Ein Rezept für die Liebe: Roman (German Edition)
ungeschönter
waren als die Idaho Sawtooths. Seine Mutter lebte seit neun Jahren hier, er seit knapp zwei. Trotzdem fühlte es sich wie ein Zuhause an, mehr als jeder andere Ort, an dem er gelebt hatte.
Rob wandte sich ab und trat an seinen Schreibtisch in der Mitte des Raums. Ein Karton mit Diamondback-Fliegenruten und eine Schachtel mit T-Shirts mit dem Namen und Logo des Ladens auf der Vorderseite standen gegen die Werkbank im hinteren Teil der Galerie gelehnt, wo der Bindestock und das Vergrößerungsglas mit Spezialwerkzeugen, Fadenspulen, Flitter und Basteldraht um Platz rangen.
Stanley Caldwell hatte die Post säuberlich auf Robs Schreibtisch gestapelt. Rob hatte den alten Mann auf Anhieb gemocht, als er ihn etwa vor einem Jahr kennen gelernt hatte. Der alte Knabe war ein aufrichtiger, hart arbeitender Mann – Eigenschaften, die Rob am meisten an einem Mann schätzte. Als Stanley ihm angeboten hatte, während Robs Abwesenheit »nach dem Rechten zu sehen«, hatte Rob nicht zweimal überlegen müssen, ehe er ihm den Schlüssel überlassen hatte.
Rob biss ein letztes Mal von seinem Apfel ab, ehe er ihn in den Abfalleimer warf. Er setzte sich auf die Schreibtischkante, einen Fuß noch auf dem Boden. Neben der Post lag die neueste Ausgabe der Hockey News . Auf dem Titelbild waren Derian Hatcher und Tie Domi in einer wilden Schlägerei zu sehen. Rob hatte das Spiel nicht gesehen, aber gehört, dass der Dominator es Hatcher ordentlich gezeigt hatte.
Er nahm die Zeitschrift und blätterte sie durch, vorbei an den Anzeigen und Artikeln bis zu den Spielergebnissen auf den hinteren Seiten. Sein Blick schweifte über die Zahlenkolonnen, ehe er auf halber Höhe hängenblieb. Nur noch ein Monat bis zu den Playoffs, und die Seattle Chinooks waren immer noch gut dabei. Das Team war in absoluter Topform. Der Torhüter, Luc
Martineau, war in bestem Zustand, und Pierre Dion, der erfahrene Stürmer, war mit 52 Toren und 72 Vorlagen in erstklassiger Verfassung.
In Robs letztem Jahr bei den Chinooks hatten sie es bis in die dritte Runde der Playoffs geschafft, ehe die Avalanches aus Denver sie mit einem Tor Vorsprung knapp geschlagen hatten. Nie war er dem Moment so nahe gekommen, seinen Namen auf dem Stanley Cup eingraviert zu sehen. Die Niederlage hatte ihm schwer zu schaffen gemacht, aber er war davon ausgegangen, dass es immer noch eine nächste Saison geben würde. Das Leben war eine tolle Sache gewesen.
Früher in jenem Jahr hatte seine Freundin Louisa ihre gemeinsame Tochter zur Welt gebracht. Ein grünäugiges, wunderschönes Mädchen von knapp sechs Pfund. Er war bei ihrer Geburt dabei gewesen, und sie hatten ihr den Namen Amelia gegeben. Das Baby hatte ihn und Louisa einander wieder näher gebracht, und einen Monat nach Amelias Geburt hatten er und Lou zwischen zwei Spielen in Las Vegas geheiratet.
In den drei vorangegangenen Jahren waren sie abwechselnd zusammen und wieder getrennt gewesen, hatten es aber nie geschafft, ihre Beziehung länger als ein paar Monate am Stück aufrechtzuerhalten. Sie hatten sich so häufig gestritten, sich wieder versöhnt, sich getrennt und wieder zueinander gefunden, dass Rob mit der Zeit den Überblick verloren hatte. Und fast immer war es um dasselbe Thema gegangen – um ihre rasende Eifersucht und seine Untreue. Sie warf ihm vor, er habe sie betrogen, obwohl er es nicht getan hatte. Dann betrog er sie, worauf sie sich wieder einmal trennten, um sich wenige Monate später erneut zu versöhnen. Es war ein Teufelskreis gewesen, doch bei der Trauung hatten sie beide geschworen, ab jetzt damit aufzuhören. Nun, da sie ein Baby hatten und eine Familie waren, würden sie dafür sorgen müssen, dass ihre Beziehung funktionierte.
Und fünf Monate lang hatte sie das auch getan. Bis der erste große Krach gekommen war.
An diesem Abend war er mit den Jungs unterwegs gewesen und spät nach Hause gekommen. Louisa war aufgeblieben und hatte auf ihn gewartet. Er hatte den Großteil des Abends bei Bruce Fish, ihrem Flügelstürmer, mit miesem Billard und halbwegs ordentlichem Darts zugebracht. Fishy war ein hervorragender Eishockeyspieler, aber ein notorischer Frauenheld. Louisa war völlig ausgeflippt und hatte sich geweigert, ihm zu glauben, dass er den Abend nicht in einem Stripclub verbracht hatte, wo die Tänzerinnen sich auf seinen Schoß gesetzt hatten und vielleicht noch viel Schlimmeres passiert war. Sie hatte ihm vorgeworfen, er habe sie mit einer Stripperin betrogen und stinke
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