Ein reizvolles Angebot
seufzte. „Es ist nicht wegen des Geldes, Rand …“
„Ich weiß, was du sagen willst“, unterbrach er sie unwirsch. Taras Blick fiel auf seine schmale Hüfte und seinen breiten Brustkorb, als er die Hände in die Seiten stemmte. „Wir brauchen uns nichts vorzumachen. Ich weiß, dass du es nicht für mich tun würdest. Aber dann tu es wenigstens für Nadia und Mitch. Sie haben es nicht verdient, dass man sie vor die Tür setzt. Nenn deinen Preis.“
Sie zögerte. Ihr Verstand sagte ganz eindeutig Nein. Aber da war noch etwas anderes: die Erinnerung daran, wie schön ihre Liebe gewesen war, wie gut sie zusammenpassten, sei es im Bett oder auch sonst, wie Rand ihr das Gefühl gegeben hatte, etwas Besonderes für ihn zu sein. Es kam nicht von ungefähr, dass sie von einem gemeinsamen Glück geträumt hatte.
Tara war nie damit fertig geworden, auf welch rüde Art er die Verbindung zu ihr abgebrochen hatte. Aber bevor sie richtig darüber nachdenken konnte, hatte sich der Zustand ihrer Mutter dramatisch verschlechtert. Carols Husten war immer quälender geworden. Dann kam die niederschmetternde Diagnose: Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium. Von diesem Zeitpunkt an hatte die Krankheit ihrer Mutter Taras Leben bestimmt. Hoffnung und Verzweiflung drehten sich nur noch ums Überleben. Tag für Tag waren schwerwiegende Entscheidungen zu treffen gewesen, und wie ein düsterer Schatten begleitete die Angst, ihre Mutter zu verlieren, Tara auf Schritt und Tritt. Da blieb kein Platz mehr dafür, an sich selbst oder einen Mann zu denken.
Als ihre Mutter nach einem vier Jahre langen kräftezehrenden Kampf schließlich starb, kamen zur Trauer auch noch Schuldgefühle. Tara fühlte sich leer und ausgebrannt und war gerade noch imstande, ihre Alltagsroutine zu bewältigen – arbeiten, essen, schlafen, Rechnungen bezahlen. Dieser banale, täglich wiederkehrende Ablauf war es, der ihr ein wenig Halt gab und an den sie sich mit der Verzweiflung einer Ertrinkenden klammerte. Was darüber hinausging, machte ihr Angst. Hinter jeder noch so geringen Veränderung witterte Tara die Gefahr einer neuen Krise. Vor allem darin lag der Grund dafür, dass sie es noch in ihrem Job aushielt, obwohl ihr diese Arbeit täglich verhasster wurde. Tara hatte es noch nicht einmal geschafft, die Kleider ihrer Mutter auszuräumen und einem wohltätigen Verein zu spenden. Selbst das Bett und den Nachtschrank hatte sie nicht zurück ins Schlafzimmer gestellt. Beides stand noch im Esszimmer, wohin sie das Krankenlager verlegt hatten, als die Mutter der ständigen Pflege und Aufsicht bedurfte. Seitdem das Bett verlassen war, hatte Tara dieses Zimmer nicht mehr betreten.
Nun stand sie unversehens wieder Rand gegenüber. Nervös nagte sie an der Unterlippe. Konnte sein plötzliches Auftauchen so etwas wie ein Weckruf für sie sein, eine Gelegenheit, aus ihrem Tal der Tränen wieder aufzutauchen? Unwillkürlich blickte sie zum Foto ihrer Mutter hinüber, das in einem Silberrahmen auf dem Kaminsims stand.
„Lebe dein eigenes Leben, Tara, versprich es mir. Du hast schon zu lange darauf verzichten müssen“, waren die letzten Worte ihrer Mutter gewesen. Zwei Dinge hätte Tara aus dem tapferen Überlebenskampf dieser Frau lernen sollen: dass die Gegenwart zu kostbar war, um Vergangenem nachzutrauern und dass es selbst in der größten Verzweiflung Dinge gab, um die es sich zu kämpfen lohnte. Vor allem was das Kämpfen betraf, hatte Tara kläglich versagt. Sie hatte Grund, daran zu zweifeln, ob sie wirklich alles in ihrer Macht Stehende für ihre Mutter getan hatte. Diese schrecklichen Zweifel würden sie bis an ihr Lebensende verfolgen. Und auch um Rand hatte sie nicht richtig gekämpft. Sie hatte kopflos die Flucht ergriffen, anstatt ihn dazu zu bringen, ihr zuzuhören, was wirklich im Schlafzimmer von Everett Kincaid vorgefallen war.
Rand sah sie die ganze Zeit unverwandt an und wartete. Mit keiner Regung verriet er, was er dachte, während Tara mit ihren Zweifeln kämpfte, hin- und hergerissen zwischen der Angst, eine einmalige Chance zu verpassen, und der, erneut ihr Herz zu verlieren und dafür bestraft zu werden.
Tara wandte sich von Rand ab, beobachtete aber heimlich sein Gesicht im Spiegel an der Wand gegenüber. Sie sah, wie er sie musterte, wie seine Augen funkelten, während sein Blick auf ihrem Körper ruhte. Als Rand bemerkte, dass er beobachtet wurde, wandte er rasch den Blick ab. Aber sie hatte genug gesehen. Er hatte nicht verbergen
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