Ein Rezept für die Liebe: Roman (German Edition)
brach sie in hysterisches Weinen aus, während sie ihm beteuerte, wie sehr sie ihn liebe. Und am Ende bettelte sie ihn jedes Mal an, sie zurückzurufen.
Er tat es nie. Stattdessen änderte er seine Nummer. Er warf die Bänder des Anrufbeantworters weg und dankte Gott, dass Louisa die Nachrichten nicht gefunden hatte und deshalb nie von dieser Geschichte erfahren würde.
Er hätte sich nicht einmal an Stephanies Gesicht erinnert, hätte sie nicht herausgefunden, wo er wohnte, und eines Abends auf ihn gewartet, als er nach einer Thanksgiving-Wohltätigkeitsveranstaltung in der Space Needle nach Hause zurückkehrte. Wie so oft in Seattle lag auch an diesem Abend dichter Nebel über der Stadt, so dass seine Sicht eingeschränkt war. Er bemerkte Stephanie nicht, als er seinen BMW in die Garage fuhr. Als er jedoch aus dem Wagen stieg, stand sie auf einmal neben ihm und sprach ihn mit dem Namen an.
»Ich lasse mich nicht einfach benutzen, Rob«, schrie sie, und ihre Stimme übertönte das Geräusch des Garagentors, das sich langsam hinter ihnen schloss.
Rob drehte sich um und sah sie im Licht der Garagenbeleuchtung stehen. Ihr weiches, blondes Haar, wie er es in Erinnerung
hatte, hing jetzt in feuchten Strähnen auf ihre Schultern herab, als hätte sie einige Zeit im Freien gestanden. Ihre Augen waren ungewöhnlich weit aufgerissen, und ihr Kiefer war angespannt, als drohe er, im nächsten Augenblick in tausend Teile zu zerspringen. Rob zog sein Mobiltelefon aus der Tasche und begann zu wählen, während er rückwärts in Richtung Tür ging. »Was hast du hier zu suchen?«
»Du kannst mich nicht benutzen und dann einfach wegwerfen, als wäre ich ein Putzlappen. Männer dürfen Frauen nicht benutzen. Damit kommt ihr einfach nicht davon. Jemand muss dafür sorgen, dass du damit aufhörst. Und du wirst dafür bezahlen.«
Statt einen Tobsuchtsanfall zu bekommen oder Säure auf seinen Wagen zu schütten, zog sie eine 22er Beretta aus der Tasche und feuerte das gesamte Magazin auf ihn ab. Eine Kugel schlug in sein Knie, zwei weitere trafen ihn in die Brust, während der Rest in der Tür hinter ihm stecken blieb. Um ein Haar wäre er auf dem Weg ins Krankenhaus seinen schweren Verletzungen erlegen und am großen Blutverlust gestorben. Vier Wochen lag er im Northwest Hospital, gefolgt von einem dreimonatigen Aufenthalt in einem Rehabilitationszentrum.
Er trug eine Narbe davon, die sich von seinem Nabel bis zum Brustbein hinaufzog, außerdem hatte man ihm eine Kniescheibe aus Titan eingesetzt. Aber er hatte überlebt. Sie hatte ihn nicht getötet. Sie hatte seinem Leben kein Ende gesetzt, nur seiner Karriere.
Louisa kam ihn kein einziges Mal im Krankenhaus besuchen und ließ auch nicht zu, dass er Amelia sah. Stattdessen ließ sie ihm die Scheidungspapiere zukommen. Nicht dass er ihr einen Vorwurf daraus machen konnte. Als er die Physiotherapie hinter sich hatte, legten sie das Besuchsrecht für Amelia fest und vereinbarten, dass er in die Wohnung kommen und sie sehen
durfte. Er besuchte sie regelmäßig an den Wochenenden, doch schon bald wurde ihm klar, dass er nicht in der Stadt bleiben konnte.
Er war immer kräftig und gesund gewesen, jederzeit bereit, sich auf eine Prügelei einzulassen, doch die Erkenntnis, mit einem Mal schwach und auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein, ging ihm gehörig an die Nieren. Er verfiel in schwere Depressionen, gegen die er jedoch vehement ankämpfte. Depressionen waren etwas für Weicheier und Weiber, nichts für Männer wie Rob Sutter. Vielleicht konnte er nicht ohne Hilfe gehen, aber er war ganz bestimmt kein Weichei.
Er zog nach Gospel, so dass seine Muter ihn bei der Genesung unterstützen konnte. Nach ein paar Monaten stellte er fest, dass es sich anfühlte, als wäre ein zentnerschweres Gewicht von seinen Schultern genommen worden. Eines, dessen Existenz er stets geleugnet hatte. Das Leben in Seattle hatte ihn ständig an alles erinnert, was er verloren hatte, in Gospel hingegen hatte er das Gefühl, endlich wieder atmen zu können.
Er eröffnete ein Sportgeschäft, um seine Gedanken von seiner trüben Vergangenheit abzulenken, und weil er eine sinnvolle Beschäftigung brauchte. Er war schon immer ein begeisterter Camper und Fliegenfischer gewesen und gelangte zu dem Schluss, dass es eine gute Geschäftsidee war. Und er stellte fest, dass er sogar großen Spaß daran hatte, Camping- und Anglerbedarf, Fahrräder und Feldhockeyausrüstung zu verkaufen. Er hatte genug Geld
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