass er uns sehen konnte, aber er wusste, dass jemand ihn sehen konnte. Er lächelte kalt, schnippte mit den Fingern und das Bild verschwand vom Monitor. Virgil arbeitete fieberhaft an seinen Kontrollen und ließ sich dann frustriert in seinen Sitz zurückfallen.
»Wir haben den Satellitenfeed verloren.«
»Dann hol ihn dir wieder!«, rief Harry.
»Du verstehst das nicht! Der Feed ist weg, weil der Satellit weg ist. Er ist nicht mehr da. Etwas hat ihn direkt aus dem Orbit geblasen. Und meinen Anzeigen zufolge sind die Beobachter auch nicht mehr da. Ich vermute mal, dass wir nicht so viel Glück haben, dass es sie auch aus dem Orbit geblasen hat.«
Er versuchte sich an einem unsicheren Lächeln in unsere Richtung, aber keiner von uns war in der Stimmung für auch nur den kleinsten Scherz. Wir sahen einander an, dann schauten wir Harry an, der von allein ein wenig zurückgewichen war. Er rieb sich mit ruckartigen, schockierten Bewegungen das Kinn und dachte heftig nach.
»Ich wusste nicht einmal, dass Roger das Herrenhaus verlassen hat«, sagte er beinahe weinerlich. »Er hat mir nicht gesagt, dass er irgendwohin will. Ethel, wann hat Roger Morgenstern Drood Hall verlassen?«
»Direkt nach dem letzten Ratstreffen, als ihr alle zusammen wart«, sagte Ethel. »Er ging allein, durch ein Dimensionsportal, das er im Park selbst kreiert hatte.«
»Hast du ihn nicht gefragt, wo er hin will?«, wollte Harry wissen.
»Das ist nicht meine Sache«, erwiderte Ethel. »Ihr Leute macht so ein Gewese um eure Privatsphäre, auch wenn ich nicht verstehe, wieso.«
»Einmal eine Höllenbrut, immer eine Höllenbrut«, sagte der Seneschall düster. »Ich habe dich gewarnt, Harry. Jeder hat dich gewarnt. Vertrau nie einer Höllenbrut.«
»Seit er aus der Hölle wiederkam, ist er ... anders«, verteidigte sich Harry. »Der Trip, auf den ihr ihn geschickt habt! Vielleicht haben sie ihm dort etwas angetan!«
»Die Frage ist, wie lange diese Höllenbrut schon gegen uns arbeitet«, stellte der Seneschall fest. Er sprach mit uns und ignorierte Harry. »Wie lange konspiriert er schon gegen uns mit unseren Feinden, gibt geheime Informationen weiter, die auch Details unserer Missionen betreffen?«
»Kein Grund, den Finger in offene Wunden zu legen, Seneschall«, warf ich ein.
»Er war bei
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