Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Sie beide einen Fall gemeinsam untersuchen, würde ich darauf tippen, dass der alte Macrae so gescheit gewesen sein wird, Shiv die Leitung zu übertragen.«
    »Nur meine Freunde nennen mich Shiv.«
    »Ich bitte um Vergebung, Siobhan.«
    »Für Sie bin ich immer noch Detective Sergeant Clarke.«
    Cafferty pfiff zwischen den Zähnen und klatschte sich auf einen fleischigen Oberschenkel. »Perfekt abgerichtet«, wiederholte er. »Und selten amüsant.«
    »Was haben Sie im Caledonian Hotel gemacht?«, fragte Clarke, als hätte er nichts gesagt.
    »Was getrunken.«
    »Und sich ein Zimmer genommen?«
    »Es kann mörderisch schwer sein, ein Taxi nach Hause zu finden.«
    »Und wie haben Sie Alexander Todorow kennengelernt?«
    »Ich war in der Bar …«
    »Allein?«
    »Aber nur, weil ich es so wollte – anders als DI Rebus, habe ich jede Menge Freunde, mit denen ich jederzeit was trinken und mir einen lustigen Abend machen kann. Ich wette, mit Ihnen, DS Clarke, könnte es auch ganz lustig sein, einen zu heben – solange Inspector Griesgram anderweitig beschäftigt wäre.«
    »Und Todorow saß einfach so neben Ihnen?«, fragte Clarke.
    »Ich saß am Tresen. Er stand und wartete darauf, bedient zu werden. Der Barkeeper war dabei, einen Cocktail zu mixen, dadurch hatten wir ein, zwei Minuten Zeit, ein paar Worte zu wechseln. Er war mir immerhin so sympathisch, dass ich seinen Drink auf meine Rechnung genommen habe.« Cafferty zuckte mit übertriebener Emphase die Schultern. »Er hat ihn runtergekippt, danke gesagt und sich verzogen.«
    »Er hat Ihnen nicht seinerseits einen angeboten?«, fragte Rebus. Er schätzte den Dichter als Trinker alter Schule ein; die Etikette hätte eine solche Gegeneinladung verlangt.
    »Doch, hat er tatsächlich«, gab Cafferty zu. »Ich habe dankend abgelehnt.«
    »Da wollen wir hoffen, dass die Überwachungsbänder das bestätigen«, bemerkte Rebus.
    Zum ersten Mal geriet Cafferty leicht aus der Fassung, wenn auch nur für einen Moment. »Das werden sie«, behauptete er.
    Rebus nickte bloß, während Clarke ein Lächeln unterdrückte. Schön zu wissen, dass sie es noch immer schafften, Cafferty aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    »Das Opfer wurde gnadenlos zusammengeschlagen«, fuhr Rebus fort. »Wenn ich nur kurz nachgedacht hätte, wären Sie von Anfang an mein Hauptverdächtiger gewesen.«
    »Es war ja von jeher Ihr Hauptvergnügen, Leuten was anzuhängen.« Cafferty richtete den Blick auf Clarke. Bislang enthielt das oberste Blatt ihres Notizblocks lediglich ein paar sinnlose Krakeleien. »Drei-, viermal die Woche sitzt er in seiner alten Rostlaube vor meinem Haus. Manche Leute würden längst ›Polizeischikane‹ schreien – was meinen Sie, DS Clarke? Sollte ich eine Unterlassungsklage einreichen?«
    »Worüber haben Sie sich mit ihm unterhalten?«
    »Sind wir wieder beim Russen?« Cafferty klang enttäuscht. »Soweit ich mich erinnere, sagte er so was wie, Edinburgh wäre eine kalte Stadt. Ich hab wahrscheinlich gesagt, da hätte er verdammt recht.«
    »Vielleicht meinte er weniger das Klima als die Leute.«
    »Und damit hätte er immer noch recht gehabt. Ich meine natürlich nicht Sie, DS Clarke – Sie sind ein richtiges Sonnenscheinchen. Aber diejenigen unter uns, die schon ihr ganzes Leben hier wohnen – tja, wir können schon irgendwie zu einer gewissen Mürrischkeit neigen, meinen Sie nicht, DI Rebus? Ein Kumpel von mir hat mal gemeint, das läge daran, dass wir uns seit Ewigkeiten in einem Zustand der Dauerinvasion befinden. Es ist eine lautlose Invasion, keine Frage, eine ganz angenehme Invasion und manchmal eher ein Bedrängen als ein Ansturm, aber sie hat uns … reizbar gemacht – und manche mehr als andere.« Cafferty warf einen listigen Blick in Richtung Rebus.
    »Sie haben noch immer nicht erklärt, warum Sie für ein Hotelzimmer Geld ausgegeben haben«, sagte Rebus.
    »Ich dachte, das hätte ich«, konterte Cafferty.
    »Nur, wenn Sie uns für Halbidioten halten.«
    »Zugegeben, › Halb idioten‹ wäre geschmeichelt.« Cafferty schmunzelte wieder in sich hinein. Rebus hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt, um sie dort unbemerkt zu Fäusten ballen zu können. »Hören Sie«, fuhr Cafferty fort, der plötzlich von den Spielchen nichts mehr wissen wollte, »ich hab einem Unbekannten einen Drink spendiert, jemand hat ihn überfallen, Ende der Geschichte.«
    »Nicht, bevor wir das Wer und das Warum wissen«, korrigierte ihn Rebus.
    »Worüber haben Sie sonst noch