Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music
ungläubig. Rebus zuckte mitfühlend die Schultern. Er befand sich wieder auf der Wache, nachdem ihm DI Derek Starr höchstpersönlich den Zutritt gestattet und erklärt hatte, er würde »alle etwaigen Konsequenzen, gleich welcher Art, auf sich nehmen«.
»Ich bin gerührt«, hatte Rebus gemurmelt.
»Er leistet sich einen Seitensprung«, redete Clarke weiter, eher vor sich hin als zu Rebus gewandt, »beichtet das seiner Frau, die nun zur Rache schreitet. Ehemann sieht rot, und der arme besoffene Trottel, den sie dazu beschwatzt hat, mit ihr zu schlafen, landet auf einem Seziertisch?« Sie begann langsam den Kopf zu schütteln.
»Ein kalter, geläuterter Tod«, meinte Rebus dazu.
»Das ist aus einem Gedicht von Todorow«, erklärte Clarke. »Und da war nichts ›Geläutertes‹ dran.«
Rebus zuckte die Schultern. »Andropow sagte zu mir: › Cherchez la femme ‹ – er versuchte nur, Verwirrung zu stiften, aber wie sich jetzt rausstellt, hatte er absolut recht.«
»Der Cognac mit Cafferty … Riordan, der die Lesung aufnahm … Andropow, Stachow, Macfarlane und Bakewell …?« Sie zählte die Namen an ihren Fingern ab.
»Hatten alle nichts damit zu tun«, gab Rebus zu. »Am Ende lief’s auf eine verklemmte CD und einen Mann mit durchgebrannten Sicherungen hinaus.«
Sie standen auf dem Korridor vor den Vernehmungsräumen und redeten leise, damit Walsh und dessen Frau sie nicht hören konnten. Clarke lachte gerade deprimiert in sich hinein, als ein Uniformierter um die Ecke bog. Es war Todd Goodyear.
»Na, wieder in Tracht?«, fragte ihn Rebus.
Goodyear strich sich mit beiden Händen über die Uniformjacke. »Ich mach eine Wochenendschicht im West End – aber als ich davon hörte, musste ich den Umweg machen. Stimmt das?«
»Sieht so aus«, seufzte Clarke.
»Der Parkhauswächter?« Sie nickte. »Das heißt, die ganzen Stunden, die ich in die Riordan-Bänder investiert habe …?«
»Waren Teil der Ausbildung«, meinte Rebus und gab dem jungen Mann einen Klaps auf die Schulter. Goodyear starrte ihn an.
»Sie sind nicht mehr suspendiert«, stellte er fest.
»Ihnen entgeht doch nichts, Jungchen.«
Goodyear reichte Rebus die Hand. »Es freut mich, dass man den Täter in der Cafferty-Sache jetzt anderswo sucht.«
»Ich bin mir zwar nicht so sicher, ob ich wirklich aus dem Schneider bin, aber trotzdem, danke.«
»Jetzt müssen Sie aber Ihren Kofferraum in Ordnung bringen lassen.«
Rebus schmunzelte. »Da haben Sie recht,Todd. Sobald ich eine Minute Zeit hab …«
Goodyear hatte sich zu Clarke gewandt. Noch ein Handschlag und ein Danke für ihre Hilfe.
»Sie waren okay, Kleiner«, sagte sie mit nachgeahmtem amerikanischem Akzent. Das Blut kroch ihm schon den Hals hinauf, als er ein letztes Mal den Kopf neigte und dann wieder dahin zurückging, wo er hergekommen war.
»Gott weiß, wie viel Arbeit er in diese Parlamentsaufnahmen gesteckt hat«, sagte Clarke leise. »Alles für die Katz.«
»Das Schöne am Leben ist, dass es variiert, Shiv.«
»Sie sollten Ihr Auto wirklich reparieren lassen.«
Er schaute demonstrativ auf seine Uhr. »Lohnt doch kaum mehr, oder? In ein paar Stunden wandert die Spusiausrüstung samt allem anderen in den Müll.«
»Tja also, bevor Sie das tun …«
Er sah sie an. »Ja?«
»Sie haben’s mir gezeigt, also bin ich jetzt wahrscheinlich an der Reihe.«
Er verschränkte die Arme und wippte auf den Fußballen. »Ich höre.«
»Gestern Abend haben wir gesagt, dass alles erledigt sein würde, wenn heute der Vorhang fällt.«
»Haben wir.«
»Also gehen wir rauf in den CID-Raum und sehen wir uns mal an, was unser cleverer DCI Macrae erreicht hat.«
Mit einem Mal neugierig, folgte ihr Rebus nur zu gern. Das leere Büro sah so aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Das Todorow/Riordan-Team hatte deutliche Spuren hinterlassen.
»Nicht eine Menschenseele, mit der man einen heben könnte«, klagte Rebus.
»Bisschen früh dafür«, meinte Clarke tadelnd. »Außerdem wollten Sie doch keine Party.«
»Aber zur Feier unseres Erfolgs im Todorow-Fall …«
»Nennen Sie das ›Erfolg‹?«
»Es ist ein Resultat.«
»Und was nützen uns all diese Resultate?«
Er drohte ihr mit dem Finger. »Höchste Zeit, dass ich verschwinde – noch ein paar Wochen, und Sie wären zu einer hoffnungslosen Zynikerin geworden.«
»Aber es wär doch nett, sich sagen zu können, dass man wirklich etwas erreicht hat, oder?«, antwortete sie mit einem Seufzer.
»Ich dachte, genau das wollten
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