Ein reizvolles Angebot
schreiben musste.
„Ich freue mich so, dass es losgeht“, sagte sie. „Das ist meine erste Schiffsreise. Du musst mir alles erklären.“ Die Kreuzfahrt war nicht die erste Premiere, die sie Rand verdankte. Bevor sie das erste Mal mit ihm geschlafen hatte, war sie noch Jungfrau gewesen. Aber das hatte sie ihm wohlweislich verschwiegen. Bei einem Mann, der keinen Wert auf eine feste Beziehung legte, konnte man nicht vorsichtig genug sein. Tara kramte in ihren Sachen und holte den Flyer der Rendezvous Line hervor. „Wir müssen noch unsere Landausflüge buchen“, sagte sie, nachdem sie kurz darin geblättert hatte.
„Ich bin nicht zum Vergnügen hier“, entgegnete Rand schroff. „Richte dich darauf ein, dass du die meiste Zeit allein verbringen wirst. Wir gehen natürlich zusammen zum Dinner, weil das sonst einen merkwürdigen Eindruck machen und auffallen würde. Aber sonst kannst du tun, was dir beliebt. Mach deine Landausflüge, besuch das Fitnessstudio. Die Reederei erstattet dir die Spesen, wenn sie sich im Rahmen halten.“
Tara war wie vor den Kopf geschlagen. Wenn es ihr nicht gelang, ihn von diesem Kurs abzubringen, konnte aus ihrer romantischen Kreuzfahrt zu zweit ein ziemlich deprimierender Single-Trip werden. „Wie willst du denn beurteilen“, fragte sie rasch, „warum die Buchungen rückläufig sind, wenn du nicht das volle Programm absolvierst?“
„Ich weiß schon, worauf ich zu achten habe.“
„Ich könnte dir dabei helfen.“
„Sagtest du nicht gerade, dass das deine erste Kreuzfahrt ist und ich dir alles erklären soll?“
Tara zuckte die Achseln. Der Punkt ging an ihn. „Dann erkläre es mir eben“, meinte sie entmutigt. „Aber zum Begrüßungsempfang gehen wir doch zusammen?“
„Ich glaube nicht. Wenn alle dort versammelt sind, ist das die beste Gelegenheit für mich, mich ungestört auf dem Schiff umzusehen.“
Tara nahm einen letzten verzweifelten Anlauf. „Da hättest du auch gleich allein fahren können. Du hast selbst gesagt, dass wir als Paar auf so einer Kreuzfahrt weniger auffallen. Wenn jemand erst Lunte riecht, bekommen die hier schnell heraus, wer du bist. Immerhin stehst du mit deinem richtigen Namen auf der Passagierliste. Da hilft es auch nicht viel, dass du deine kalifornische Adresse angegeben hast.“
Rand stutzte und überlegte einen Moment. „Vielleicht hast du recht. Aber glaub ja nicht, dass wir deshalb die ganze Zeit über das glückliche, frisch vermählte Paar mimen.“
Rand schob die Chipkarte in den Schlitz über dem Türgriff. Er hatte bewusst bis nach Mitternacht gewartet, bevor er in die Kabine zurückkehrte. Der Gedanke, sich mit Tara gemeinsam für die Nacht fertig zu machen und dann mit ihr zusammen ins Bett zu steigen, war ihm nicht geheuer.
Aber es war nicht allein sie, die ihn dazu brachte, den Augenblick, diese Schwelle zu überschreiten, so weit wie möglich hinauszuzögern. Ein Gefühl der Beklommenheit überkam ihn, sobald er die Kabine betrat. Er hatte in früheren Jahren viele Monate auf allen möglichen Schiffen seines Vaters arbeiten müssen und in fensterlosen Kabinen gehaust, die kaum größer waren als eine Besenkammer. Rand riss sich zusammen. Drei oder vier Nächte in einer Kabine, die sogar einen eigenen Balkon hatte, würden ihn nicht umbringen.
Anfangs hatte er diesen Abend genossen. Die Show des Komikers auf der Bühne war nicht schlecht gewesen. Aber schließlich hatte er es doch nicht mehr ausgehalten. Tara lachen zu hören hatte so viele Erinnerungen in ihm geweckt, Erinnerungen an eine Zeit, in der sie glücklich miteinander gewesen waren, in der sie ihn noch nicht so grenzenlos enttäuscht und ihn gezwungen hatte, sich mit allen Mitteln gegen seine Gefühle zu wappnen.
Leise schloss er die Tür hinter sich und betrat, ohne Licht zu machen, die Kabine. Wartete sie auf ihn, oder war sie schon eingeschlafen? Als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah er den Elefanten, in den der Steward das Badetuch verwandelt hatte, noch unversehrt auf der Bettdecke sitzen. Rand kannte die Kniffe, mit denen man die großen Frotteetücher drapierte. Er hatte selbst in seinen Semesterferien oft genug auf den KCL-Schiffen als Steward gejobbt, um zu wissen, dass das Trinkgeld umso besser ausfiel, je fantasievoller diese Handtuchgebilde waren.
Er schaute sich um. Der Koffer lag auf dem kleinen Sofa, im Bad war es dunkel, und das Bett war leer. Keine Spur von Tara. Für einen Augenblick stieg der Verdacht in ihm
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