Ein reizvolles Angebot
dass ich zu Kincaid Cruise Lines zurückkehren und dort die Geschäftsleitung übernehmen soll.“
„Zurückkehren? Wieso das? Hattest du denn bei KCL aufgehört? Ich dachte, die Firma wäre dein Lebensinhalt.“
„Ich habe fünf Jahre für die Konkurrenz gearbeitet.“ Er verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln.
Tara betrachtete die dunklen Bartstoppeln an seinem Kinn, die seit der morgendlichen Rasur nachgewachsen waren. Unwillkürlich musste sie daran denken, wie sich seine Haut angefühlt hatte, wenn sie ihn gestreichelt und geküsst hatte. Schnell schüttelte Tara die Erinnerung ab.
„Und das ist nicht alles“, fuhr Rand fort. „Mein Vater verlangt in seinem Letzten Willen, dass du für mindestens ein Jahr ebenfalls wieder zu KCL kommst – als meine persönliche Assistentin.“
„Wieso ich? Und wenn ich nun nicht will?“
„Wenn du es nicht machst, werden wir nicht erben. Mitch und Nadia würden dadurch ihren Job, Kincaid Manor und alles andere verlieren.“
Tara erschrak. Nadia war jahrelang ihre Freundin gewesen, wahrscheinlich die beste, die sie jemals gehabt hatte. Als die Beziehung mit Rand auseinandergebrochen war, war auch zwischen ihnen ein Riss entstanden. Und als Everett Kincaid Tara sein „unmoralisches Angebot“ gemacht hatte, hatte sie es einfach nicht mehr gewagt, Nadia oder irgendjemandem in der Familie unter die Augen zu treten.
„Was hat Everett damit bezweckt? Ich verstehe es immer noch nicht. Warum soll ich meinen alten Job als Assistentin der Geschäftsleitung wieder aufnehmen?“
„Wer kann schon verstehen, was in diesem alten Querkopf vorging? Er hat uns schon zu Lebzeiten nach seiner Pfeife tanzen lassen. Wahrscheinlich hat ihm der Gedanke gefallen, das über seinen Tod hinaus fortzusetzen.“ Rands Worte klangen bitter.
„Kann man rechtlich nichts dagegen unternehmen und das Testament anfechten?“
Rand schüttelte den Kopf. „Ich habe ein ganzes Rudel von Juristen darauf angesetzt, die besten, die ich finden konnte. Sie haben es Wort für Wort auseinandergenommen, aber alles ist wasserdicht. Mein Angebot lautet: Wenn du den Job annimmst, zahle ich dir zehntausend Dollar im Monat plus Bonus.“
Mit großen Augen sah Tara ihn an. „Du machst Witze, oder?“
„Keineswegs.“
Das war das Doppelte von dem, was sie früher als Everetts persönliche Assistentin bei KCL verdient hatte. Und mehr als dreimal so hoch wie ihr gegenwärtiges Gehalt.
Nachdem sie damals gegangen war, hatte es vier Monate gedauert, bis sie wieder einen Job gefunden hatte. Sie besaß damals weder Arbeitszeugnis noch Empfehlungsschreiben und hatte auch nicht den Mut gehabt, danach zu fragen. Am Morgen nach Everetts „Angebot“ war Tara einfach nicht mehr zur Arbeit gekommen und hatte auch danach keinen Fuß mehr in die Firma gesetzt – nicht einmal um ihren Schreibtisch auszuräumen. Ihre persönlichen Sachen waren ihr später von einer Nachfolgerin in einem Pappkarton zugeschickt worden.
Als sie schließlich eine neue Arbeitsstelle gefunden hatte, war Tara in dieses Haus gezogen. Die Arbeitszeiten waren flexibel, und so konnte sie besonders während der furchtbaren Zeit der Chemotherapie für ihre Mutter sorgen. Nach deren Tod hatte Tara häufiger mit dem Gedanken gespielt, sich einen neuen Job zu suchen. Kürzlich hatte sie einen neuen Chef bekommen, einen arroganten Widerling, der Taras flexible Arbeitszeiten so interpretierte, dass sie ihm vierundzwanzig Stunden an sieben Tagen in der Woche zur Verfügung stehen sollte.
Andererseits schockierte sie der Gedanke, wieder mit Rand zusammenzuarbeiten, ihm jeden Tag zu begegnen – nach der Vorgeschichte, die sie beide hatten … Energisch schüttelte Tara den Kopf. „Tut mir leid, aber ich bin nicht interessiert.“
„Fünfzehntausend“, sagte Rand, ohne zu zögern.
Tara verschlug es die Sprache. Das war eine unverschämt hohe Summe. Ihr zitterten die Knie. Carol Anthony hatte in ihrem Friseursalon nicht übermäßig viel verdient. Für Kranken- und Rentenversicherungen hatte das Geld nicht gereicht. Dadurch hatte Tara nach ihrem Tod nicht nur das Haus und dessen Einrichtung, sondern auch einen Haufen Schulden geerbt, die vor allem durch die astronomischen Rechnungen der Ärzte und Krankenhäuser zusammengekommen waren. Die ersten Mahnungen waren schon eingetrudelt. Rands Angebot bedeutete eine realistische Chance, diesen Schuldenberg abzutragen.
Die Versuchung war gewaltig. Aber warum musste es gerade Rand Kincaid sein? Tara
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